Kirgistan

Vom 14. bis 24. Mai 2025

Entlang der Seidenstraße von Samarkand nach Almaty

Usbekistan – Tadschikistan – Kirgisien – Kasachstan vom 29.04. 2025 bis 31.05. 2025
Teil 1 Usbekistan, Teil 2 Tadschikistan und Teil 4 Kasachstan sind jeweils in einem extra Kapitel dargestellt.

Teil 3 - Kirgistan vom 14.05. bis 25.05. 2025

Für die Ungeduldigen hier meine Lieblingsbilder

Lieblingsbilder

15.05—25.06.25

121 Bilder

14. Mai 2025 – Mittwoch – Von Karakul nach Sary Tasch

In der Nacht hatte es geschneit, die Frontscheibe des Jeeps war weiß und am frühen Morgen hingen die Wolken ganz tief über dem Dorf. Hoffentlich ist der Pass nach Kirgistan nicht zugeschneit. Vor der Zeit verließen wir Karakul, um zur verabredeten Zeit an der Grenze zu sein und doch noch Zeit für den einen oder anderen Fotohalt zu haben.
Vor der Kurve, die uns weg vom Karakul führte, hielten wir noch einmal an für ein Foto. Nach einer gewissen Zeit näherten wir uns wieder der chinesischen Grenze und erfreuten uns an den Stacheldrahtzaun, der immer mal wieder Löscher aufwies. Einmal war sogar ein großes Tor geöffnet, wo ein LKW bequem durchfahren konnte. Die Chinesen holen sich wohl Sand aus Tadschikistan, meinte unser Fahrer.
Wir waren allein auf der Strecke, 65 Kilometer kein entgegenkommendes Auto, keins das uns überholte, nicht einmal ein deutscher Fahrradfahrer. Selbst die tadschikischen Grenzer zeigten sich nicht. Wir konnten also ganz in Ruhe die wild-romantische, ja majestätische Landschaft genießen. Als ich wieder einmal „Stopp“ rief und einfach ein cooles Tal fotografieren wollte, sah ich einen größeren Vogel. Schnell das Tele drauf, den Vogel im Sucher finden, abdrücken. Er war schon ziemlich weit weg, aber auch ziemlich groß. Einen kapitalen Steinadler hatte ich da vor der Linse. Es sah so aus, also ob er Flugprobleme hatte, aber wahrscheinlich hatte er in seinen Greifen eine Beute zu transportieren. Aus den Fotos ging dies nicht eindeutig hervor. Und wieder welch ein Zufall, dass wir gerade zur richtigen Zeit angehalten hatten. Wir fuhren auf eine ganz besonders beeindruckende Bergkette zu und als wir sie erreicht hatten und in das Tal einbogen, standen wir auch schon vor dem tadschikischen Grenzposten. Man wollte uns gar nicht sehen. Amirbek verschwand mit unseren Pässen und kam nach einer Weile mit den gestempelten wieder zurück. Ein wenig aufgeregt, da der Preis für die Ausreise (also das Trinkgeld für die Grenzer verdoppelt wurde, seit seinem letzten Besuch). Sie wollen 200 Somon haben. Das war genau die Summe, die wir noch an tadschikischen Geld übrig hatten. Toma sagte, hier sind sie und er schaute Toma ungläubig an. Nach dem Grenzposten begann die neutrale Zone und der lehmige Weg voller Spurinnen führte hinauf zum Kysil Art Pass (4336 ü. NN). Oben angekommen hielten wir an. Amirbek drehte das Auto um. Vor uns ein riesiger Steinbock und eine Stehle mit dem Wappen von Tadschikistan. Es war 9.35 Uhr. Um 10 Uhr sollten wir von Iliyas, unserem kirgisischen Fahrer abgeholt werden. Bis um Zehn vertrieben wir uns die Zeit mit der Beobachtung der Murmeltiere. Punkt 10 Uhr trafen zwei Jeeps auf dem Pass ein. Und jetzt begann das etwas Surreale. Wie in Zeiten des Kalten Krieges auf der Glienicker Brücke in Berlin Agenten ausgetauscht wurden, wurden unter Aufsicht der Grenzer, die in dem zweiten Jeep saßen, die Passagiere aus dem kirgisischen in das tadschikische Auto umgeladen und wir in das kirgisische, nachdem man schnell mal in unsere Pässe geschaut hatte. Wir wurden gegen eine Frau mit zwei kleinen Kindern getauscht. Herzliche Verabschiedung mit Amirbek und los ging es den Pass bergab.
Als erstes begegneten wir den Chef der hiesigen Grenztruppen und hielten Small Talk mit ihm. An den Straßenverhältnissen änderte sich wenig, die Natur war ebenso prächtig. Unser neuer Fahrer erklärte uns, dass wir noch 17 Kilometer in der neutralen Zone fahren mussten, bis zum kirgisische Grenzposten. Unterwegs sahen wir noch einmal zwei Steinadler, aber es gelang kein Bild.
Dann war es soweit. Wir standen vor dem verschlossenen Tor. Nach gefühlt 5 Minuten öffnete ein Grenzsoldat das Tor, nahm unsere Pässe, fotografierte sie ab und wieder vergingen nun gefühlte 10 Minuten. Nicht dass es eine Wagenkolonne zur Abfertigung vor uns stand, wir waren weit und die Einzigen auf der tadschikischen Seite. Wir bekamen die Pässe zurück und mussten sie nun dem autorisierten Grenzbeamten vorzeigen, der sie abstempelte. Geschafft. Als wir das zweite Tor nach Kirgisien passierten, sahen wir einen Fahrradfahrer, der den umgekehrten Weg fahren wollte.
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Auf dem Weg von der Grenze nach Sary-Tasch war die Straße schon etwas besser.

Die Landschaft in Kirgistan war wesentlich grüner als in Tadschikistan. Die Berge genauso beeindruckend, wenn nicht sogar noch mehr.
Da es auch hier in der Nacht geschneit hatte, waren sie alle weiß, wie mit Puderzucker bestreut. Wie fuhren auch hier an Yak-Herden und großen Schafherden vorbei, und im Gegensatz zu Tadschikistan konnte ich mir vorstellen und sehen, was die Tiere aßen. In Tadschikistan war oft kaum Grün auf den Weiden erkennbar.
Als wir mit unserem Fahrer den heutigen Ablauf durchsprachen, stellte sich heraus, dass wir nicht in dem geplante Quartier übernachten sollten. Nach einigen Telefonaten und der Besichtigung der beiden Möglichkeiten, machten wir es so, wie es die kirgisische Organisation wollte. Doch davor aßen wir in einem kleinen Café zu Mittag. Das Café war bis auf den letzten Platz gefüllt und an der Wand hing das Passwort für das Internet. Irgendwie tickten die Uhren doch etwas anders, schneller. Sary Tash sah wesentlich besser aus als Karakul, reicher, wohlhabender.
Unser Quartier ist ein schönes großes Haus mit mehreren Zimmern, Toilette und Bad auf dem Flur, alles sauber und das Beste, mit einer fantastischen Aussicht auf den Alai. (nicht Altai)
Da brauchte man nirgends mehr hingehen, einfach nur schauen und staunen und genießen.
Das taten wir neben ausführlicher Körperpflege, Teetrinken, Vögel aus dem Fenster fotografieren und Bericht schreiben auch. Na und dann gab es auch wieder Internet. So viele Vergnügen auf einmal hatten wir lange nicht.
Blick aus dem Fenster unserer Unterkunft
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15. Mai 2025 – Donnerstag – Von Sary Tasch zum Basis Lager des Peak Lenins und wieder zurück

Ein quasi Ruhetag mit körperlicher Aktivität (Wandern), das erwartete uns heute.
Ein gemütliches Frühstück und kein überstürzter Aufbruch, wir ließen den Tag geruhsam angehen.
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Kaum dass wir Sary Tasch verlassen hatten, bat ich um einen Fotostopp.

Sary-Tasch (kirgisisch Сары-Таш) ist ein Dorf mit 1427 Einwohnern (Stand 2009) im Rajon Alai im Oblus Osch im äußersten Süden der Republik Kirgisistan in Zentralasien.

Der Ortsname bedeutet „Gelber Stein“. Der Ort wurde 1950 gegründet und ist als Knotenpunkt mehrerer wichtiger Straßen im Pamir und als Stützpunkt für die Instandhaltung und Freihaltung dieser Straßen von Bedeutung. Bei gutem Wetter hat man eine großartige Sicht nach Süden auf die etwa 45 bis 60 km entfernten, gewaltigen Berge des Pamir. Die höchsten von Sary-Tasch aus zu sehenden Berge sind der 7134 m hohe, 53 km entfernte Pik Lenin sowie der der 6842 m hohe, 55 km entfernte Pik Marschall Schukow.

Bild unten - In Sary-Tasch
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Der Weg ins Basislager sollte nicht befahrbar sein. Mal sehen wie weit wir kamen.
Die Berge waren sanft grün, Pferde weideten darauf, alles sehr idyllisch.
Ich bat um einen Fotostopp.
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Ich wollte schon wieder einsteigen, aber da sagte Toma, dass sie noch einmal zurückmüsse, sie hätte was vergessen und weg war das Auto mit ihr, und ich stand da. Doch keine Minute später setzte sich die Pferdeherde in Bewegung und kam auf mich zu galoppiert. Das sah natürlich traumhaft in dieser Umgebung aus. Also Filmtaste.
Die Pferde überquerten die Straße und liefen zum Fluss auf der anderen Seite trinken. Die Zeit verging recht schnell, bis das Auto wieder auftauchte. Toma hatte ihre Wanderstöcke vergessen (die sie dann nicht einmal gebraucht hat).
Blick auf den Pamir von Norden (aus dem Alai-Tal).

