Tadschikistan

Vom 2.05. bis 14.05. 2025

Entlang der Seidenstraße von Samarkand nach Almaty

Usbekistan – Tadschikistan – Kirgisien – Kasachstan vom 29.04. 2025 bis 31.05. 2025
Teil 1 Usbekistan und die Teile 3 und 4 Kirgistan sowie Kasachstan sind jeweils in einem extra Kapitel dargestellt.
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Teil 2 - Tadschikstan vom 2.05. bis 14.05. 2025

Für die Ungeduldigen hier meine Lieblingsbilder

Lieblingsbilder

02-14.05.25

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2. Mai 2025 – Freitag – Von Samarkand nach Tadschikistan

9 Uhr Abfahrt zur Grenze. Für Sherzod war es auch das erste Mal, dass er zur Grenze nach Tadschikistan fuhr. Als wir das Thema gestern beim Abendessen im Restaurant besprachen, meinte er, es wären mehrere hundert Kilometer zu fahren. Im Programm aber standen nur 40.
Wir waren schließlich, wie es im Programm stand, nach einer Stunde an der Grenze. Früher gab es die Grenze nicht, also zu Zeiten der Sowjetunion. Heute standen wir vor einem großen Tor, das eine 4– spurige Straße absperrte, hinter dem eine Fahrzeugkolonne von LKWs stand. An der Seite war der KPP (Kontrollpunkt). Wir verabschiedeten uns herzlich und mit einem guten Trinkgeld von Sherzod, dem es, wie es schien, mit uns gefallen hatte.
Er rief zur Sicherheit noch Amirbek – sein Pendant in Tadschikistan – an, der schon auf der anderen Seite des Tores in Tadschikistan wartete. Zu Fuß mit dem Koffern und den Rucksäcken ging es über die Grenze.
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Das waren einige hundert Meter Fußmarsch bis wir zu dem anderen Tor kamen, dem Tadschikischen Tor, wo wir unseren Einreisestempel in den Pass bekamen, das 102. Land. Noch einmal etwa 100 Meter und Amirbek nahm uns in Empfang. Zur Bestätigung, dass wir die Grenze erfolgreich überschritten hatten, bekam Sherzod eine Whatsapp und das Abenteuer Tadschikistan konnte beginnen.
Es begann mit Geschichte, einer sogdischen Ausgrabungsstätte (UNESCO –Weltkulturerbe).
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Die Landschaft änderte sich nur langsam, die Berge kamen immer näher, aber die Häuser der Kischlaks (Dörfer) sahen doch anders aus als in Usbekistan. Auch Autos auf den Straßen gab es wesentlich weniger. Und wir fuhren langsamer. Usbekistan schien uns das reichere Land zu sein. In Tadschikistan gingen die Uhren noch einen Tick langsamer.
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Ausgrabungen in Pedschikent
Mittag waren wir in Pedschikent. Pedschikent ist eine größere Stadt im Nordwesten Tadschikistan. Hier gab es wieder einen Blick auf Ausgrabungen und dann ein Mittagessen in einem Restaurant neben dem städtischen Krankenhaus. Plow und Cola.
Es war Freitag und in der Moschee ging gerade das Freitagsgebet zu Ende als wir uns nach dem Mittagessen dem Basar näherten.
Die Moschee und der Garten ringsum war gut gefüllt und viele Männer mit Bart und Tybetejka strömten aus dem Gotteshaus. Wir fanden gerade noch einen Parkplatz, tauschten Geld und mischten uns dann in die Menge derer, die nach dem Gebet zum Basar ging.
Ein Basar wie jeder andere, doch die Anzahl fotogener Menschen, ja der Menschen insgesamt, war überwältigend. Und ob nun alte Männer oder hübsche tadschikische Frauen so viele schöne Motive hatte ich selten vor der Kamera.
Ich war aber relativ zurückhaltend und es war relativ dunkel in der Halle. Toma kaufte ein halbes Kilogramm Äpfel und war danach verschwunden.
Anstatt zu fotografieren, suchte ich Amirbek und Toma, bis wir uns endlich in dem Gewühle wiederfanden.
Vielleicht ergibt sich in Duschanbe noch einmal die Gelegenheit, auf den Basar zu gehen und zu fotografieren.
Denn generell sind die Menschen hier gern bereit, sich fotografieren zu lassen. Toma ist dann oft der Eisbrecher, besonders wenn es Frauen sind, die ich gerne fotografiert hätte. Sie stimmen dann einfacher zu.
Doch ich hatte auch eine Begegnung mit einem älteren Tadschiken, den sein Sohn geradezu bat, sich gemeinsam mit ihm fotografieren zu lassen. Aber der Vater wollte dies nicht. Also kein Foto.
Alle Bilder vom Basar

Markt

02.05.25

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Von Pedschikent ging es in Richtung Fan-Gebirge. Die Täler sind tiefeingeschnitten und eng. Wir passierten am Taleingang einen Kontrollpunkt, da hier Gold abgebaut wird, sind die Sicherheitsvorkehrungen hoch. Ein Unternehmen aus China baut das Metall ab. Auf der engen Talstraße kamen uns viele Lastwagen mit Gold-Gestein entgegen, die es vom Berg in die Goldwäsche transportierten.
Der Fluss war eine braune Brühe, und erst als wir die Stelle passierten hatten, wo die „Goldlaster nach oben abbogen“, nahm er wieder seine klare blaue Farbe an.
Doch auch das Tal sah irgendwie wie zerpflügt aus und der Weg ins Tal dahinter war ein enger Schotterweg und erforderte von unserem Fahrer schon viel Geschicklichkeit beim Ausweichen entgegenkommender Autos. Amirbek meinte, dass der Weg bereits von den Chinesen erweitert wurde, da weiter hinten im Tal auch Gold entdeckt wurde. Und es waren doch einige Touristen unterwegs. Am Vortag hatte es stark geregnet und die Straße war für mehrere Stunden nicht passierbar gewesen. Hangabrutsche sind hier keine Seltenheit, besonders im Frühling nach der Schneeschmelze.
Die Sehenswürdigkeit des Tales sind die sieben Seen.
Der erste tauchte plötzlich vor uns auf und wir hielten an. Aussteigen, Beine vertreten, Fotos machen, ein Stück zu Fuß gehen, bis der Toyota Landcruiser mich wieder eingeholt hatte, dann einsteigen bis zum nächsten See fahren und alles wieder von vorn, aussteigen….
…. Es wiederholte sich bis zum vierten See
Die Seen hatten intensive Farben, blau, auch grün, sehr satte Farben. Vegetation gab es nur spärlich, doch die Ansichten waren trotzdem malerisch.
Ab und zu kamen wir durch Bergdörfer, die mich ganz stark an die Dörfer im Kaukasus erinnerten, die wir während des Studiums Ende der 70iger Jahre gesehen hatten. Das dörfliche Leben erfolgte an der Wasserstelle. Die Frauen wuschen dort, holten Wasser… 50 Jahre und immer noch ein sehr einfaches Leben. Immer noch der riesen Unterschied zum Leben in der Stadt. Tja und das alles – und das im Unterschied zu damals – bei Internet und Handy. Also die Menschen wissen theoretisch, wie es 25 Kilometer entfernt zugeht.
Nach dem vierten See, wir hatten schon ordentlich Höhe gemacht, die Anblicke wurden mit jedem See eindrucksvoller, bogen wir nach links ab, in ein Seitental des Schingtales (was so viel wie grüner Garten bedeutet). Hier befand sich unser Guesthouse, unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage).
Ein einfaches Zimmer (keine 20 m²) in einem größeren Haus, zwei Betten ein Nachttisch, der Koffer passte ausgebreitet geradeso zwischen die Betten, ein zweiter hätte keinen Platz gefunden. Toma hatte zum Glück eine Tasche mit und keinen Koffer.
Bevor es dunkel wurde machten wir einen Erkundungsspaziergang im Dorf.
Wir hatten das erste Haus noch nicht erreicht, als zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, freudestrahlend und völlig angstfrei auf uns zuliefen, uns mit Handschlag begrüßten und irgendetwas haben wollten. Schokolade, nach der sie in Tomas Tasche suchten oder Tomas Ohrringe, die das Mädchen anfasste. Mir kam es so vor, als dachten sie, dass Oma und Opa angekommen wären und doch etwas mitgebracht haben mussten. Leider konnten wir uns mit ihnen nicht unterhalten. Sie sprachen kein Russisch. Außer den Namen erfuhren wir also nichts von ihnen.
Die Dörfer liegen am Hang und der Weg führte immer weiter bergauf. Die Kinder waren wirklich unwahrscheinlich aufgeschlossen und hatten null Hemmungen, den Kontakt zu uns zu suchen und kamen, sobald sie uns wahrgenommen hatten, auch auf uns zu gerannt.
Wir machten 250 Höhenmeter und waren immer noch nicht am Ende des Dorfes. Doch mit jedem Meter Höhe, den wir machten, wurden die Ausblicke ins Tal und um uns herum immer besser.
Vor uns die schneebedeckten Berge, die wohl gestern mit Zuckerguss überzogen worden waren, als es geregnet hatte, hinter uns das Schingtal.
Wir begegneten Ziegenherden, Kühen, und laut schreienden Eseln. Diese durchdringenden Schreie gehen durch Mark und Bein.
Auf 2000 Meter Höhe machten wir kehrt. Die Sonne verschwand hinter den Bergen.
Wir stiegen ab, da das Abendbrot für 18.30 Uhr bestellt war.
Als wir das Guesthouse erreichten, hatten noch viele Gäste eingecheckt und alle begaben sich zu ihren Tischen zum Abendbrot. Die meisten davon waren außer Haus und wir bekamen einen mit zwei deutschen Fahrradfahrern zugewiesen. Hanna und Alex machen eine Tour durch Mittelasien, genau wie wir, nur mit dem Fahrrad.
Krass. Sie sind schon 4 Wochen unterwegs (hauptsächlich durch Usbekistan) und werden 3-4 Monate die Tan-Länder bereisen, besonders den Pamir. Mutig, mutig. Wir ziehen den Hut. Schön, dass es noch solche abenteuerlustigen jungen Menschen gibt.
Das Haus war voll und es ging zu wie auf einer Hütte in den Alpen oder Jugendherberge. Vor unserem Zimmer aß eine Familie aus Schweden Abendbrot. Es waren ausgewanderte Russen. Weitere interessante Gespräche, dann aber Nachtruhe, nicht bevor ich den Bericht geschrieben hatte.