Das Alai-Tal (kirgisisch Алай өрөөнү) ist ein breites Hochgebirgstal im Oblus Osch im äußersten Süden der zentralasiatischen Republik Kirgisistan. Es liegt in den beiden Bezirken Alai und Tschong-Alai und erstreckt sich auf insgesamt 180 km Länge von Osten nach Westen zwischen dem Alai-Gebirge in Kirgisistan im Norden und der zum Pamir gehörenden Transalai-Kette mit dem 7134 m hohen Pik Lenin in Tadschikistan im Süden.
Wir passierten dann eine Kohlemiene auf der rechten Seite des Tales. Die rechte Seite ist das Alai - Gebirge und wir befinden uns im Alai-Tal Eine Tonne Kohle, sagte Illias, kostet etwa 50 $. Viele Leute heizen mit Kohle.
Durch das Tal führte einst ein Zweig der Seidenstraße. Heute verlaufen auf dieser Trasse die Straßen A 371 und A 372, die seit 2012 zweispurig asphaltiert sind.
In Sary-Mogul, wo der Weg ins Basislager abzweigte, war am Donnerstag Basar.
Ein ganz besonderer Basar. Tiermarkt. Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, alles wurde verkauft und gekauft.
Es ging sehr gesellig und lebhaft zu. Die Männer, die sich nicht jeden Tag trafen, hatten viel zu erzählen, zu handeln, zu feilschen und mit dem erworbenen Vieh dann wieder nach Hause zu fahren oder sich über den abgewickelten Kauf zu freuen.
Alle übrigen Bilder vom Tiermarkt

Tiermarkt

15.05.25

10 Bilder

Sary-Mogul fällt durch seine vielen Moscheen auf. Wir zählten fünf beim Durchfahren, aber es sind Stand heute 9 Moscheen.
Bis zum Fuße des Gebirgskamms ging es über Feldwege, vorbei an Herden und Murmeltierbauten.
Als wir dann nach rechts hoch ins Gebirge abbogen wurden die Aussichten auf den Peak Lenin traumhaft. Je näher wir kamen umso spektakulärer.
Wir kamen gut voran, bis uns ein Schneefeld den Weg versperrte.
Den Weg schon aber an der Weiterfahrt konnte es Iliyas nicht hindern. Er scherte aus und wir fuhren einfach den Hang hinauf, irre steil, im an der Grenze des Kipppunktes, manchmal sogar in zwei Richtungen, nach vorn oder hinten und zur Seite. Da war Sandwüste fahren gar nichts dagegen.
Als wir dann einen dieser Hügel mit dem Auto erklommen hatten, konnte ich nun doch nicht mehr an mich halten und bat um einen Fotostopp.
Seen, Wiesen, Schnee, Blumen, Berge mehr braucht es wirklich nicht für ein Foto.
Blick zurück auf das Alai-Gebirge
Ein zweites Schneefeld umfuhren wir auch, beim Dritten war Schluss. Da standen wir aber schon in Sichtweite der ersten Unterkünfte.
Auto an der Seite parken und ab ging es zum Peak Lenin Base Camp.
Etwa 4 Kilometer Wegstrecke, knapp 300 Höhenmeter und wir standen im Basislager.
Der Weg war wesentlich romantischer, fotogener als das Basislager selbst.

Diese Senke und der Fluss mussten überwunden werden.
Der Weg hätte auch in den Alpen sein können. Aber hier sind die Dimensionen deutlich größer, die Täler weiter und wir befanden uns ja auch schon auf fast dreieinhalbtausend Meter über N.N.

Dann ging es kruz bergauf.
Blumen am Wegrand. Sehr vielfältig und manche außergewöhnlich schön.
Im Basislager schauten wir kurz in den Speisesaal, bestaunten die Grundflächen für die Zelte und Jurten, sahen wie zwei LKW Material und Verpflegung für die kommende Saison brachten.
Einige Beweisfotos und zurück zum Auto. Der Peak Lenin zog sich allmählich zu und die Sonne kam auch nicht mehr durch.
Der Pik Avicenna (tadschikisch Қуллаи Абӯалӣ ибни Сино Qullai Abualij ibni Sino), auch bekannt als Pik Lenin (kirgisisch Ленин Чокусу Lenin Tschokussu), ist der höchste Berg der Transalai-Kette im nördlichen Teil des Pamir an der Grenze zwischen Tadschikistan und Kirgisistan. Mit 7134 m ist er nach dem Pik Ismail Samani (7495 m) der fünfthöchste Gipfel des Pamir. In Tadschikistan ist er nach dem persischen Mediziner Avicenna benannt, in Kirgisistan nach dem russischen Revolutionär Lenin.
Der Berg wurde 1871 durch den russischen Forscher Alexei Pawlowitsch Fedtschenko entdeckt und nach dem damaligen russischen Generalgouverneur von Turkestan, Konstantin Petrowitsch von Kaufmann, Pik Kaufmann (russisch Pik Kaufmana) benannt.
Am 25. September 1928 gelang es im Rahmen der deutsch-sowjetischen Alai-Pamir-Expedition unter der Leitung von Willi Rickmer Rickmers, Nikolai Gorbunow und Nikolai Krylenko, den Gipfel des Pik Kaufmann erstmals zu erreichen. Die Gipfelbezwinger lösten damit den von Alexander Mitchell Kellas und zwei Sherpas 17 Jahre zuvor mit der Besteigung des Pauhunri aufgestellten Höhenrekord ab.
Von Kusgun Tokai über Altin Masar ging es durch das Sauk-Sai-Tal in zunächst östlicher, dann nördlicher Richtung über den Sauk-Sai-Gletscher. Nach vier Tagen errichteten Karl Wien, Eugen Allwein und Erwin Schneider (7000er-Schneider) ihr letztes Hochlager auf 5700 Metern Höhe, kamen aber im ersten Versuch nur auf einen Nebengipfel (genannt Eckpfeiler) in 6100 Metern Höhe. Am 25. September schließlich fanden sie die richtige Route und erreichten über eine etwa 55° geneigte Eiswand und den Ostgrat nach etwa sieben Stunden Aufstieg den Gipfel.[2] Im selben Jahr wurde der Berg nach dem Führer der Oktoberrevolution Wladimir Iljitsch Lenin in Pik Lenin (russisch Пик Ленина Pik Lenina) umbenannt.

Allerdings wurde die Leistung von Wien, Allwein und Schneider von sowjetischer Seite lang angezweifelt. Erst im Zuge der Österreichischen Pamirfahrt 1967 der Österreichischen Himalaya-Gesellschaft (ÖHG), bei der österreichische Extrembergsteiger an der internationalen Alpinade teilnahmen, gelang es dem Tiroler Rolf Walter, den Pik Lenin an einem Tag zu bestiegen. Damit wurden die Zweifel beseitigt und die Gruppe der ÖHG konnte das Pik-Lenin-Abzeichen für den Österreicher Erwin Schneider entgegennehmen und diesem überbringen.
Im Basislager des Peak Lenins
Auf de Rückweg
Auf dem Rückweg hatten wir aber noch eine Begegnung mit den Murmeltieren, die gleich neben dem Weg ihren Bau hatten.
Schöne Bilder und fantastische Videosequenzen. Es war ein wunderschöner entspannter Spaziergang in einer mit Blumen übersäten hochalpinen Landschaft.
Auf der Rückfahrt nickte ich ein. War wohl doch etwas mit Anstrengung verbunden. Als ich aufwachte, suchten wir in Sary Mogul unser Haus, wo wir zu Mittag essen sollten. Nach einem Anruf fanden wir es und wir aßen bei einer Lehrerfamilie zu Mittag. Wahrscheinlich war der Lohn allein doch zu wenig für ein angenehmes Leben und der Nebenverdienst durch die Vermietung und Beköstigung ein substanzieller Bestandteil ihres Einkommens.
Kurz vor der Einfahrt zu unserem Homestay hüpfte ein Wiedehopf vor das Auto. Neben dem Hotel baute der Hausherr eine Jurte auf.
Unser Schweizer Mitbewohner, Marcel Jaun, war von seiner Tour noch nicht zurück. Ein wirklich interessanter, angenehmer und sehr sympathischer Zeitgenosse, mit 30 bereits viel erlebt und erreicht hatte, und seinen Lebensmittelpunkt mit seiner kirgisischen Frau hier in Kirgistan gewählt hat. Wir hatten sehr aufschlussreiche und anregende Gespräche.
Das Unglaubliche an unserer Begegnung mit Marcel war jedoch, dass wir einen gemeinsamen Bekannten hatten, Raphael Wellig, den Wettkönig aus der Fernsehsendung mit Thomas Gottschalk. Raphael ist ein guter Bekannter der Familie. Da bestätigt sich doch wieder einmal die Regel, dass die Wahrscheinlichkeit beim Zusammentreffer zweier unbekannter Menschen, dass sie gemeinsame Bekannter haben, etwa 50% ist.
Kurz vor dem Abendbrot kamen noch zwei Londoner hereingeschneit, ein Brite und eine Chinesin, die morgen nach China weiter wollten. Am Abendbrottisch gab es meist auf Englisch erfrischende Unterhaltungen. Es ist erstaunlich wie viele interessante Persönlichkeiten auf der Seidenstraße unterwegs waren. Wahrscheinlich war dies auch früher so. So hat bestimmt schon damals der kulturelle Austausch funktioniert.
Morgen bekommen wir einen neuen Fahrer und es geht nach Osch.

16. Mai 2025 – Freitag – Von Sary Tasch nach Osch

Ein turbulenter Tag geht jetzt 20 nach Neun mit dem Berichtschreiben zu Ende. (Noch muss ich den Bericht schreiben.)

Er fing schon dramatisch ganz in der Frühe an. Ich erkannte an Tomas Oberarm einen roten kreisrunden Fleck und ohne Doktor war die Diagnose sofort klar: Borreliose. Ein Tag vor Abfahrt hatte Toma sich in der Haard eine Zecke eingefangen, die es wohl bis zu ihrer Entfernung noch geschafft hatte, die Borreliose-Bakterien weiterzugeben. Was tun? Wir entschieden, unser Glück bei einem Arzt in Osch zu versuchen. Marcel gab uns einen Tipp, welches Krankenhaus wir aufsuchen können bzw. welchen Arzt wir konsultieren sollten.
In der Mitte Marcel Jaun

Wir verabschiedeten uns ganz herzlich von Marcel Jaun (den findet ihr auch ganz leicht im Internet) und machten uns auf die Reise nach Osch, in wärmere und tiefer gelegene Regionen.
Unser neuer Fahrer war pünktlich zur Stelle. Alexander ist nicht nur der russischen Sprache mächtig, er ist native Speaker. Das war schon einmal ein großes Plus. Die Kommunikation verlief also reibungslos. Alexander Chursin ist ein Unikum. Weltmeister in so einer Sportart wie Judo, Abgeordneter und Vorsitzender der Partei … in Kirgisien, Unternehmer, Umweltaktivist, naja und nebenbei fährt er Touristen.