3. Mai 2025 – Samstag – Schingtal – Die 7 Seen

Die Nacht war kalt und das Bett hart. Die Fenster nicht doppelt verglast und auf der Höhe war es schon ganz schön frisch. Toma hat sich wohl auch gestern Abend ein wenig verkühlt bei den langen Gesprächen mit Hanna und Alex. In dieser abgeschiedenen Gegend stelle ich mir den Winter als echte Herausforderung vor. Sherzod hatte uns gestern noch erzählt, dass es im Winter in Samarkand zwar nicht allzu viel schneit, aber die Temperaturen auch mitunter tiefer als 30 Grad fallen, ausgeprägtes Kontinentalklima. Hier im Gebirge könnten es noch ein paar Grad weniger sein. Die Wege werden kaum alljährlich zugänglich sein. Die Menschen sind hier dann auf sich allein gestellt. Es gibt eine Schule im Kischlak, in der die Kinder bis zur 8. Klasse unterrichtet werden.
Amirbek erzählte, dass früher in Tadschikistan mit Gas aus Usbekistan geheißt wurde. Da sich aber der Präsident von Tadschikistan mit seinem Amtsbruder aus Usbekistan nicht besonders gut verstanden hatte, hat Usbekistan den Gashahn zugedreht. Der neue usbekische Präsident und der tadschikische verstehen sich wieder besser.
Interessant zu erwähnen wäre auch noch, dass es durchaus erlaubt ist, mehrere Frauen zu „besitzen“, sowohl in Usbekistan, als auch in Tadschikistan.
Als wir gestern durch das Dorf gingen, sahen wir zum Beispiel drei junge Frauen, jede mit einem Kind aus einem Haus treten. Wie Amirbek bemerkte, kann es durchaus sein, dass 3 Familien (zum Beispiel Brüder) gemeinsam in dem Haus wohnen.
Der Tag begann mit einem bescheidenen Frühstück, Brot und Marmelade und noch einer Marmelade, dazu Tee. Später gab es noch zwei Spiegeleier und Brot.
Wir brachen auf zu den restlichen Seen, 5, 6 und 7. Den ersten Halt wünschte ich mir als wir durch das nächste Dorf fuhren. Frauen und Mädchen trieben eine Herde Ziegen durch das Dorf. Die putzigen jungen Zicken sprangen ungeordnet herum und waren schwer unter Kontrolle zu bekommen.
. Ich stieg immer wieder aus und machte Fotos. Hinter dem Dorf lag der 5. See, natürlich noch schöner als der 4.
Am Ufer wusch ein junges Mädchen Geschirr. Sehr sorgsam und gewissenhaft. Weiter zum 6. See und heute musste Amirbek viele Male anhalten. Da die Sonne noch nicht allzu hoch stand, war das Licht zum Fotografieren noch gut und nicht so völlig grell und ausgebrannt wie zur Mittagszeit.
Die Farben der Seen deshalb auch satt und kräftig.
Ich lief eine längere Strecke am Ufer des 6. Sees entlang, an jeder Seite hing ein Fotoapparat und die Motive waren erstklassig.
Vom 6. See sah man das letzte Dorf im Tal malerisch. Die Landschaft war einfach nur fantastisch.
Anfang 6. See
Mitte 6. See
Kurz vor dem Dorf sammelten Toma und Amirbek mich wieder auf.
Abschluss 6. See
Doch schon am Supermarkt, also der großen Mall (Einkaufsmeile) stieg ich wieder aus.
Supermarkt
Die beiden fuhren auf und davon und ich musste fast den ganzen Weg nach oben zum 7. See zu Fuß gehen, obwohl der Weg nach dem Dorf eigentlich langweilig war.
Doch ich hatte eine Begegnung mit einem Tadschiken, der auf einem Esel den Berg herunter geritten kam. Nach meiner Begrüßung mit Salam, fragte er mich russisch, wo ich herkam und als ich ihm auf Russisch antworte aus Deutschland, meinte er, gut, dass Du russisch gelernt hast.
Der 7. See war dann der krönende Abschluss der Kaskade.

7. See

Hier waren die schneebedeckten Berge schon zum Greifen nah. Obwohl der Wind die Wasseroberfläche kräuselte, waren die Reflexionen der weißen Gipfel im See noch sichtbar.
Noch waren nur drei Autos hier, wir konnten die Schönheit des 7. Sees (mit Namen „Die Tausend Quellen“) ganz in Ruhe genießen, nur die Hunde nervten ein wenig.
Als wir vom „Parkplatz“ aus alles fotografiert hatten, begaben wir uns auf dem Weg zum anderen Ende des Sees.
Gut zwei Kilometer ging es auf einem Weg am Ufer entlang. Der See lag etliche Meter unter uns und vom Weg zum See ging es steil bergab. Im Winter und Frühjahr ist der Wasserstand um viele Meter tiefer als normal.
Doch das schadete dem bezauberten Anblick über den See auf die hohen abschließenden Berge, von denen die höchsten weiße Gipfel hatte mit Nichten.
Auf der Hälfte der Strecke überholten uns Hanna und Alex, die ausgeschlafen hatten und späten aufgebrochen waren. Ein Schotte kam uns entgegen, sehr international hier. Kurz vor Ende des Sees trafen wir auf eine Ziegenherde, die von 4 Mädchen gehütet wurde.
Hanna und Alex badeten gerade im eiskalten Wasser des 7. Sees, wir wanderten noch ein Stückchen weiter bis wir über eine Brücke zur Schäfersiedlung kamen.
Von hier hatte man noch einmal einen weiteren Blick in das Tal aus dem der See gespeist wurde mit Schneegipfeln als Talabschluss.
Schäfersiedlung während der Sommerweide
Zurück. Auf dem Rückweg trafen wir wieder die Mädchen mit den Ziegen, ein älterer Tadschike überholte uns mit seinem mit Holz vollgepacktem Esel und die Blicke auf die Berge und den See waren unverändert bombastisch.
Als Amirbek unseren Mittagstisch gedeckt hatte, fuhren gerade Hanna und Alex vorbei und wir luden sie natürlich ein, mit uns zu essen.
Das Ufer des 7. Sees hatte sich in der Zwischenzeit gut gefüllt. Viele Touristen waren angekommen und verbrachten den Samstag, manche auch das ganze Wochenende hier.
Verabschiedung von Hanna und Alex, Rückfahrt zum Hotel und Umziehen in ein größeres Zimmer.
Es erst halb Fünf und ich bin so gut wie fertig mit dem Tagesbericht, deswegen noch einige Anekdoten, die unter die Räder gekommen sind.
Amirbek erzählt einen Tadschikischen Witz / Weisheit, weil wir ständig Ziegen, Esel und Hunden begegnen. Die Ziegen laufen vor uns davon, die Esel stört es gar nicht, dass wir vorbeifahren und die Hunde rennen uns hinterher.
Tadschikische Anekdote:
„Ein Taxifahrer nimmt einen Hund, einen Esel und eine Ziege mit dem Taxi nach Hause mit. Als erstes erreichen sie das Dorf des Hundes. Der Fahrpreis ist 60 Som. Der Hund gibt den Taxifahrer 100 Som. Da der Taxifahrer kein Wechselgeld hat, vertröstet der Taxifahrer den Hund und verspricht ihm das Geld auf der Rückfahrt zu geben, wenn er Esel und Ziege abgesetzt hat. Nach einer Weile sind sie im Dorf des Esels. Der Fahrpreis ist 100 Som. Der Esel bezahlt mit 100 Som, das Taxi fährt weiter. Sie erreichen das Haus der Ziege. Die Ziege steigt aus und sagt, sie habe das Geld im Haus. Der Taxifahrer geht zum Haus, aber die Ziege ist schon aus dem Hintereingang geflohen und rennt weg.“
Deshalb rennen die Ziegen weg, wenn sie ein Auto sehen, dem Eseln ist es völlig egal und die Hunde wollen ihr Wechselgeld wiederhaben und rennen uns hinterher.


Noch etwas zum Esel. Warum halten die Leute sich Esel? Zum einen sind sie nützlich für alle möglichen Transportaufgaben. Eine Expedition bezahlt bis zu 60 $ pro Tag und Tier. Und, wie wir es heute mehrmals erlebt haben, kann man darauf bequem und umweltfreundlich von A nach B kommen.