Als wir einstiegen, packte Alexander gerade seine Drohne DJI Air 3 weg. Da gab es schon die ersten Anhaltspunkte von gleichen Interessen. Ich ermutigte ihn, wenn immer er einen guten Spot für einen Drohnenflug sah, anzuhalten und die Drohne fliegen zu lassen. Wir kamen auch überein, dass ich seine Aufnahmen nutzen kann. Ich glaube, das könnte eine spannende Reise werden.
Es war Freitag und wir wollten noch zum Doktor, groß anhalten war also nicht drin. Trotzdem machten wir einige Fotopausen, denn die Landschaft war nicht schlechter als an den vorangegangenen Tagen. Alles war nur viel grüner, lieblicher (nicht so schroff) und gediegener (also in einem ein wenig besseren Zustand als in Tadschikistan). Auf den Weiden standen immer wieder Jurten, aber da die Weidesaison erst begann, waren es wohl nur wenige im Vergleich zum Sommer.
Viele Aufnahmen machte ich aus dem fahrenden Auto heraus. Denn immer anhalten konnten wir wohl doch nicht.
Und dann doch wieder eine Fotopause, aber nur kurz.
Die Straßenverhältnisse waren überwältigend gut (im Vergleich zu den letzten Tagen).
An einen kirgisischen Friedhof legten wir eine kleine Pause ein.
Wir erklommen einen Pass -auf einer hervorragend ausgebauten Straße!
Oben auf dem Pass hielten wir an, stiegen aus und über uns kreisten die Greifvögel.
Alexander ließ seine Drohne fliegen und hier davon eine Aufnahme.
Je näher wir Osch kamen, desto weiter wurde das Tal, umso flacher die begrenzenden Berge, bis sich alles in der Ebene auflöste.
Oben noch einige Aufnahmen aus dem Autoenster.
In Osch herrschte wieder ein chaotischer Verkehr mit überfüllten Straßen, wie wir ihn aus unserer Moskauer Zeit kannten. Die Suche der Klinik gestaltete sich doch etwas komplizierter als gedacht. Als wir dann zweifelnd vor der Tür der Klinik standen, uns nicht entschließen konnten hineinzugehen, weil Schilder auf Maskenpflicht und Schuhüberzieher bei Betreten des Gebäudes hinwiesen, sprach uns eine junge Frau und meinte, das ist nicht ernst gemeint. An der Rezeption sagte man uns, dass jetzt Mittagspause wäre, obwohl ein Schild direkt neben dem Fenster das Ende der Mittagspause auf um 1 Uhr bezifferte, es aber schon 10 nach Eins war. Wir baten um einen Termin beim allgemeinen Arzt und wurden zum Zimmer 111 geschickt. Ein Aufrufsystem gab es nicht. Jeder der zu diesem Arzt wollte schaute eben einfach rein. 13.30 Uhr erschien dann der Arzt, zog sich um, und jetzt schaute auch Toma hinein. Sie kam fast sofort dran und erschien nach wenigen Minuten mit dem Arzt mit Namen Yrysbek Uulu Yrysmamat. Das Ergebnis der Untersuchung lautete: Dr. Soundso (mit nicht ganz so einfachen Namen wie der Dr. gerade) aufsuchen, den Spezialisten für Tierbisse (Rabiolog). Der praktizierte in einem anderen Krankenhaus ganz in der Nähe. Es gab kein Rezept, sondern einen Zettel 4*4 Zentimeter mit der Wegbeschreibung. Das war ja nicht so beeindruckend für eine internationale Klinik. Ich bat Dr. Yrysbek Uulu Yrysmamat, vielleicht doch ein Rezept für Antibiotika auszuschreiben, was er aber ablehnte. Dazu sei er nicht befugt. Wir riefen dann Zuhause bei Tomas Hausarzt an, wurden aber gebeten in anderthalb Stunden noch einmal anzurufen. Während Toma beim Arzt war, schaute ich im Internet nach, wie Borreliose behandelt wird. Ganz zweifelsfrei mit Antibiotika. Wir entschieden uns also ein Antibiotikum zu kaufen. An der Rezeption zeigte man uns den Weg und siehe da, zwei Zimmer weiter als die 111 war die Apotheke, die uns für 5 Euro ohne Rezept zwei Schachteln des passenden Antibiotikums verkaufte.
Da wir ja jetzt noch anderthalb Stunden Zeit hatten, bis zum erneuten Anruf in Deutschland, um mit dem Hautarzt die Dosierung zu klären, entschlossen wir uns, den Rabiolog aufzusuchen. Der 4*4 Zettel war wirklich keine große Hilfe. Da half nur ein spiralförmiger Einkreisalgorithmus, wie bei der Lösungsfindung für nichtlineare Optimierungsprobleme. Nur konnten wir uns nicht so frei bewegen. Überall Baustellen, überall Pförtner, die schliefen und als wir sie weckten, sehr unwirsch antworteten. Wirklich wie durch ein kleines Wunder standen wir dann vor einem Eingang, in dem sich viele Menschen tummelten, der orthopädischen Abteilung. Den Eingang schafften wir noch spielend, dann der Gang, es wurde schon voller, die Treppe auch voller Menschen und die letzte Tür war offen und alle belagerten die einzige Frau im grau-weißen Kittel und fragten irgendetwas auf Kirgisisch, ob der Verwandte verstorben ist oder nach der OP wieder aufgewacht wäre, naja in diesem Sinne. Dann kam ein Arzt, den alle am Arm oder Kittel zogen. Er gewährte Toma eine kurze Konsultation und entließ Toma mit den Worten: Da Sie keine Schmerzen haben und es nicht juckt, machen sie sich keine Gedanken.
Ein wenig Gedanken machten wir uns dann schon (aber die will ich jetzt hier nicht offenlegen).
Da jetzt immer noch Zeit war bis zum Anruftermin, aßen wir in einem italienischen Restaurant zu Mittag. Hier gab es kostenloses Internet, wo wir noch einmal alles nachlasen. Als wir dann zur vereinbarten Zeit anrufen wollten, funktionierte die Verbindung nicht mehr. Der Anruf nach Deutschland ging nicht durch.
Fahrt zum Hotel. Einchecken und ich besorgte noch einmal vier Packungen Antibiotika in der nächstgelegenen Apotheke. Toma hatte auf einem Beipackzettel in unsere Reiseapotheke die Dosierung für Borreliose gefunden. Die Apothekerin gab uns noch ein Magenschutzmittel mit, da die Antibiotika ja gewöhnlich nicht so magenfreundlich sind.
Beim Gang durch die Stadt sahen wir einen vertrauten Kwass-Wagen (ein Update, was die Hygiene betraf.)
Jetzt konnte ich mich meinen unbedeutenden Problemen widmen. Ich wollte, wie ihr ja schon wisst, zum Friseur. Davon gab es eine Unmenge, aber alle nur für Frauen.
Die für Männer hießen Tschatschtaratschkana. Ja wie denn sonst. Als wir endliche eine Tschatschtaratschkana gefunden hatten, war ich sofort dran. Schnelle professionelle Arbeit. Nur als der Frisör zum Schluss die Parfümflasche öffnete, sagte ich Stopp. Danke. Ich gab 50 % Trinkgeld, insgesamt 3 Euro. Alexander war der nächste und auch ruck zuck fertig. Auf dem Rückweg zum Hotel tauchten wir noch einmal in die sowjetische Vergangenheit ein, als wir einen Kwaswagen passierten. Bis zum Abendbrot hatten wir jetzt noch 75 Minuten Zeit, für Körperpflege, Waschen…
Wir dachten, dass wir ganz in der Nähe in einem der vielen Restaurants essen werden. Geirrt. Die Leitung der lokalen Reiseagentur hatte entschieden, dass wir 8 Kilometer zu einer Familie fahren und dort essen. Die Reisenden (Klienten) spielten da keine Rolle bei der Entscheidung (obwohl wir deutlich unseren Wunsch geäußert hatten). Wir fügten uns, um keinen Krawall machen zu müssen. Nahmen dafür eine Fahrt von einer halben Stunde in Kauf. Die Familie sagte Guten Abend und Auf Wiedersehen.
Das Essen war lecker. Eine halbe Stunde wieder zurück und dann war es 20 nach Neun.

17. Mai 2025 – Samstag – Von Osch nach Chychkan

Frühstück-Büfett! Der pure Luxus.
Bevor wir die Stadt verließen, fuhren wir zum Basar, der eigentlich gleich um die Ecke war.
Toma kaufte kräftig Trockenfrüchte ein. Hoffentlich bekommen wir kein Zollproblem.
Unser Fahrer und Guide beim gemeinsamen Besuch auf dem Basar in Osch

Basar-Osch

17.05.25

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400 Kilometer standen heute auf dem Programm. Das ist eine Mammutaufgabe für den Fahrer. Da aber ein Pass noch nicht geöffnet war, mussten wir einen Umweg in Kauf nehmen. Insgesamt war es eine wunderschöne Fahrt, durch lieblich grüne Berge, schroffe Schluchten, fruchtbare Ebenen, enge Täler.
Den ersten Halt machten wir in Usgen. Ein weiterer Ort auf der Seidenstraße.
Das Minarett von Ösgön
Aus der karachanidischen Blütezeit des 11. und 12. Jahrhunderts stammen mehrere gut erhaltene Bauten auf dem Ösgön Archäologie-Architektur-Museum-Komplex, einer parkähnlichen Freifläche nahe der Stadtmitte und neben dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Ösgön. An der Nordseite des Komplexes steht ein heute nur noch 27,5 m hohes Minarett, wohl Vorbild für die von den Karachaniden in Buchara und Vobkent erbauten Minarette. Der obere Teil des ursprünglich wesentlich höheren und an seiner Basis 8,5 m breiten, sich nach oben verjüngenden Turms wurde bei einem Erdbeben im 16. Jahrhundert zerstört. Heute ist er über einer Aussichtsplattform von einer Kuppel bekrönt.
Auch hier gab es einen Turm, ein Mausoleum und ein kleines Museum zu besichtigen. Wir quälten uns die unwahrscheinlich steile Treppe hinauf auf den Turm und sahen auf einen Fluss und den Ort hinab. Viel war aber nicht zu sehen, da es heute so heiß war, dass schon am frühen Vormittag alles im Dunst lag.
Ösgön hat eine bedeutende Geschichte als eine der ältesten Städte in Kirgisistan. Der Ort hat seit 1927 Stadtrecht, aber seine Ursprünge liegen im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., als hier, wo sich das Tal des Karadarja verengt, ein Handelsplatz und eine Zollstelle an einem durch das Ferghanatal nach Kaschgar führenden Zweig der Seidenstraße eingerichtet wurde. Der Ort wird in chinesischen Berichten aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Zuvor soll sich bereits ein Truppenlager Alexanders des Großen hier befunden haben. Bei Ausgrabungen wurden Spuren von Befestigungen aus dieser vorchristlichen Zeit gefunden.

Nachdem die Karachaniden in den Jahren 990–992 große Teile Transoxaniens, einschließlich des Ferghanatals, von den Samaniden erobert hatten, wurde das heutige Ösgön Hauptstadt eines ihrer Teilreiche und nach Balasagun und neben Kaschgar und Samarkand eines der vier Zentren ihres Reiches. Von Ösgön aus eroberte der seit 996 dort regierende Arslan-Ilek Nasr-ben-Ali († 1013), im Oktober 999 endgültig Buchara, die Hauptstadt der Samaniden, Samarkand und das übrige Transoxanien, und bis 1213 war Ösgön dann Hauptstadt des im Ferghanatal herrschenden Zweigs der Karachaniden, ab 1089 allerdings unter der Oberhoheit der Seldschuken.
In der Folge gehörte der Ort mit dem gesamten Ferghanatal ab 1219/20 zum Großreich Dschingis Khans bzw. ab 1229 zum Tschagatai-Khanat der Mongolen, und danach ab 1370 zum Reich Timurs und der Timuriden. Ab etwa 1512 gehörte das Ferghanatal mit Ösgön zum Khanat von Buchara und von 1710 bis 1876 zum Khanat Kokand. Mit der Annexion des Khanats Kokand im Jahre 1876 kam Ösgön an das Russische Reich und wurde nunmehr Üzkent genannt.
Bei der unter Stalin erfolgten internen Grenzziehung der zentralasiatischen Gebiete der Sowjetunion 1924/25 wurden die mehrheitlich usbekischen Siedlungsgebiete am östlichen Ende des Ferghanatals und an den umliegenden Gebirgshängen – und somit auch Ösgön – nicht der Usbekischen SSR zugeteilt, sondern wurden Teil des Kara-Kirgisischen Autonomen Gebiets innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik. Aus diesem wurde 1926 die Kirgisische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik, im Dezember 1936 die Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik und am 31. August 1991 die souveräne Kirgisische Republik.

Im Zuge der Auflösung der Sowjetunion brachen am 4. Juni 1990 zunächst in Ösgön, dann auch in Osch und in umliegenden Dörfern schwere Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken aus, die innerhalb weniger Tage zahlreiche Tote forderten und durch Plünderung und Brandstiftung erhebliche Sachschäden verursachten. Erst nach dem Eingreifen sowjetischer Armee- und Polizeieinheiten ab 6. Juni konnten die Unruhen unter Kontrolle gebracht werden.
Die Reise bietet wirklich schnelle Temperaturwechsel. Wenn wir In Sary Tasch noch gefroren haben und es in der Nacht gefroren hat, so konnten wir uns in Osch schon vor Hitze nicht retten. Heute war ein weiterer Hitzetag.
Als wir die Treppe wieder herunterkletterten, stand vor dem Eingang eine Gruppe Soldaten, die fotografiert wurden und uns auf dem Rundgang durch die historische Stätte mit gesungener Marschmusik begleiteten. Filmen wurde nicht verboten.
Die geschichtlichen Details werde ich nachreichen, dazu reicht jetzt die Kraft nicht mehr. Es ist nämlich schon 21.40 Uhr und wir sind gerade mit dem Abendbrot fertig.

Hier zwei Fotos von unterwegs. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich.
Zweiter Höhepunkt die Störche. Alexander hielt plötzlich an und wir schauten uns beide an, was wir hier sollten.
Als wir jedoch durch die Bäume am Straßenrand auf das Feld heraustraten, da sahen wir sie, die Störche. Auf mehreren hundert Metern waren alle Strommasten mit zwei oder drei Storchennester belegt.
Die Jungen waren schon geschlüpft und so groß, dass sie schon im Nest von unten zu sehen waren. Alexander startete die Drohne und flog die Nester an, sodass wir jetzt auch Aufnahmen von oben haben. Ich bin gespannt, wie die Bilder und Videos geworden sind.
Noch ein paar mehr Bilder und Videos von Störchen

Störche

15-17.05.25

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Dritter Halt war ganz spontan, als wir am Straßenrand eine Samsa-Bude sahen. Alexander fragte, ob sie frische Samsa haben. Das traf zu und wir stiegen aus, es war um Mittag herum und aßen einen Snack,
jeder eine Samsa. Samsa sind in Teig gebackenes Fleisch. Die Teigkruste ist sehr stabil und beinhaltet heißes Rindfleisch.
Dann ging es durch die Naryn-Schlucht. Seeeehr sehenswert. Eine tief eingeschnittene Schlucht und im Tal fließt der Naryn oder er ist angestaut und das Blau der Stauseen leuchtet aus der Schlucht.
In den Stauseen (man kann sie nicht unbedingt als Seen bezeichnen, vielleicht auch nur als breiten Fluss) wurde Forellenzucht betrieben.
Es gibt mehrere Staustufen, die erste, die wir passierten war das Taschkomurskaja Wasserkraftwerk.
An der zweiten Staustufe dem Kurbsaiskaja Wasserkraftwerk machten wir wieder eine kleine Pause, damit Alexander sich ein wenig erholen konnte.
Hinter der Taktagulskaja Staustufe fuhren wir noch eine gute Weile erreichten den gleichnamigen Stausee und siehe da, es war schon 17 Uhr. Und hier in einem kleinen Café gab es dann die heute Morgens versprochene frische Forelle (rotes Fleisch), also Mittagessen.
Ab und zu nickte ich auch mal ein, denn 9 Stunden ununterbrochen auf die spannendste Landschaft zu schauen, macht doch müde.


In 9 Stunden kann man viel aus dem fahrenden Auto fotografieren und bei den richtigen Einstellungen auch einige schöne Bilder von der beeindruckenden Landschaft schießen.
Der letzte Stopp ein Tankstopp und dann verließen wir den Stausee und bogen Richtung Norden ab, hinein in ein grünes Tal, erst mit sehr leiblichen runden Hügeln, dann schroffen Hängen an beiden Seiten und neben der Straße ein reißender Gebirgsfluss.
An dem lag auch unser Unterkunft, ein ehemaliges Pionierlager.
Und jetzt Gute Nacht.

18. Mai 2025 – Sonntag – Von Chychkan zum Son Kul

Schon in der Nacht ließ mich der Donner erwachen. Obwohl der Fluss, keine 10 Meter entfernt, ziemlich laut war, wir ihn aber dank der guten Lärmisolation nicht hörten, der Donner drang bis an mein inneres Ohr.
Es war der Auftakt einer turbulenten Fahrt zum Son Kul. Der erste Teil der Fahrt verlief in Richtung Bischkek auf einer gut asphaltierten Straße. Aber es regnete. Manchmal blitze und donnerte es am Horizont, den eine hohe Bergkette bildete, die wir aber kaum bei dem diesigen Wetter sahen, die Blitze schon.
Als wir den ersten Pass überquerten und kurz anhielten, holte uns das Unwetter ein. Wir retteten uns nach dem obligatorischen Foto gerade noch ins Auto, als auch schon der Regen auf uns niederprasselte. Anhalten und Fotos machen, ging nicht, aus dem Fenster auch nicht, da es getönt war und wenn ich es herunterließ, war der Foto auch nass.
Auf dem ersten Pass des Tages
Mittag machten wir in einem größeren Dorf in einer gut besuchten Gaststätte. Es gab Manty und Langman und Piroge mit Kartoffel- und Krautfüllung. Als wir gerade bezahlt hatten, der orkanartige Sturm hatte auch das Dorf erreicht, fiel der Strom aus. Nach den paar Metern zum Auto waren wir ganz schön nass. Alexander musste tanken und so suchten wir eine Tankstelle die LPG verkaufte. Die Bäume bogen sich schon fast waagerecht und alle möglichen Sachen flogen durch die Gegend. Plötzlich krachte es und irgendetwas wahrscheinlich ein Zweig oder Ast landete auf dem Autodach.
Vollgetankt bogen wir von der Hauptstraße nach Bischkek ab und begaben uns in die Berge, in die anderen Berge.
Am Eingang in die Schlucht hielten wir kurz an einem Denkmal und sahen wieder wie die schwarze Wand auf uns zukam, der wir kurzzeitig entronnen waren.
Der Weg war jetzt nicht mehr asphaltiert, doch die Landschaft bilderbuchreif.
Kurzer Fotostopp, um die roten Felsen auf Film zu bannen.
Und immer wieder faszinierten mich die pitoresken Friedhöfe.
Auf der Seite gibt es ausführliche Informationen über die kirgisischen Bestattungstraditionen:
https://central-asia.guide/de/kirgisistan/kirgisische-kultur/kirgisische-beerdigungstraditionen/
Am Ende der Schlucht mussten wir den Fluss queren, da über hunderte Meter der rechte Hang abgerutscht war und sogar den Fluss unter sich begraben hatte.
Möglicherweise war der Hangabrutsch eine Folge der Bergbauaktivitäten.
Es wurde Kohle im Tagebau abgebaggert. Unzählige Kipper fuhren auf den steilen Wegen zu den Baggern und dann wurde die Kohle weggefahren.
Unser Toyota quälte sich den Pass auf der anderen Seite hinauf und wir hatten wieder einen tollen Blick auf das Tal, in dem die Kohle gefördert wurde.
Auf 3300 Meter hatten wir dann die Hochebene erreicht, das Gewitter sich verzogen und begaben uns allmählich hinab zum Son Kul.
Ein Hindernis gab es noch zu überwinden. Auf dem Weg lag noch an einer Stelle hoher Schnee, der umfahren werden musste. Das schaffte Alexander problemlos.
Kurz vor dem Ziel überholten wir wieder zwei Fahrradfahrer. Sie waren aus Moldawien. und durchqueren Kirgistqan mit dem Rad.
Tote Geier?
Im Jurtencamp am See angekommen, erfuhren wir, dass der Sturm eine Jurte weggeweht hatte. Deshalb hing man an unsere Jurte noch einen Sack mit Steinen. In der Jurte stehen drei Betten, ein Kanonenofen und der Boden ist mit Teppichen ausgelegt.
Die Toiletten sind 30-40 Meter entfernt, aber völlig in Ordnung. Essen gibt es in einer großen Jurte, die die Ausmaße eines Festzeltes hat, aber sehr hoch ist.
Der Tee (das Teewasser) wird in Samowaren zubereitet.
Nach dem Essen ging ich zum See, denn die Sonne ging schon zur Neige. Ein paar Fotos mussten heute noch her. Der Wind wehte immer noch kräftig und ich wurde ordentlich durchgepustet.
Toma erschien dann noch rechtzeitig für ein Sonnenuntergangsfoto und jetzt hoffen wir mal, dass hier auf 3000 Meter über NN die Nacht nicht zu kalt wird.