4. Mai 2025 – Sonntag – Vom Schingtal zum Iskanderkul

Frühstück gab es nach einer langen Nacht mit viel Schlaf in einer Tapschanka. Das ist eine Art viereckige / quadratische Gartenlaube, meist eine Metallkonstruktion, ringsum offen oder mit Vorhängen bespannt, der Boden ist mit Teppichen ausgelegt und in der Mitte steht ein quadratischer Tisch, der so hoch ist, dass gerade die Beine darunter passen würden, was aber eine Unsitte wäre. Die Beine gehören zur Seite oder nach hinten auf keinem Fall seinem Gegenüber entgegengestreckt. Diese hockende, halb liegende Sitzhaltung ist für mich total unbequem. Stühle oder Hocker sucht man vergeblich. Ein Kissen steht zur Verfügung, aber das half wenig. Es gab dasselbe Frühstück wie gestern, Aprikosenmarmelade und Kirchmarmelade, dazu Brot, zwei Spiegeleier und dazu Brot. Die Spiegeleier machten mich satt.
Heute setzte sich die hübsche Tochter des Hauses, die uns das Frühstück gebracht hatte zu uns. Leider war es schwer mit der Kommunikation.
Die Schwiegertochter war derweilen schwer am Arbeiten. Hat die Frau erst einmal das Elternhaus verlassen und ist bei der Familie des Mannes eingezogen, hat sie viel zu tun. Das ist bei Leibe kein Zuckerschlecken. Die Schwiegermutter bestimmt, was gemacht werden muss.
Das Wetter war wieder wunderschön und Toma drängte mich, die Go-Pro auf dem Auto zu befestigen, damit wir wenigsten die Rückfahrt filmen konnten. Ich ließ mich überreden, Amirbek hielt an, und die Kamera bekam einen Logenplatz auf der Kühlerhaube. Da ich vergessen hatte, die Steuerung der Kamera aufzuladen, blieb sie die ganze Zeit an. Und es wurde eine wirklich erlebnisreiche Fahrt, nicht nur die fantastischen Berglandschaften, die es schon alleine wert gewesen wären, die Kamera laufen zu haben, nein, auch die Begegnungen unterwegs. Ein Junge auf dem Esel mit Hund, Schafe, Kühe, Menschen am Straßenrand, entgegenkommende Fahrzeuge auf der schmalen Straße, die Fahrt durch das Wasser / einen Bach, die lebendigen Kischlaks und vieles mehr.
Wir hielten nur einmal vor dem ersten See an, um noch ein Foto von oben zu machen.
Als wir die Seen hinter uns gelassen hatten und auch durch einige Dörfer gefahren waren, sah ich am Fluss eine Schaf-/Ziegenherde, die über den Gebirgsfluss musste.
Amirbek hielt an. Wir konnten beobachten, wie an einer engen Stelle des Flusses die Schafe zu zwei kräftigen Burschen getrieben wurde.
Die Beiden nahmen die Tiere und schmissen sie in eine ziemlich tiefe Stelle im Fluss. Sie flogen durch die Luft, landeten im Wasser, kamen zu sich und als sie wieder Boden unter den Hufen hatten, sprangen sie ans andere Ufer, auf dem wir uns befanden.
Aber keine der Ziegen/Schafe hatte so richtig Lust darauf. Sie mussten alle eingefangen werden. Wir dachten, dass die Herde hier am einfachsten über den Fluss kam, aber als Amirbek die Schäfer fragte, was sie da machen,
bekam er zur Antwort, dass die Schafe so gewaschen werden. Als wir beim nächsten Schaf genauer hinschauten, sahen wir auch, wie sich das Flusswasser kurz nach der Landung des Schafes im Fluss braun verfärbte. Da hatte sich bei den Schafen eine ganze Menge Dreck angesammelt.
Wir kamen an der Goldgewinnung vorbei und auch am Sonntag kippten die schweren Laster taubes Gestein den Hang hinunter und die schweren, großen Steine rollten den Berg hinab und zerstoben beim Aufeinandertreffen auf andere Gesteinsbrocken in viele kleine Teile, bis sie in einer Kuhle ganz unten am Fluss zum Liegen kamen.
Wir fuhren durch fruchtbares Ackerland und die Tadschiken bearbeiteten die Erde mit der ganzen Familie. Hier wird Obst, Wein, Getreide, Gemüse, eigentlich alles angebaut. Die Ebene war grün und soweit es genügend Wasser gab auch die Berghänge. Wir hielten einmal an, machten ein Foto von den Feldarbeiten, die das Oberhaupt der Familie mit Handy in der Hand beaufsichtigte.
Vor dem Ort gab es eine öffentliche Toilette, immerhin!
Im Tal des Serafschan kamen wir dann zügig voran. Die Straße war asphaltiert und auch nicht zu stark befahren. Der Fluss schnitt sich immer tiefer ein und die Dörfer lagen malerisch auf den gegenüberliegenden Berghängen und bildete grüne Flecken in der kargen Landschaft. Dort wo Landwirtschaft betrieben wurde, schien es alles im Überfluss zu geben. Mehrere Stromtrassen führten im Tal entlang. Amirbek erzählte, dass es trotzdem nicht genug Strom gebe, und er nur zu bestimmten Zeiten für die Bevölkerung verfügbar wäre. Tadschikistan arbeitet an der Fertigstellung des Wasserkraftwerkes am Nurekstaudamm. Danach soll Strom ausreichend zur Verfügung stehen.
Einen weiteren Halt erbat ich an de Serafschanschleife. Der Fluss bildete fasst einen vollständigen Kreis, nicht ganz geschlossen, aber tief eingeschnitten und dahinter war ein großes Dorf auf dem Hang zu sehen.
Nicht schlechter als die Moselschleife, nur wilder und definitiv einen Halt wert.
Heute fuhren wir auf der Strecke, die vor zwei Tagen wegen Starkregen und Erdrutschen gesperrt war und sahen die Reste der Hangabgänge, die noch nicht weggeräumt waren, meist war nur eine Fahrspur von den Erdmassen beräumt. Es geht wirklich sehr steil neben der Straße hoch und sicher kann man hier nicht sein, dass alle Steine oben bleiben.
An manchen Stellen hat die Erosion aber wunderschöne Gebilde geschaffen, oft sehr fotogen, doch jede Minute anhalten konnte ich dann Amirbek doch nicht zumuten. In einem Dorf nicht weit entfernt von der Hauptstraße, die nach Duschanbe führte, hielten wir an. Amirbek hatte ein Taxi erspäht mit Duschanbe-er Nummer. Er händigte dem Taxifahrer unsere Pässe aus, ja, ja einem völlig fremden Taxifahrer unsere Pässe, die dieser nach Duschanbe bringen sollte, damit wir registriert werden konnten. Zur Sicherheit schickte er per Whatsapp ein Foto von der Nummer des Taxis an seine Agentur.
In diesem kleinen Dorf hatten die erfindungsreichen Straßenhändler ihre Getränkestände künstlich bewässert. Das Wasser, was vom Berg herunterfloss, wurde über die Flaschen wie eine Berieselung geleitet und hielt die Getränke kühl.
Mittag aßen wir an der Abzweigung zum Iskander-Kul, dem Alexander See, benannt nach dem großen Heerführer Alexander Makedonski. Alexander oder Iskander hatte am See sein Lieblingspferd verloren. Es erscheint der Sage nach an Vollmondnächten über dem See und verschwindet dann wieder im Wasser.
Die Fahrt hinauf zum See war wieder sehr spannend. Wir kamen durch ein Dorf, wo alle Zäune an der Hauptstraße einheitlich gestaltet wurden. Ein sehr reicher Dorfbewohner hat den Einwohnern dies spendiert, da er wollte, dass sein Dorf ordentlich aussah. Außerdem haben so viele Leute aus dem Dorf über längere Zeit Arbeit. Sehr nobel. Dann überholten wir eine Eselskarawane. Ein Bauer trieb etliche Esel die Berge hinauf. Morgen startet eine Expedition, die viel Geld für die Esel bezahlen wird. Die Chinesen, die auch hier im Tal Gold abbauen, haben zu Beginn ebenso Esel benötigt. Ein Esel verdiente im Monat 100 $, ein Tadschike nur 80$. Die Tadschiken haben daraufhin von den Afghanen alle verfügbaren Esel abgekauft. Nach einem halben Jahr jedoch, als die Arbeiten beendet waren, wieder zurückverkauft.
Als die Serpentinen begannen und wir zügig an Höhe gewannen, nahm das Tal schon fast märchenhafte Formen an.
Die Berghänge wiesen Formen auf, als hätte ein Steinmetz wunderschöne Muster zur Zierde in die steil aufsteigenden, den Fluss mit selben Namen, Iskander, hineingemeißelt und ein Maler im Nachhinein noch ordentlich Farbe aufgetragen.
Ein bisschen wie im Death Valley oder wie im Yellow Stone Nationalpark beim Artist Point.
Und dann lag er auch schon unter uns der Iskander-Kul, der See. Wir schauten auf seinen Abfluss und unser Blick erhaschte ein wenig von der Seefläche.
Jetzt ging es viele Höhenmeter wieder bergab und als wir die Brücke am Abfluss überquert hatten, bog Amirbek ins Gebirge ab, nicht zum Campingplatz. An der Biegung lag ein Fahrrad. Amirbek meinte, hier sei in diesem Jahr noch niemand mit dem Auto langgefahren. Der Weg war auch halsbrecherisch, eng und holprig. Der Rücken wurde gut durchmassiert. An einer Wendeschleife stiegen wir aus und liefen nun zu Fuß weiter ins Tal.
Ziel war ein Wasserfall. Ich vermutete, dass in den rechts neben uns fließenden Iskander-Fluss ein Bach hineinstürzen würde.
Obwohl es nur eine kurze Wanderung war, war sie doch sehr schön. Blumen am Wegrand, exotische Pflanzen, wunderschöne Ausblicke nach rechts zum Fluss und den sich danach steil erhebenden Felsen, bestimmt 1000 Meter hoch und in den verschiedensten Farben schillernd.
Nach einer Viertelstunde erreichten wir eine abenteuerliche Metallkonstruktion, die einige Meter über den Fluss führte, quasi ein Gitterrost, aber ohne Gitter nur parallel Streben unter denen das Wasser mit lautem Getöse und schäumend nach unten stürzte und die genau so breit waren, dass ein normaler Fuß nicht hindurchpasste.
Der recht breite Fluss fiel vielleicht 30 Meter nach unten aber es waren gewaltige Wassermassen. Fotosession. Rückmarsch und Rückfahrt.
Auf der Rückfahrt lief vor uns eine Frau auf dem schmalen Weg, die wir schon am Wegesrand auf dem Hinweg hatten sitzen sehen. Wir dachten, ihre Gruppe hatte sie zurückgelassen. Geirrt. Es war eine Stuttgarterin, Mitte 50, die alleine auf Weltreise war und die wir bis zu ihrem Fahrrad mitnahmen, das wir ebenfalls ja schon gesehen hatten. Sie ist seit 1,5 Jahren unterwegs (mit einem Wohnmobil), alleine. Ohne Furcht und das Leben und die Herausforderungen der fremden Länder meisternd. (Wir trafen sie übrigens noch am späten Nachmittag im Restaurant und quatschten noch ein wenig.)
Als wir wieder auf der Straße waren, war der Campingplatz nur noch eine Minute Fahrt entfernt. Wir checkten ein, bekamen ein Zimmer mit integrierter Toilette und Waschzelle und ein Radiator stand auch schon bereit.
Beim Überspielen der Bilder des Tages auf den PC, stellte ich fest, dass die Go-Pro die lange Strecke durch die Fan-Berge nicht aufgezeichnet hatte. Mist, der falsche Modus war eingestellt.
Wir lernten noch den Chef der Anlage kennen, der in Magdeburg in der Sowjetarmee gedient hatte, sehr deutschfreundlich und jetzt ein hoher Gesundheitsbeamter war. Seiner Frau gehörte die Bungalow-Camping-Anlage, die einfach nur traumhaft am wunderschönen See gelegen war. Der war eingefasst von hohen Bergen und auf denen in der zweiten Reihe lag sogar noch Schnee auf den Gipfeln.
Abendbrot. Dann spielte ich noch eine Partie Narde mit dem Chef. Alles sehr gastfreundliche Menschen hier.
Als ich den Bericht fertig geschrieben hatte, ging ich noch einmal zum See, um den Nachthimmel zu fotografieren. Leider war der Mond zu hell, die Sterne verblassten und an eine Aufnahme der Milchstraße war gar nicht zu denken.