19. Mai 2025 – Montag – Son Kul

Als wir am Vorabend unsere Jurte betraten, kam uns ein Schwall warmer Luft entgegen. In unserer Abwesenheit hatte jemand den gusseisernen Ofen angeheizt. Es fühlte sich wärmer an als in Osch (wo wir deutlich über 30° C hatten). Ich war trotz Abendbrot und lauwarmen Speisesaal immer noch etwas unterkühlt, vor allem die Beine. Langsam wurde aber alles warm. Wir bereiteten uns sorgsam auf die Nacht vor, denn zum einen würde die Wärme durch die Jurtenwände wieder verschwinden, wenn auch langsam und zum anderen mussten wir uns auf den Toilettengang vorbereiten, denn um warm zu werden, hatten wir einige Töpfe Tee getrunken.
Mollig warm schliefen wir ein, wachten gegen 3 Uhr auf und trotteten zum weit entfernten Klo. Über uns ein Sternenzelt, an dem ich mich nicht ergötzen konnte, denn es war kalt und windig draußen. Schnell wieder in die relative Wärme, denn die Jurte hatte sich deutlich abgekühlt. Noch etwas anziehen und wieder einschlafen.
Heute stand nur eine gemütliche Wanderung auf dem Plan. Es galt, die Felsmalereien auf den Hügeln über unserer Jurtenstadt zu finden.
Gemächlich wanderten wir die Almwiesen hinauf, erfreuten uns an den Blumen und als wir auf dem ersten Hügel standen uns umdrehten, hatten wir eine wunderbare Sicht auf den Son Kul (oder Kol).
Oben auf dem Hügel bedeckten Steine den Boden und dazwischen blühten unzählige Almblumen.
Hier war es zu steinig für die Weidetiere, sodass die Blumen nicht gefressen wurden.
Für die Botnaniker - einige der schönsten Exemplare

Blumen

19.05.25

8 Bilder

Wir suchten die Felsmalereien, fanden jedoch keine. Also stiegen wir höher und höher, von Hügel zu Hügel suchten und fanden keine.
Toma und ich wussten ja eigentlich gar nicht, wonach wir suchen sollten, wie sie aussahen. Alexander fand aber auch keine.
Also auf zum nächsten Hügel und zum übernächsten, bis nur noch einer übrigblieb. Das Wetter meinte es gut mit uns, die Sonne schien, der Wind blies von hinten. Wir hatten uns nun schon fast 500 Meter in die Höhe geschraubt.
Auf dem letzten Hügel wurden wir dann fündig.
Naja, die Malereien waren auch schwer als solche zu erkennen. Wir konnten aber endlich guten Gewissens absteigen, was wir auch taten.
Unter uns lag das eigentliche Lager unserer Tour-Company, das aber noch nicht eröffnet war. Gestern hatte der Sturm einige Jurten umgeworfen bzw. das Dach abgedeckt.
Von hier waren es noch drei Kilometer zurück in unser Lager. Aber davor wurden wir auf einen leckeren Tee eingeladen, natürlich mit Süßigkeiten, die eigentlich immer zum Tee gereicht wurden.
Rückweg, Mittagessen, Bilder entwickeln und über Elon Musks Satteliten-Netzwerk kommunizieren. Ein Segen für diese abgelegenen Gegenden.
Abendbrot. Bericht schreiben. Der Sonnenuntergang fiel einem kurzen Schneesturm zum Opfer.

20. Mai 2025 – Dienstag – Son Kul zur Karawanserei in Tasch Rabat

Wie es das Schicksal wollte, der zweite Toilettengang heute Nacht fiel mit dem Sonnenaufgang zusammen. Die Sonne war schon etwas eher aufgegangen, aber ihre Strahlen erreichten uns erst, als sie zwischen zwei Wolkenschichten hindurchlugte. Somit hatte ich auch mein erstes Sonnenaufgangsbild.
Gestern Abend, als wir in die Jurte kamen, stand die Tür sperrangelweit offen. Es war bullig heiß und roch nach Kohlenbrand. Ich fächerte mit der Filztür frische Luft und Sauerstoff in das Innere der Jurte, damit wir nicht an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung verendeten. Die Temperaturen lagen deutlich über der einer Bio-Sauna. An Einschlafen war nicht zu denken. Aber besser warm als kalt.
Und bevor wir einschliefen, erhielten wir noch Besuch aus Belgien. Einer der Biker irrte sich in der Jurte, die ja alle gleich aussahen und schaute bei uns rein, lief rot an und verschwand auch gleich wieder, eine Entschuldigung murmelnd.
Geschlafen haben wir aber beide gut. Toma sogar sehr gut.
Von Son Kul mussten wir in jedem Fall über einen Pass, da ringsum Gebirgsketten den See einfassten.
Als wir den Pass, …., erreichten, segelten zwei Adler über unser Auto, aber ich war zu langsam beim Objektivwechsel. Die Landschaft hätte auch in den Alpen sein können, nur dann wäre es keine normale Straße gewesen, denn der Weg war nicht asphaltiert und nicht für jedes Auto geeignet.
Alexander machte heute viele Aufnahmen mit seiner Drohne, eine sogar aus dem fahrenden Toyota und die Drohne flog im Verfolgungsmodus. Super.
Es ging steil die Serpentinen hinab, bis wir das Tal erreichten und sich dann die Landschaft öffnete. Am Straßenrand saß auf einem Pfahl ein Schwarzmilan und fraß seine Beute. Anhalten fotografieren. Doch der Adler flog davon, aber diesmal nicht ohne abgelichtet worden zu sein. Er hatte sein Mahl in den Greifen mitgenommen.
Die Bilder mit dem 600 ter Objektiv sind knackescharf geworden. Dank künstlicher Intelligenz in der Kamera, brauche ich mich nicht merh um die Fokussierung zu kümmern.

Schwarzmilan

20.05.25

14 Bilder

Einen kurzen Halt legten wir an einem Mausoleum ein.
Diese Tradition der Mausoleen scheint bis heute Bestand zu haben, denn die zahlreichen Friedhöfe, die wir passierten, waren voll von beeindruckenden Grabstätten.
Erneuter Halt an einem Feld, dass gerade von einem Traktor gepflügt wurde. Hinter dem Traktor wimmelte es nur so von Krähen, die alle auf die Würmer oder Engerlinge warteten, die der Pflug aus dem Erdreich freisetzen würde.
Landschaft in der Nähe von Naryn - im Tal des Naryns.
Der Naryn (kirgisisch Нарын; usbekisch Norin; russisch Нарын) ist ein 534 km (einschl. Quellfluss Kleiner Naryn 678 km) langer Fluss in Zentralasien und ist der rechte Quellfluss des Syrdarja.

Er ist einer der größten bzw. längsten Flüsse im kirgisischen Teil des Tianshan-Gebirges, das er in westliche Richtungen durchfließt, und der insgesamt wasserreichste Fluss des Landes.
Der Naryn, der pro Jahr durchschnittlich 13,7 km³ Abflussmenge aufweist, wird insgesamt sechs Mal für Bewässerungszwecke und zur Energiegewinnung aufgestaut. Der größte Stausee ist der oben erwähnte Toktogul-Stausee, der sich bei Toktogul befindet. Die Kambaratinsker Talsperre mit einem geplanten Speichervolumen von 4,65 Mrd. m³ ist in Bau und soll eine Höhe von 255 m erreichen. Der Naryn ist im Süden Kirgistans auch eine wichtige Trinkwasserquelle. Vor allem in Usbekistan, aber auch in Kirgisistan, wird das Wasser aus den Stauseen für die Landwirtschaft verwendet. Obwohl die Stauseen in Kirgisistan liegen, wird das Wasser hauptsächlich in Usbekistan genutzt, was häufiger für Anfeindungen zwischen den beiden Staaten sorgt.
Naryn (kirgisisch Нарын) ist eine alte Garnisonsstadt an der Seidenstraße in Zentral-Kirgisistan (Zentralasien).

Sie liegt etwa 140 km (Luftlinie) südwestlich des großen Sees Yssyk-Köl zu beiden Seiten des Flusses Naryn, der in einer malerischen Schlucht durch den Ort fließt, bei rund 2050 m über dem Meeresspiegel.
Von Naryn führt die Nationalstraße EM-07 (ehemals sowjetisch A365) durch das zentralkirgisische Hochland über At-Baschy und den Torugart-Pass (3752 m) nach China. Diese im Jahre 1906 als Piste angelegte Verkehrsverbindung folgt einem der Zweige der alten Seidenstraße und ist heute die wichtigste Verbindung von Kirgisistan nach Kaschgar in Xinjiang und weiter nach China. In einem von dieser Straße abzweigenden Seitental etwa 80 km südlich von Naryn befindet sich das sehenswürdige Tasch Rabat, eine gut erhaltene ehemalige, aus dem 15. Jahrhundert stammende Karawanserei.
Mittag in Naryn. Ein nettes Café mit Internet. Bevor wir uns auf den zweiten Teil der Strecke begaben, tankten wir noch auf und wuschen den Landcruiser. Der Schaum war rosa. Sehr fancy.
Schöne, abwechslungsreiche und landschaftlich beeindruckende Fahrt auf der Fernverkehrsstraße nach China bis zum Abzweig nach Tasch Rabat.
Die Straße folgt dem Verlauf eines Zweigs der Seidenstraße und führt von der rund 80 km entfernten Gebietshauptstadt Naryn zum 3752 m hohen Torugart-Pass an der kirgisisch-chinesischen Grenze.
Die einstige Karawanserei liegt in einem von dem Gebirgsfluss Tasch Rabat, einem Nebenfluss des Karakojun, durchflossenen Seitental und ist über eine dem Tal folgende unbefestigte Piste zu erreichen. Die letzten 14 Kilometer ging es also hinein in die Berge. Links und rechts Tierherden, Pferde, Schafe, Ziegen, Yaks, Kühe, Jurten, Hirten und Schäfer.
Auch die Murmeltiere zeigten sich wieder. An manchen Stellen konnte man denken, man ist in den Dolomiten.
Als wir an der Karawanserei in Tasch Rabat ankamen, war es schon später Nachmittag. Die Karawanserei war ein eindrucksvoller Natursteinbau.
Das Bemerkenswerte, er war bestens erhalten, im Vergleich zu anderen Sehenswürdigkeiten oder der Karawanserei, die wir in Tadschikistan gesehen hatten. Kein Wunder, dass die Karawanserei als eines der bedeutendsten kirgisischen Sehenswürdigkeiten gilt.
Deswegen findet man auch eine Abbildung von Tasch Rabat auf dem 20-Som-Schein.
Aussteigen und schnell anschauen.

Tasch Rabat (kirgisisch Таш Рабат) wurde im dem 15. Jahrhundert gebaut. Der Name bedeutet „Steinerne Herberge“. Der aus Bruchstein gemauerte, eingeschossige und festungsartige Bau ist teilweise in den hier flachen Berghang gebaut, und es soll an der Hangseite einen oder mehrere Fluchttunnel gegeben haben. Im Inneren ist der Bau in mehrere, teilweise untereinander verbundene Räume und Kammern unterteilt, die um einen zentralen Flur und einen daran anschließenden, von einer Kuppel überwölbten ehemaligen Gebetsraum gruppiert sind. In der Mitte der dem Tal zugewandten Seite der rechteckigen Anlage befindet sich der einzige Eingang durch ein spitzbogiges Portal in einem massiven, vorspringenden Torbau, der den Rest der Anlage (ausgenommen die Kuppel) überragt. An beiden Ecken der Talseite stehen runde, den Hauptbau nur unwesentlich überragende Türme. Das flache Dach ist von einer knapp brusthohen Mauer umgeben.
Es heißt, die Karawanserei sei an der Stelle oder auf der Grundlage eines einstigen, im 9. oder 10. Jahrhundert nach Christus errichteten ostsyrischen Klosters gebaut worden, als mit christlichen Händlern auch deren Religion entlang der Seidenstraße bis zu den Uiguren im heutigen Xinjiang Ausbreitung fand, dann aber unter Timur Lenk (Tamerlan) und den Timuriden im 14. Jahrhundert in Zentralasien praktisch vollständig vernichtet wurde. Laut einer anderen Version soll es sich ursprünglich um ein buddhistisches Kloster gehandelt haben.
Wegen seiner Nähe zu einem Zweig der Seidenstraße wurde der Ort nach dem Untergang des Klosters dann als Karawanserei genutzt. Sie war ein Haltepunkt und Schutzort gegen Schneestürme und Banditen für Karawanen und Reisende zwischen Kaschgar in Xinjiang einerseits und dem Yssyk-Köl-See in Kirgisistan und dem Ferghanatal andererseits.
Auch im Inneren konnte man die Vergangenheit nachvollziehen, wie die Karawanen hier Halt gemacht hatten und verpflegt wurden und über Nacht Schutz und Komfort gefunden hatten.
Den Komfort fanden wir 300 Meter weiter in einer Jurtensiedlung. (Bilder oben) Wir konnten wählen, Jurte oder Haupthaus. Toma wählte das Haupthaus und hatte meine volle Unterstützung. Dieses Wechselbad in der Nacht von bullig warm bis ungemütlich kalt, war nicht so mein Ding.
Auspacken, alle Akkus an die Steckdosen und auf zur letzten Aktion, die Alexander vorgeschlagen hatte. Er wollte uns Adler zeigen. Wir fuhren also etwa 3-4 Kilometer zurück, genau an die Stelle, wo die Berge so schroff aussahen wie in den Dolomiten.
Alexander wusste aber nur ungefähr, wo die Vögel nisten. Da er keine sah, kam Toma ihm zur Hilfe, die etliche am Himmel entdeckt hatte.
Wir hielten also an und fotografierten erst einmal die Vögel über uns, und es waren sehr viele. Wie aber auf den Bildern schnell klar wurde, keine Adler, sondern Bartgeier. In etwa 20 Exemplare kreisten hoch oben über den Felsen. (über 500 Meter über uns)
Jetzt brauchten wir nur noch das Nest zu finden. Beim Schauen durch das Objektiv entdeckte ich in einer kleinen Höhle an einer vertikalen Felswand einen Jungvogel.
Nest gefunden. Die Drohne konnte starten. Was sie auch tat. Die maximale Flughöhe von 500 Metern war erreicht und die Geier flogen immer noch über der Drohne.
Aber es gelangen super Aufnahmen.
Auch das Nest flog Alexander an und konnte, was ich nur von unten fotografieren konnte, direkt aus nächster Nähe filmen.
Ein Fluss trennte uns von der Felswand. Wir suchten also eine Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen. Wir fanden diese etwa 300 Meter flussabwärts in einer Brücke, setzen über
und stiegen den Hang hinauf, sodass wir dem Nest beträchtlich näherkamen. In drei Nestern (drei Höhlen) konnten ich Jungvögel fotografieren.
Über uns kreisten die Altvögel. Auch einen Adler bekam ich vor die Linse, der aber sofort von Krähen attackiert wurde, kurz nach dem er auftauchte. Das gefiel ihm nicht und er verschwand aus unserem Blickfeld.
Viele weitere Bilder von unserem Abenteuer mit den Bartgeiern.

Geier

20-21.05.25

16 Bilder

Auf dem Heimweg hatten wir noch zwei Begegnungen mit Hirten.
In der Lodge (Haupthaus) wurden wir mit Plow beköstigt. Mit uns übernachteten hier ein älteres Ehepaar aus Thüringen und eine Deutsch-Russische Familie aus Bielefeld.

Hier noch einige Bilder vom Talabschluss,. Das Tal kann man übrigens über einen Pass verlassen und gelangt dann zu einem See an der kirgisisch - chinesischen Grenze. Hier wären zwei Tage Aufenthalt eine gute Option gewesen.
Ich werde ich mal rausgehen, um den Sternenhimmel zu fotografieren. Es ist dunkel genug, die Lichtverschmutzung kommt von der Herberge, aber es ist kalt. Mal sehen, wie lange ich es aushalte. Gute Nacht 22.30 Uhr.

21. Mai 2025 – Mittwoch – Von Tasch Rabat nach Bokonbaevo

Die Nacht war sternenklar, aber keine Milchstraße zu sehen. Ich machte 4 Aufnahmen und ging schlafen. Punkt 3 Uhr ging es gemeinsam auf den langen Weg zur Toilette, die sich etwa 100 Meter vom Haus entfernt befand. Dabei stolperten wir fast über einen Hütehund. Die Milchstraße war nicht zu sehen.

Morgens dann Verabschiedung von Susanne und Norbert aus Thüringen und Richard aus Bielefeld.
Richard hatte in der Nacht ein wunderschönes Bild von der Karawanserei gemacht, dass er mir zur Verfügung stellte.
14 Kilometer durch dasselbe Tal zurück.
Wir hielten noch einmal an der Karawanserei, ebenso an den Geiernestern und waren gegen Mittag schon in Naryn. Kaffeestopp mit Internet.
Die Geier waren immer noch beim Großziehen ihres Naachwuchses.
Als wir den Naryn (Fluss) überquerten und auf eine Bilderbuchschlucht zusteuerten (ich hatte vor kurzem in Instagram ein Foto davon gesehen), entschloss ich mich endlich, die Go-Pro auch einmal in Kirgisien auf das Auto zu montieren. Durch die Schlucht ging es also mit Go-Pro und Drohnenverfolgung.
Tolles Video von Alexander
In Kotschkor hatten wir einen Stopp in einer Frauen-Kooperation.
Sie produzierten in Handarbeit Filzteppiche und allerlei andere Erzeugnisse aus Filz. Wir erhielten eine anschauliche Einführung in die Abläufe der Filzherstellung, für Jurten, Teppiche….
Sehr spannende Vorstellung mit anschließendem Verkauf. Toma kaufte für ein Drittel des Preises in Tadschikistan eine Sitzunterlage (zum Preis von etwa 10 Euro). Wenn man bedenkt, dass eine Frau dafür eine Woche arbeitet, dann kann man schon ein wenig schlechtes Gewissen bekommen.
Mittagessen gleich um die Ecke. Das Geld ging zur Neige und ich zur Bank. Der Geldtausch konnte nicht stattfinden, da die Valutakasse halb Fünf zumachte und ich 7 Minuten zu spät kam. Aber die Bank war offen und der normale Bankbetrieb lief. Egal.
Die letzten 3 Stunden ging es auf exzellenten Straßen (analog unserer Autobahn) dem Ziel entgegen. Manchmal wurde der Asphalt durch Schotterpisten abgelöst. Da sind unsere Autobahnbaustellen der reinste Luxus.
Bokonbaevo am Yssykköl

Bökönbajew (kirgisisch Бөкөнбаев) ist ein Ort im Westen Kirgisistans im Oblus Yssyk-Köl mit 11.894 Einwohnern (Stand 2022). Er ist Verwaltungssitz des Rajons Tong und der Landgemeinde Kün-Tschygysch. Bökönbajew ist das größte Dorf an der Südküste des Yssyk-Köl-Sees. Es liegt am Fluss Tong am Fuß des Terskej-Alatau.
Das Dorf wurde 1912 unter dem Namen Kolzowka gegründet.[2] Im Dorf lebten anfangs in Holz- und Ziegelhäusern russische Siedler, darunter ein Bauer namens Kolzow. Die Frau des kirgisischen Dichters Dschoomart Bökönbajew, Tenti Dschumuschbajewa, wurde in dem Dorf geboren. Nachdem Bökönbajew bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, wurde das Dorf auf Bitte seiner Frau in Bökönbajewo (kirgisisch Bökönbajew) umbenannt
Unterkunft in einem Familienhotel / Guesthouse.