5. Mai 2025 – Montag – Vom Iskanderkul nach Duschanbe

Mitten in der Nacht weckte mich Toma und sagte: „Ich muss zum Augenarzt. Die Blitze auf der Netzhaut werden immer stärker.“ Ich konnte sie beruhigen. Die Lampe in unserem Zimmer, trotz, dass sie ausgeschaltet war, gab wirklich Blitze von sich. Wie konnten wir das Blitzen abstellen? Ein und wieder ausschalten half nicht. An die Birne kam man nicht ran und einfach etwas drüber hängen funktionierte auch nicht, da es abrutschte. Ich klemmte schließlich den Gürtel in einen Spalt zwischen Lampe und Wand und hing daran die Hose auf, über die Lampe. Problem mit dem Augenarzt gelöst. Es gibt eh nicht so schnell Termine.
Der Iskanderkul präsentierte sich am Morgen noch einmal prächtig. Klare Sicht bei wolkenlosem Himmel. Schon jetzt kündigte sich ein heißer Tag an. Frühstück wie gestern, ergänzt durch Butter. Toma und Amirbek aßen Kascha (Milchreis). Das Essen ist hier (das Frühstück mal – Gott sei Dank – ausgenommen) einfach umwerfend. Wir werden wohl noch einen Zusatzsitz im Flieger für uns beide benötigen, wenn das so weitergeht.
Die Go-Pro hatte ich über Nacht soweit repariert, dass wir sie auf den Jeep montierten und mit der Fernbedienung steuern konnten. Leider war der Weg nicht ganz so spektakulär wie der zu den Sieben Seen.
Wir erreichten die Hauptstraße und fuhren nun entlang des Serafschan-Flusses in Richtung Duschanbe.
Nach der zweiten Kurve sahen wir wieder viele LKW den Berg rechts von uns erklimmen. Auf der anderen Flussseite lagen riesige Kohlehalden, die die Laster nach Usbekistan transportierten.
Steinkohle wurde hier nicht unter dem Berg, sondern auf dem Berg abgebaut, im Tagebau. Man konnte es zwar nicht genau sehen, wo die Kohle gefördert wurde, doch alles deutete darauf hin.
Als wir einige Zeit später aus dem Tal nach rechts abbogen und serpentinenartig uns in die Höhe schraubten, kamen wir an Stellen vorbei, wo die Kohleflöße an der Oberfläche zu sehen waren. Faszinierend. Und keiner kümmerte sich um die offen daliegende Kohle. Man hätte damit ein größeres Dorf einen Winter lang beheizen können. Doch nicht nur Kohle wurde hier abgebaut, auch Wolfram, gemeinsam mit den Amis.
Am Ende der Serpentinen auf etwa 2600 Meter Höhe ging es in einen Tunnel. 6 km lang.
Fast kein Licht (also keine Beleuchtung), kein Asphalt, keine Straßenmarkierungen, zweispurig, eine Spur hin, eine Gegenfahrbahn, sodass gerade zwei LKW aneinander vorbeifahren konnten. Jeder vierte LKW hatte unvollständige Beleuchtung. Es war stockdunkel nur die Scheinwerfer erhellten die Fahrbahn.
Es staubte fürchterlich und die Ventilation war bestimmt nur Attrappe, sie war nicht in Betrieb. Es blieb zu hoffen, dass die kritische Konzentration einer Kohlenstaubexplosion nicht erreicht wird. Unfälle / Zusammenstöße waren hier an der Tagesordnung, denn manche Autos fuhren auch ganz ohne Licht.

Höchstgeschwindigkeit war 20 km/h. Niemand hielt sich daran, Rettungstunnel gab es nicht, das Wasser floss ab, wohin es wollte, doch alles hat ein Ende und der Tunnel sogar zwei. Es ist beim Tunnel ja fast wie auf einem Pass, wenn man herauskommt, sieht man eine neue Welt. Es waren noch schönere Berge des Fan-Gebirges.
Das Fan-Gebirge (tadschikisch Кӯҳҳои Фон) ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das zum westlichen Pamir-Gebirge gehört. Der Gebirgszug befindet sich zum größten Teil in der tadschikischen Provinz Sughd. Das Fan-Gebirge ist ein unglaublich schönes Land mit Bergseen und schneebedeckten Gipfeln in Zentralasien und liegt an der Kreuzung von zwei riesigen Pamir-Alai-Bergrücken Serafschan und Hissar, unweit der berühmten antiken Stadt Samarkand. Der höchste Berg der Gebirgskette, der Tschimtarga, ist 5489 m hoch.
Vom Tunnelausgang begann nun die Fahrt nach unten, mindestens 1000 Höhenmeter durch eine schöne, eine wilde Landschaft. Wir näherten uns Duschanbe und mussten, bevor wir die Stadtgrenze passierten, das Auto waschen.
Durch die nicht asphaltierten Gebirgswege hatte der Landcruiser eine Wäsche auch dringend nötig. Schmutzige Autos sind in Duschanbe verboten und der Fahrer wird mit einer empfindlichen Strafe belegt. (Das haben sich die Tadschiken bestimmt von den Moskauern abgeschaut.)
Während zwei Jungs unser Auto wuschen, vertraten wir uns die Beine. Zwei kleine Mädchen hatten auf der anderen Straßenseite ihr eigenes Business. Sie kassierten zwei Som für die Benutzung der Toilette. Es störte sie auch nicht, dass ich mit einem Hundert-Som-Schein bezahlte. Ich bekam richtig abgezähltes Wechselgeld.
Wir erreichten Duschanbe wohl als ich eingenickt war. Eine Millionenstadt. Quirlig, ein Hauch von Sowjetzeiten, viel wird neu gebaut, nicht alles fertig.
5-6-geschossige Chruschtschow-Häuser aus den 60-ziger und 70-ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wechselten sich ab mit neuen Hochhäusern des 21. Jahrhunderts.
Das Flair war so etwa wie Samarkant, der Verkehr ein wenig ungeordneter. Als erstes aßen wir zu Mittag in einem wunderschönen Restaurant, wie aus 1000 und einer Nacht.
Es war anstrengend warm so kurz nach Mittag und wir bevorzugten die Innenräume den schön gestalteten Tapschankas im Innenhof. Alles sehr geschmack- und stilvoll hergerichtet. Das Essen genauso. Die Speisekarte überforderte mich völlig. Nicht enden wollende Seiten mit Bildern von schmackhaften orientalischen Gerichten. Wo soll die Schlemmerei nur noch hinführen?
Vom Essen zum Basar, dem richtigen Basar, denn der Basar im Programm hatte eh zu und ist eher eine getürkte Touristenattraktion, denn das wahre Leben spielt sich hier nur bedingt ab.
Wir wurden überaus herzlich von den Menschen auf dem Basar aufgenommen. Man ließ uns probieren und gab uns manches einfach kostenlos. Wirklich liebe, gastfreundliche Menschen!
An den Markt in Pedschikent kam aber der „Grüne Markt“ in Duschanbe nicht heran. Toma kaufte schwarze riesengroße Rosinen.
Alle Bilder vom Basar

Basar

05.05.25

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Das Hotel Tja Palast war schon schick. Platz reichlich. So kamen wir erst einmal wieder zu uns, verwandelten uns in zivilisierte Touristen und entließen Amirbek zu Seiner Frau nach Hause.
Viele kleine Parks in der Stadt
Ein unfertiges Haus mit Edelboutique
Geduscht, sortiert, die Fotos von heute auf Platte gesichert, unternahmen wir am Abend noch einen Spaziergang in die nähere Umgebung. Das Hotel befand sich gar nicht weit weg vom Regierungsviertel, vom Parlament des Landes, von der Prachtpromenade, …, also genau dort, wo sich am Abend das Volk versammelte, spazieren ging, entspannte, als Pärchen oder mit Kind und Kegel.

Staatslenker Ismail Samani mit Bibliothek

Staatslenker Ismail Samani
Bibliothek
Die warme Abendluft, die ihre bleierne Schwere, die belastende Hitze des Nachmittages verloren hatte und umspülte jetzt angenehm die Haut. Die Sonne ging direkt hinter dem Staatslenker Ismail Samani Denkmal unter und tauchte die Springbrunnen vor der Nationalbibliothek in warmes weiches Licht. Überall Rosen an jeder Ecke.
Steele mit dem Emblem von Tadschikistan
Palast der Nationen
Wir spazierten am Parlament vorbei, bestaunten einen Trolleybus und die Farbenspiele der Springbrunnen.
Die Stadt wird gewässert, vorzugsweise in der Nacht.
Oben das Parlament von Tadschikistan
Abendbrot ließen wir ausfallen. Bericht. Schlafen.

6. Mai 2025 – Dienstag – Vom Duschanbe nach Kalaikum

Heute war das Frühstück im Viersternehotel etwas vielfältiger. Als Amirbek auf uns freudestrahlend zukam, mich anschaute, war seine erste Frage, was ist mit Deinem Auge. Das linke Auge war blutunterlaufen rot. Wir hatten es noch nicht bemerkt. Da ich noch normal sehen konnte, machte ich mir auch keine Gedanken. 8 Uhr Abfahrt. Auf der ersten Hauptstraße sahen wir viele Armeefahrzeuge. Duschanbe bereitete sich auf die Parade am 9. Mai vor, den Tag des Sieges, der sich ja in diesem Jahr zum 80.ten Mal jährt. Tadschikistan wird auch in Moskau auf dem Roten Platz vertreten sein.
Es ging vorbei an Chruschtschow-Bauten und leerstehenden nicht vollendeten Hochhäusern. Man ist dabei, die Chruschtschow-Häuser kontinuierlich abzureißen und die Menschen, die dort wohnen umzusiedeln. Märkte müssen Neubauten weichen. Es geht ein wenig traditionelle Kultur verloren. Aber solche wunderschönen neuen Bauten, Bulvare – Spaziermeilen, wie wir sie gestern Abend gesehen haben, sucht man bei uns vergebens. Für ein so reiches Land wie Deutschland sollte doch so etwas möglich sein.
Es dauerte eine Weile, bis wir die Stadtgrenze erreicht hatten, aber gleich danach ging es durch Ordschenikidse (einer weiteren Stadt) und dann erst durch Gemüsefelder, Weinanbaugebiete, die sich mit Kornfeldern abwechselten. Die heutige Strecke war für tadschikische Verhältnisse recht lang, 370 km. Wären wir vorschriftsmäßig gefahren, wären wir immer noch unterwegs. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind schon sehr restriktiv. Doch da unser Fahrer in seinem Leben auch schon mal Verkehrspolizist war, wusste er, was er machte.
Dann fuhren wir durch fruchtbares Land. Den ersten Stopp machten wir am Nurek Stausee. Der Nurek-Staudamm in Tadschikistan in Zentralasien ist mit 300 m Höhe zusammen mit Jinping I die zurzeit höchste Talsperre der Erde.
Der Speicherraum des Stausees beträgt 10,5 Milliarden m³, die Wasseroberfläche 98 km².Das mit dem Staudamm gemeinsam erbaute Wasserkraftwerk hatte in der ersten Ausbaustufe mit neun Turbinen eine installierte Leistung von 2,7 GW, nach einem später erfolgten Umbau 3 GW.
Diese Leistung reicht aus, um nahezu ganz Tadschikistan mit elektrischer Energie zu versorgen. Das Reservoir dient auch der Bewässerung von 650.000 ha landwirtschaftlicher Fläche.
Frischer Fisch aus der Fischzucht
Auf dem höchsten Punkt der Straße mit einem tollen Blick auf den Stausee machten wir halt.
Auf dem großen Parkplatz befand sich ein Basar, der den Reisenden vor allem Speisen anbot.
Der Renner war Kala Putscha. Das Gericht wurde in großen tiefen Pfannen oder konischen Kesseln zubereitet und enthielt alles was so ein Rind hergibt. Innereien, Haut,
Wir beließen es beim Zuschauen, wie es in den Kesseln brodelte. Toma kaufte wieder Rosinen, die bei jedem Mal größer werden. (und entsprechend teurer)
In allen Variationen gab es auch wieder Kurut, das meist in runder Form verkauft wird, aussieht wie Gipskugeln (da weiß), sich aber eher anfühlt wie Plastilina. Es besteht aus getrockneter saurer Milch mit Salz und unterscheidet sich aber geschmacklich, mal mehr Salz, mal ist der Fettgehalt höher. Man kann es lange lagern und dann wieder mit Wasser zu einem milchähnlichen Getränk auflösen.
Kurut wird aus Kuh- oder Ziegenmilch hergestellt. Die Milch wird gekocht und durch Gärung entsteht Qatiq, der von der Konsistenz her an eine sehr fettige saure Sahne erinnert. Anschließend wird der Qatiq in einen speziellen Beutel aus mehreren Mullschichten gegossen, so dass die Flüssigkeit abtropfen kann. Nach dem Abtropfen, welches bis zu 12 Stunden dauern kann, bleibt suzma zurück – eine quarkähnliche Masse, die mit Salz gemischt wird, bevor der Formprozess beginnt. Die Masse wird von Hand zu Kugeln verschiedener Größe gedreht und muss anschließend einige Tage trocknen. Es gibt zwei Arten des Trocknens, während denen sich die Größe der Kurut-Kugeln auf einen Bruchteil verkleinert. Die erste Variante ist die Trocknung an der Sonne, bei der ein sehr trockener, beinahe steinartiger Kurut entsteht, der Jahre haltbar ist. Die zweite Variante ist die Trocknung in der Jurte, bei der der Kurut weich und zart bleibt.
Nun hieß es aber: Amirbek ba pesch! Vorwärts Amirbek, war die Losung heute, eigentlich ja Tadschikistan ba pesch (vorwärts), was an jeder Straßenkreuzung stand, eine Losung des Präsidenten. Wir hatten heute noch eine weite Strecke vor uns. (zumindest nach tadschikischen Maßstäben).
Und weil wir gerade beim Präsidenten sind, so hielten wir in Dangara direkt vor dem Denkmal der Mutter des Präsidenten.
Also so ungefähr, wenn man in Brilon auf dem zentralen Platz ein Denkmal der Mutter von Friedrich Merz errichten würde.
In Gulab aßen wir lecker (wie sollte es auch anders gewesen sein) zu Mittag in einer Gaststätte, die aber sehr an die Betriebsküchen in der Sowjetunion erinnerte. Nach dem Mittagessen fuhr Amirbek zur Poliklinik. Er wollte, dass ich zum Augenarzt ging. Wir warteten eine Weile in einer modernen Praxis, der Arzt war auch gerade Mittagessen. Als er zurückkam, war ich natürlich sofort dran. Außer, dass das Auge blutunterlaufen war, schien alles in Ordnung zu sein. Ich bekam noch ein paar Tropfen verschrieben und konnte mich nur verbal bedanken, alles andere lehnte der junge Mann strickt ab. Gäste werden kostenlos behandelt, basta. In der Apotheke kauften wir neben den Tropfen noch einen tadschikischen Strampler für unser 6. Enkelkind.
Baumwollfelder
Fotos aus dem fahrenden Auto
1/2000 Sekunden und Blende voll auf.
Begegnungen dieser Art waren häufiger - in diesem Fall haben wir angehalten und ich habe in aller Ruhe Bilder und Videos gemacht.
Nach Gulab schraubte sich die Straße in die Höhe über den Pass Tschurobot und wir erreichten den Checkpoint (Grenznähe). Passkontrolle und politische Diskussion über Flüchtlinge in Deutschland mit den Polizisten oder Armeeangehörigen. Gewisse Verwunderung (oder war es gar Neid).