22. Mai 2025 – Donnerstag – Von Bokonbaevo nach Karakol

Wir fahren um den See, um den See, wir fahren um den See. Also besser trifft es am Südufer entlang. Die Straße ist öde. Alles Schotter, aber kein Geld für den Bau vorhanden, bzw. für die Fertigstellung. Das ist eines der Dinge, die mich an Kirgisien ein wenig stören. Überall wird gebaut, überall sieht man halbfertige Häuser, Straßen, Hotels, aber ganz wenig ist wirklich fertig. Selbst in dem Hotel, in dem wir heute übernachten, und das sehr solide aussieht, finden sich Ecken, wo man denkt, das hätte doch längst fertig sein sollen. An 1000 Stellen wurde etwas begonnen, vielleicht an 10 etwas fertiggestellt.
Naja, es staubt auf der Straße, man möchte das Fenster nicht unbedingt zum Fotografieren herunterlassen und anhalten ist auch nicht zu das Optimale, denn dann würde man in einer Staubwolke stehen. Die Landschaft ist schon nicht schlecht, aber Urlaub möchte ich hier, am schönen See Issykköl, nicht verbringen, es fühlt sich an wie Baustelle an.
Man liest ein wenig Unmut aus diesen Zeilen, vielleicht ist es der langen Dauer der Reise geschuldet, dass wir einfach überfordert sind, die neuen Erlebnisse zu verarbeiten, die Neugier etwas abgeklungen ist oder schon befriedigt wurde und das Neue nach über drei Wochen Mittelasien nicht mehr das Neue ist, sondern maximal eine Variante dessen, was wir schon gesehen haben.
Die Tadschikistan war dahingehend besser aufgebaut, da folgte Schlag auf Schlag Neues, Sehenswertes und noch Sehenswerteres. In Kirgisien haben wir punktuelle Höhepunkte und vielleicht ein bisschen zu viel Strecke dazwischen.
Wer hat eigentlich gesagt, dass die Seidenstraße ein Vergnügen ist zu bereisen?
Ich döste also so leicht vor mich hin im Auto und wartete, was denn da heute kommen mochte.
Nach etwa 50 Kilometern bogen wir von der Hauptstraße nach rechts in Richtung Gebirge ab. Die Straße wurde nicht schlechter nur schmaler. So ein wenig wurden wir an die Alabama Hills in den USA erinnert.
Das Tal wurde immer enger und vor uns taten sich bunte Berge auf. Aussteigen als es nicht mehr weiter ging.
Rucksack und Fotoapparat mitnehmen und hinein in die Bergwelt, die nun schon sehr an das Death Valley erinnerte. Wunderschön. Ein absoluter Höhepunkt das „Märchental“.
Rote, ockere, gelbe, grüne Farben, bizarre Felsformationen von Wind und Wasser geformt.
Ein Schild vermeldete auch, dass wir uns in einem Geo-Park befänden.
Das Internet gibt nur rudimentäre Informationen zu diesem Highlight auf unserer Kirgistan-Reise.
Wir nahmen uns ausgiebig Zeit, die fotogene Bergwelt zu durchstreifen.
Alexander nahm seine Drohne mit und erklomm wagemutig den höchsten Peak, die höchste und spektakulärste Felsformation und machte Videos und Bilder mit dem Flugapparat.
Da hatten wir schon mal den Gedanken, ob wir heute ihn oder er uns weiterfahren wird.
Und noch viele, viele Fotos von der Märchenschlucht, sowie eine Geschichte wie diese entstanden ist.

Geopark

01.01.04—22.05.25

39 Bilder2 Videos

Kurze Kaffeepause im Anschluss in den wie Pilze aus der Erde schießenden Restaurants und Hotels an der Küste und besonders in der Nähe des Geo-Parks.
Es war ein wenig wie in Amerika in den Nationalparks, wo man auch erst einmal viele Kilometer weit fährt und dann plötzlich steht man vor einem Naturwunder. Weiter ging es auf der Uferstraße auf viel Schotter.
Einen weiteren Abstecher machten wir in die bekannte Schlucht von Jety Öguz (so hieß es im Programm).
Uns war sie das nicht, aber sie war auch sehr schön. Es gab hier die roten Felsformationen der „Sieben-Bullen“ und das „Gebrochene Herz“. Also ich habe rote schroffe Felsen fotografiert.
Das Tal ist nicht nur berühmt wegen seiner heißen Quellen, undder Felsformationen,, sondern auch aufgrund seines wohlschmeckenden Honigs. Die Bienen waren schon bei der Arbeit.
Und noch einige Fotos von der Jety - Oguz geologischen Sektion, sowie eine Geschichte wie diese entstanden ist.

Schlucht-Jety-Oegus

22.05—01.07.25

11 Bilder

Wieder zurück auf die Straße, dann Banküberfall und 50 Euro getauscht, danach Schaschlik gegessen und weiter auf der Straße mit dem vielen Schotter.
Wir erreichten Karaköl schon recht früh und schauten uns heute gleich die zwei Gotteshäuser an.
Erst später bei unserem Besuch in der dunganischen Familie erfuhren wir davon:
Um 1880 flohen Dunganen aus China nach Karakol. Ein Gotteshaus bekamen die muslimischen Dunganen lange Zeit nicht, bis chinesische Kunsthandwerker nach Plänen eines chinesischen Architekten zwischen 1907 und 1910 die Moschee errichteten. Heute wird das Gebäude für die lokale dunganische Gemeinschaft genutzt.
Angeblich soll beim Bau der Moschee kein einziger Nagel verwendet worden sein. Das Gebäude ist in einem traditionellen chinesischen Stil gehalten. Das Dach gilt als besonders markant. Das Minarett ist ein baulich nicht mit der Moschee verbundener blau gestrichener Turm neben der Moschee. Das Dach wird vom Gebäude und von 42 Säulen, die die Räumlichkeiten umrunden, gestützt.
Eine chinesische Moschee. Ein Unikum. Wäre da kein Halbmond auf dem Dach gewesen, hätte keiner gedacht, dass das eine Moschee ist.
Schon beeindruckender war für mich die russisch-orthodoxe Holzkirche. Die Kirche wurde ursprünglich von den Kosaken gebaut, die 1867 das Land hier im Auftrage des Zaren erobert hatten.
Toma zündete für ihre Mama eine Kerze an.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dehnte sich das Khanat Kokand bis zum Yssyk-Köl aus. Die kirgisischen Stammesführer konnten dem militärisch stärkeren Khanat keinen Widerstand leisten und suchten deshalb Hilfe bei den kasachischen Stämmen, den Russen und den Chinesen. Das russische Militär konnte bei der Expansion des Zarenreiches in Zentralasien die Region um den Yssyk-Köl erst spät unter ihre Kontrolle bringen. Im Jahre 1869 wurde Karakol zu einem russischen Verwaltungszentrum mit Stützpunkt der Kosaken. Für die Kosaken wurde die Kathedrale der heiligen Dreifaltigkeit errichtet. Die Stadt selbst wurde am 1. Juli 1869 gegründet und entwickelte sich, als Forschungsreisende in die Gegend kamen, um die Gebirgsregion zwischen China und Kirgisistan zu erforschen. Nach 1877 wuchs die Stadt schnell, vor allem, weil chinesische Muslime (Dunganen) auf der Flucht vor religiöser Verfolgung aus der naheliegenden chinesischen Region Sinkiang in die Stadt kamen.
Schickes Hotel heute. Nachdem wir dreimal das Zimmer gewechselt haben, sind wir jetzt geduscht und ausgehfertig für das Dinner.

23. Mai 2025 – Freitag – Exkursion zur Altyn Araschan Schlucht

Man könnte den heutigen Tag als Waschtag bezeichnen. Wobei kein einziges Kleidungsstück nass geworden ist und somit auch nicht sauber. Aber wir fühlten uns heute einen Großteil der Zeit wie in einer Waschmaschine.
Als anderes Metapher könnte auch ein Kolbenschüttler aus dem Labor herhalten, also so eine Maschine, auf die man einem Kolben stellt, und die mit dem Kolben rüttelnde und schüttelnde, kreisende Bewegungen ausführt, damit der Inhalt des Kolbens homogen durchmischt wird. Ja, das haben wir heute am eigenen Leibe erlebt.
Die Maschine, die dies zustande bringt, nennt sich Buchanka, wörtlich übersetzt ein Brot, früher, in sowjetischen Zeiten, war auch der Begriff Tablette üblich. Tablette, weil damit Krankentransporte durchgeführt wurden. Heute sind die Kranken die Touristen.
Übrigens ist die Buchanka 1958 das erste Mal produziert wurden. (Und seitdem in unveränderter Ausführung- einmal richtig designded und fertig!) Unser Buchanka war wesentlich jünger und zwar Baujahr 1980. Das heißt aber, dass sie schon 45 Jahre im Einsatz war und eigentlich damit das Rentenalter erreicht hätte.
Der große Vorteil einer Buchanka ist, sie hat große Bodenfreiheit und geht nicht so leicht kaputt, und wenn sie kaputtgeht, ist die Reparatur nicht allzu teuer. Die Ersatzteile werden aus dem ganzen gefeilt. Wahrscheinlich gibt es keine industrielle Fertigung für die Ersatzteile mehr.
Wir fuhren also nicht mit unserem schönen bequemen Toyota, sondern wurden von einer Buchanka abgeholt. Zu bemerken: Hervorragender Innenausbau, mit Musikboxen vom Feinsten, einem Universalheißgerät / inklusive Strom-Generator auf Benzinbasis, dass wir zum Glück nicht benötigten, da die Abgase, wie es aussah in den Salon geleitet wurden.
Für die Neugierigen und Interessierten empfehle ich diesen Artikel: UAZ Buchanka im Test: So alt kann ein Neuwagen sein - AUTO BILD. (https://www.autobild.de/artikel/uaz-452-buchanka-testfahrt-im-russischen-bulli-14356467.html) Vielleicht noch eine letzte Bemerkung: Unser Bus wäre auf keinen Fall auf deutschen Straßen zugelassen worden.
Onkel Pascha war unser sehr erfahrener Fahrer.
Es ging, wie es die Tagesüberschrift verspricht, in die Altyn Araschan Schlucht. Ich würde die Landschaft als schöne alpine Schlucht beschreiben, in die ein sehr holpriger Waldweg hineinführte, direkt neben einem gut gefüllten Gebirgsfluss. Zu Beginn ziemlich flach, dann aber auch in Serpentinen ansteigend und rechts neben uns ein ganz ordentlicher Abgrund.
Die Straße war fast immer so breit wie unser Buchanka und irgendwie hatten wir immer dann Gegenverkehr, wenn es eine Möglichkeit zum Ausweichen gab.
Es scheinen dann auch zwei Buchankas nebeneinander her gepasst zu haben. Offensichtlich war dies nicht immer, aber es hat auch nicht gekracht oder gequietscht, wenn die Buchankas aneinander vorbeifuhren. Pferde, Esel, Schafe, Kühe, Hunde, Touristen mussten ausweichen.
Wir im Inneren mussten uns locker machen. Tat man dies, so bekam man die anatomischen Möglichkeiten unseres Körpers vor Augen geführt. Dreidimensionalität war das mindeste, was die Gliedmaßen und andere bewegliche Körperteile an Bewegungsmustern ausführten. Oft war das Gehirn völlig überfordert, denn solche unkoordinierten Bewegungen in so vielfältiger Art hatte es wohl in meinem Leben noch nicht gegeben. Festhalten war nur bedingt eine Alternative, da ja damit nur die eine oder andere Hand ruhiggestellt wurde.
Oben auf dem Dach filmte die Go-Pro, die wohl die Ingenieure schon auf eine solche Situation mit einem Stabilisierungssystem vorbereitet hatten. Der Saugnapf, der jetzt schon in drei Ländern hervorragende Anhänglichkeit an die Fahrzeugdächer gezeigt hatten, musste passen (er mochte das Buchanka (Brot) wohl nicht). Die Kamera fiel runter, krachte gegen die Frontscheibe und das umhüllende schützende Gehäuse ging auf, was sonst nur mit Kraftanstrengung und unter Zuhilfenahme eines Messers ging. Hinter uns waren gerade drei Pferde, die um Haaresbreite das Leben der Kamera endgültig ausgelöscht hätten. Die Go-Pro-Bilder geben mitnichten die Torturen der Fahrt wider.
Wir machten einige Fotostopps, die man auch als erlösende Pausen bezeichnen könnte. Als man auf der Erde stand, hatte man ein völlig neues Körpergefühl. Die während der Fahrt wie freischwebende Pendel, kurbelnde, schwingende Gliedmaßen führten plötzlich keine Bewegung aus.
Das Tal war schön, hätte aber durchaus in den Alpen sein können. Das Wetter war nicht gerade fotogen, es bahnte sich Regen an.
Am Ziel stiegen wir hinab zum Fluss, wo es ein Schwalbennest gab, eine Art Brunnen, ein warmes Becken zum Baden. Da vor uns aber einige Gruppen dieselbe Idee hatten, musste man lange warten, (immer nur eine Person konnte in den Brunnen), was wir nicht taten.
Auf einer Wiese im Tal standen mehrere Hotels, Lodges, Jurten, Restaurants, Unterkünfte für Touristen, die hier oben eine Nacht verbrachten und für uns, die hier zu Mittag aßen.
Doch Toma nahm davor noch ein heißes Bad in einem Separee.
Es zog nun mehr und mehr zu. Regenwolken näherten sich. Das Gefährliche daran, waren nicht Blitz und Donner, sondern, dass der Weg aufgeweicht würde und der Lehm zur Rutschbahn würde, ohne Halt vor dem Abgrund.
Wir entschieden also zurückzufahren. Dasselbe noch einmal. Doch die Muskeln waren ja jetzt alle völlig gelockert, was sollte da passieren?
Es passierte nichts. Wir hielten noch zweimal unterwegs, damit die neuronalen Verbindungen sich nicht an diese Art der Fortbewegung gewöhnten, kamen glücklich im Hotel an, waren danach schon auf dem Basar dunganische Küche probieren.

Realistische Einblicke in die Fahrt mit dem Buchanka.- Aufnahmen mit der Go-Pro.
Ich möchte aber noch anmerken, dass es zur Zeit der Seidenstraße noch keine Buchanki gegeben hat.
Letzter Punkt ist heute ein uighurisches Abendbrot bei einer Familie Zuhause. Das Essen mit kurzer Kochshow in der dunganischen Familie war ein Volltreffer. Sehr kurzweilig die Vorstellung wie man Nudeln aus Teig macht. Was ein schöner Anknüpfungspunkt für unsere Expedition auf der Seidenstraße war, denn die Nudeln sind aus China nach Europa gekommen, über die Seidenstraße und auch nicht die Schweizer haben‘s erfunden.
Das Essen danach begeisterte mich außerordentlich. Alle Gerichte mundeten außerordentlich, also zumindest mir. Pelmeni ungewöhnlich schmackhaft, Salate hervorragend gewürzt. Toma meinte chinesische Küche, ich meine, wenn die Chinesen so kochen würden, dann würde ich mir noch überlegen, ob ich nach China umsiedele.
Im Anschluss ans Essen kamen wir mit der Hausherrin, also der Köchin ins Gespräch. Die Dunganen sind ein chinesisches Volk mit arabischen Einschlag. Interessant waren die Ausführungen über die Dungaren und auch das Neue, das wir über die Uiguren erfuhren.

Im Video wird die Herstellung der Nudeln gezeigt und viel über das Volk der Dungaren erzählt.

24. Mai 2025 – Samstag – Von Karakol nach Karkyra

Unser letzter voller Tag in Kirgisien. Wir sind bereits an der Grenze zu Kasachstan angekommen in einem wunderschönen Jurtenlager.
Kein Vergleich zu den bisherigen. Wir genießen alle denkbaren Bequemlichkeiten. Toilette in der Jurte, eine Dusche. Wow. Warmes Wasser, fließendes, natürlich auch kaltes Wasser. Eine Panoramasicht auf Kasachstan, den Grenzfluss und die Berge. Strom und Licht in der Jurte, einen Fön, Fußbodenheizung und Ventilator.
Viel gibt es über den heutigen Tag nicht zu berichten.
Als erstes schauten wir im Przewalski-Museum, dem Geografen, Botaniker, Entdecker, Universalgelehrten vor allem aber Weltwanderer mit Schwerpunkt Zentralasien vorbei.
Ähnlich wie Humboldt hat er sich aufgemacht und die weißen Flecken auf der Landkarte Zentralasiens aufgesucht, kartographiert, Pflanzen und Tiere gesammelt und das ganze Material der Akademie der Wissenschaften des Zaren zur Verfügung gestellt. Sehr aufschlussreich. Nikolai Michailowitsch Prschewalski – Wikipedia Vier sehr umfangreiche Expeditionen hat er unternommen, in die Hochebenen, Berge Zentralasiens, die Wüste Taklamantan durchquert, Gipfel des Pamirs bestiegen, das Alaigebirge durchstreift, Tibet erkundet. Er trug wesentlich zum besseren Verständnis dieser Gebiete in der westlichen Welt bei.
Unser Jurtenlager
Das Museum passte prima zu unserer Seidenstraßen Expedition.
Noch gerade rechtzeitig zum Mittag kamen wir in Karkara einem Jurtencamp von Aktai Travel an. Es liegt genau an der Grenze zu Kasachstan.
Der Grenzfluss. Wir sollten ihn nicht durchwaden.
Außer einiger Fotos und einer Timelap machte ich am Nachmittag nichts. Toma malte.
Nach dem Abendbrot begannen die Zahnschmerzen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Morgen geht es aber erst einmal in Land Nummer 104.

25. Mai 2025 – Sonntag – Von Karkyra nach Kasachstan (Saty)

Ein wenig wehmütig war es einem schon um’ s Herz, als wir das wunderschöne Jurtencamp am Morgen verlassen mussten. Die Sonne schien zum Abschied von Kirgisien. Bis zum Grenzübergang war es nicht allzu weit. Wir sagten Tschüss zu Alexander und wollten uns schon in die lange Schlange von Wartenden einer Reisegruppe einreihen, als uns ein kirgisischer Grenzbeamter zu sich winkte und wir die Ersten waren, wie es schien, die heute die Grenze nach Kasachstan passieren würden.
Dass das nicht nur Vorteile hat, wurde uns sogleich, also 50 Meter weiter, an der ersten Vorkontrolle durch einen kasachischen Grenzer klar. Er durchblätterte meinen Pass einmal, ein zweites Mal, ein drittes Mal und war immer noch nicht zufrieden. Ein zweiter kasachischer Grenzsoldat erschien und auch er schaute sich Seite für Seite an und übergab den Pass einem Dritten im Bunde. Schweigen und argwöhnische Blicke. Mein Hilfsangebot schlugen sie aus. Ein Vorgesetzter kam hinzu, aber das änderte die Situation nicht. Nachdem wohl jede Seite meines Passes 5 bis 6 Mal mindestens umgedreht und begutachtet worden war, hinter uns hatte sich schon eine Schlange gebildet aus den Reisenden der Gruppe, die wir so elegant überholt hatten (Britten), schrie der Grenzer etwas über die Grenze zu den anderen Grenzern in Kirgisien.
Endlich lüftete sich der Schleier des Geheimnisses. Die kirgisischen Grenzer hatten das Datum im Stempel noch nicht umgestellt und so reisten wir am 24. Mai aus und am 25. Mai ein. Hoffentlich ergibt sich daraus kein internationaler Skandal bei der nächsten Reise in Land Nummer 105.
Die weitere Einreise gestaltete sich dann unproblematisch, wobei festzustellen wäre, dass die kasachischen Grenzer sogar unser gesamtes Gepäck röntgen, wonach mein Fotorucksack natürlich aufgemacht wurde.
Der Grenzübergang ist mitten auf einem Feld, die neutrale Zone nur ein paar Meter breit und dann standen wir vor Max, unserem Reiseleiter und Fahrer in Kasachstan. Angenehmer Zeitgenosse.

Auf Wiedersehen Kirgistan