Die Landschaft wurde erst hügelig mit Bergen im Hintergrund, dann waren die Berge Vordergrund und wie fuhren durch eine schon schroffere Landschaft.
Die wirklich hervorragend angelegte Straße hatten die Chinesen gebaut. Sie führte in Richtung Afghanistan.
Irgendwann war es dann so weit, wir konnten den Pandsch sehen.
Der Pandsch (Fünf auf Tadschikisch) bildet über mehrere hundert Kilometer die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. (In etwa eine Strecke von der Nordseeküste bis an den Bodensee ist der Fluss die Grenze.)
Wir stiegen aus, fotografierten Afghanistan, die Brücke, die nach Afghanistan führte und etwas später, als wir schon eine Weile am Fluss entlangfuhren, auch die Menschen auf der anderen Seite.
Die Lager der Taliban waren gut an der weißen Flagge mit den schwarzen Schriftzeichen zu erkennen.
Wir sahen junge Männer mit ihren Motorrädern auf der parallelen Straße der anderen Flussseite fahren, Mädchen in bunter Kleidung aber das Gesicht verdeckt spazieren gehen, Hirten mit ihren Herden und in den Dörfern die Menschen Teppiche waschen.
Noch ein paar Worte zu den Frauen. Die überwältigende Mehrheit trägt hier in Tadschikistan ihre traditionelle Kleidung, also Schalwary (Hosen wie der kleine Muck), Kittel darüber und ein Kopftuch. Die Kleidung ist immer sehr farbenfroh und oft auch mit Glitzerelementen durchsetzt, besonders die Kopftücher. Vollverschleierte Frauen habe ich bis auf eine in Duschanbe nicht gesehen.
Und diese könnte auch eine Touristin gewesen sein. (Die Vollverschleierung soll auch laut Gesetz verboten sein. In einem muslimischen Land!!!) Die Pamirer Frauen kleiden sich eigentlich europäisch, man könnte sie also anhand ihrer Kleidung kaum von europäischen Frauen unterscheiden.
Die Pamiri sind ein eigenes Volk, das sich nicht als tadschikisch sieht. In Tadschikistan leben etwa 135.000 Pamiri (Stand 2000).
Deckung und Schießstand für die tadschikischen Soldaten
Es ist schon ein seltsames Gefühl hier, so weit entfernt von der Heimat auf eine solche Grenze zu treffen, wo sich hautnah bewaffnete Einheiten gegenüberstehen. Wo deutsche Soldaten gegen die jetzt herrschenden Taliban gekämpft hatten.
Militärische Einrichtungen sollte / durfte man nicht fotografieren. Aber die waren hier omnipräsent. Überall Schießscharten, Steinwälle hinter denen die Soldaten Schutz finden konnten, befanden sich entlang der Straße. Man konnte mit bloßem Auge sehen, was in Afghanistan passiert, wie die Taliban Waffen trugen, genau wie die Soldaten auf der tadschikischen Seite der Grenze. In regelmäßigen Abständen gab es Kasernen, Posten und bewaffnete Soldaten liefen Streife.
Das alles in einer wilden Landschaft. Der Pandsch fließt durch eine sehr tief (von ihm selbst) eingeschnittene enge Schlucht.
Auf dem afghanischen Ufer wird Gold abgebaut, geschürft mit großen Rutschen, wie im wilden Westen vor mehr als hundert Jahren.
Die Felswände gehen fast senkrecht nach oben und jede mehr oder weniger horizontale Fläche wird genutzt, ob nun als Acker oder Wohnfläche.
Links und rechts des Flusses sahen wir Schulen. Ob die afghanischen Mädchen auch dort unterrichtet werden, konnten wir nicht sehen. (Vorgriff auf die kommenden Tage - ja, sie wurden unterrichtet.)
Der Weg oder die Straße, die auf afghanischer Seite entlang des Flusses verläuft, ist weniger breit aber dafür in den Fels gebaut, schraubt sich nach, oben, um dann wieder zum Fluss zurückzukehren.
Auf der tadschikischen Seite gibt es schon Abschnitte, die asphaltiert und gut befahrbar sind, andere Abschnitte sind im Bau, wie wir es am nächsten Tag erlebten und nicht wenig an Kilometern muss noch grundlegend erneuert werden.
Wir machten an besonders malerisch erscheinenden Stellen Halt. Da waren entweder die schneebedeckten Berge weiter hinten besonders schön zu sehen, oder eine alte Festung auf der afghanischen Seite, der Fluss war besonders wild….
…. Die Fahrt entlang des Flusses in dem tiefen Tal war ein Erlebnis an sich. Gestoppt wurde unsere Fahrt ab und zu durch Kühe, die auf dem Heimweg waren oder Ziegen und Schafsherden, die auf die Weideflächen getrieben wurden oder durch Checkpoints.
Die Chinesen nutzen die Straße zur Überführung von Autos. Hier eine Ladestation für Elektroautos made in China.
Gleich neben dem Präsidentenpalst oder Guesthouse eine Taubenstation im entsprechenden Design.
Tja und dann waren wir im Pamir, im Rayon Kalaikum. Den Homestay erreichten wir so gegen 17.15 Uhr. Das Haus stand am Ufer des …. Dicht, sehr dicht. Oben im Gebirge hatte es geregnet und der … war angeschwollen und floss tosend am Haus vorbei. Es sah so aus, als würde es da Haus in jeder Minute wegspülen. Die Bilder vom Ahrtal spukten einem da im Kopf herum.
Einen kleinen Spaziergang unternahmen wir dann doch noch, wir hatten ja den ganzen Tag im Auto verbracht. Er führte uns durch das Dorf zu einer abenteuerlichen Brücke, die eine Frau von der anderen Uferseite kommend, spielerisch leicht überquerte. Es brauchte da von uns schon etwas mehr Mut, dass wir uns auf dieses schwankende, wackelige Ungeheuer begaben. Auf dem Weg durch das Dorf, wir waren keine 50 Meter gegangen, wurden wir schon eingeladen und ein Schaf hätten sie auch geschlachtet, auch ein Huhn…, denn Deutsche und Tadschiken waren doch dicke Freunde.
Leckeres (ich bräuchte es ja schon gar nicht mehr schreiben) Abendbrot.
Es waren noch Polen und Australier mit uns im Homestay.
Die Diskussion nach dem Abendbrot drehte sich vor allem um eins, wann fahren wir morgen los. Auf dem folgenden Streckenabschnitt gab es Straßenarbeiten und der 85 Kilometer lange Abschnitt wurde von 7.30 Uhr bis 18 Uhr für die Durchfahrt gesperrt. Man kann also nur davor die Stecke fahren oder danach. Alle entschieden sich für davor. Das hieß 3 Uhr Aufstehen!
Alle Bilder von Afghanistan am heutigen Tag

Afghanistan

06-07.05.25

45 Bilder

7. Mai 2025 – Mittwoch – Vom Kalaikum nach Khorog

Ich wachte kurz nach 2 Uhr auf. Ein Wecker hatte es dazu nicht bedurft. Die innere Uhr funktionierte noch. Wir waren die Ersten im Guesthouse, die losfuhren, hinein in die Nacht. Wenn die Straßen bei Tag schon eine Herausforderung darstellten, bei Nacht war es noch um etliches Schlimmer, denn unser 20 Jahre alte Landcruiser hatte ja kein Neonlicht oder gar LED-Lampen, eine Straßenbeleuchtung gab es auch nicht, Begrenzungspfosten Fehlanzeige und an Rücklichter vorausfahrender Autos zur Orientierung war in der Nacht und dieser abgelegenen Gegend nicht zu denken. Wer denn da dachte 85 Kilometer sind ja nicht viel, ja auf deutschen Autobahnen könnte man das in 30 Minuten schaffen, in Tadschikistan benötigt man dafür Stunden. Grund dafür sind bestimmt nicht die Gebotsschilder mit 20 km/h, nein die Wegbeschaffenheiten erlauben vielerorts nur 20 Stundenkilometer, manchmal noch weniger. In der Dunkelheit kam noch hinzu, dass man Löscher, Steine, Rillen, Sandhaufen… erst relativ spät sah.
Und wir fuhren durch viele Streckenabschnitte, die quasi eine Baustelle waren. Also die Schotterstraßen waren Feldwege, also wie Wege über Felder. Flussquerungen, über die gerade Brücken gebaut wurden, hieß es auf rumpeligen Wegen zu umfahren und achtgeben, dass man nicht mit einem Rad im Fluss landete. Die rechte Seite war ja fast durchgehend Abgrund, und im Abgrund floss der Pandsch. Vereinzelt hatten wir Gegenverkehr. Einmal, gerade an einer sehr schmalen Stelle, wo eigentlich zwei Fahrzeuge nicht aneinander vorbei passten, kam uns ein Fahrzeug entgegen.
Amirbek lenkte den Wagen in eine Schutthalde auf der linken Seite. Als ob der uns entgegenkommende Sprinter nicht gesehen hätte, raste er auf uns zu, wahrscheinlich um den Anstieg zu schaffen, schaffte es aber nicht, mussten noch einmal zurück und quetschte sich dann an uns und dem Abgrund vorbei. Und das bei völliger Dunkelheit. . Ich schnappte mir den Fotoapparat und stieg schnell aus um vielleicht doch noch etwas an Anschauungsmaterial festzuhalten.
Die Schutthalde war eine vom Berg, den Felswänden kommende Schüttung, wo sich der Steinschlag gesammelt hatte. Bei Gott, kein sicherer Ort zum Verweilen. An Schlafen war während der Nachtfahrt nicht zu denken.
Die Baustelle ruhte in der Nacht. Kilometerlange Tunnel wurden gebohrt und in der Zwischenzeit musste die stark geschundenen Straße aus der Sowjetzeit als Ausweich herhalten. Am Tag erfolgten dann die Sprengungen und das Material davon musste weggeräumt werden damit der Verkehr wieder „fließen“ konnte. Und auf dieser Straße transportierten die Chinesen viele Exportgüter nach Duschanbe. Laster mit 10 Autos darauf standen am Wegrand. Die Fahrer schliefen über Nacht. Aber auch Elektrofahrzeuge ohne Nummernschilder kamen uns entgegen (die modernen fabrikneuen Autos waren auf 2000-jahrealten Wegen unterwegs). Hier übernahm ein Fahrer die Überführung auf Bestellung.
Das Interesse der Chinesen eine vernünftig-befahrbare Straße für den Export zu haben, ist also voll nachvollziehbar. Deswegen auch die Initiative „Neue Seidenstraße“. Der Aufwand, der hier aber aufgrund der natürlichen Gegebenheiten betrieben werden musste, ist gewaltig. Es werden etwa 58 Brücken auf dem 85 kilometerlangem Abschnitt gebaut. Nach etwa 2 Stunden dämmerte es. Das Schlimmste war vorbei. Doch noch hatten wir den Checkpoint nicht erreicht, wo die Straße in Gegenrichtung gesperrt wurde. Jetzt konnte aber Amirbek besser sehen, auch wir konnten etwas erkennen, aber im Prinzip war es wie gestern.
Wir fuhren durch eine sehr tiefe Schlucht, auf einer gerade so befahrbaren Straße, mit beeindruckenden Felswänden rechts und links, ganz oben schimmerte manchmal der weiße Schnee auf den Bergen.
So erlebten wir zum ersten Mal einen Sonnenaufgang in einem tiefen Tal. Zuerst glühten die weißen Berggipfel und Kämme, dann wärmte die Sonne die Hänge und schlussendlich drang das Sonnenlicht bis zum Fluss vor.
In der Morgendämmerung rannte ein Fuchs über die Straße, sah das Auto und wollte den Abhang zum Fluss runter. Doch das hätte ihn sein Leben kosten können. Doch bevor ich das Tele drauf hatte, draußen war, war der Schlaue schon auf der anderen Straßenseite den Hang hoch geflohen und aus unserem Sichtfeld verschwunden. Aus Vorsicht hatte ich aber zwei Bilder mit dem Normalbjektiv aus dem Auto heraus gemacht.
Der nächste Halt war eine Stelle, wo die Straße durch den Berg gefräßt war, durch weißen Marmor, der auch gleich in der Nähe abgebaut wurde.
Wir erreichten den Checkpoint rechtzeitig, hielten danach in Kolot an, um zu Frühstücken. Toma probierte Pamirtee, das Rezept reiche ich nach, da Toma jetzt schon schläft, wenn ich den Bericht schreibe.
Zutaten Pamirtee: Tee, Wasser, Walnuss geriebene, Salz, Milch und Butter (auch in der Reihenfolge)
Es gab Probleme mit dem Kühler und mit der Klimaanlage vom Autos. Drei Bolzen waren abgeschert und der Kompressor lief schon nicht mehr rund. Wir behoben das Problem mit zwei Kabelbinder, befestigten den Kompressor halbwegs damit.
Der Weg durch die Pandsch-Schlucht ging danach weiter. Wir waren jetzt im Pamir und hier war Amirbek aufgewachsen.
Neue Brücken werden gebaut.
Alte Schiessstände
Höhlen auf der afghanischen Seite
Wir passieren die Unterkünfte / Stationen der tadschikischen Grenzsoldaten, die man nicht fotografieren darf.
Schroffe Natur, nur direkt am Fluss ist die Landschaft grün. Das Schwemmland wird genutzt.
Die Sonnenstrahlen erreichten den Talgrund.
Waren aus China kommen uns entgegen.
Der Pandsch oder Pjandsch ist der 921 km lange, linke Quellfluss des Amudarja in Zentralasien. Als der deutlich wasserreichere Quellfluss stellt er hydrologisch den Hauptstrang des Amudarja-Flusssystems dar.
Der Fluss entsteht auf der Grenze des zu Afghanistan gehörenden Wachankorridors in Badachschan zur tadschikischen Autonomen Provinz Berg-Badachschan. Dort bildet er sich an der Nahtstelle der Hochgebirge Pamir und Hindukusch südöstlich des 6726 m hohen Pik Karl Marx unterhalb der tadschikischen Ortschaft Langar und oberhalb der afghanischen Ortschaft Qala Panja in 2799 m Höhe aus der Vereinigung des Flusses Pamir und des größeren Wachandarja. Zusammen mit letzterem hat der Pandsch eine Länge von 1141 km.
Von dort wendet sich der Pandsch, der ein enges und schluchtenreiches Tal durchfließt, weiterhin auf der Grenze von Afghanistan und Tadschikistan überwiegend in westliche Richtungen. Er erreicht Ischkaschim und passiert den nur etwas südlich der Stadt 7690 m hoch aufragenden Tirich Mir, den höchsten Berg des Hindukusch, um danach nach Norden abzuknicken.
Direkt westlich von Chorugh mündet der von Osten aus dem Pamirgebirge kommende Fluss Gunt auf 2062 m Höhe ein. Etwas weiter nördlich fließt ihm bei Womar das Wasser des Bartang auf 1979 m Höhe zu. Anschließend wendet sich der Pandsch allmählich in Richtung Westen, wobei ihm weiterhin die Grenze von Afghanistan und Tadschikistan folgt.
Irgendwann öffnete sich das Tal ein wenig und der Fluss wurde breiter und floss gemächlich dahin.
An einer wunderschönen Blumenwiese hielten wir kurz an.
Königskerzen
Alle Bilder von der Blumenwiese

Blumenwiese

07.05.25

12 Bilder

Der Weg durch die Pandsch-Schlucht ging danach weiter.
Wir waren jetzt im Pamir und hier war Amirbek aufgewachsen.
Am Ortseingang (wie üblich) eine öffentliche Toilette
Als wir durch sein Heimatdorf fuhren, statteten wir seiner Familie einen Besuch ab (wir gingen nicht ins Haus).
Seine 83-jährige schon schwer gekrümmt laufende Mutter freute sich über den Besuch riesig.
In Khorog trafen wir pünktlich zum Mittagessen ein. Stärkten uns und fuhren dann zum Basar, der eigentlich nicht erwähnenswert wäre, hätte Toma dort nicht eine tadschikische Mütze gekauft.
Die zwei noch ausstehenden Programmpunkte, im höchsten botanischen Garten weltweit, der oberhalb der Stadt im Jahre 1948 angelegt worden war, verweilten wir nicht lange.
Vom botanischen Garten hat man einen fantastischen Blick über die Stadt Khorogh.
Auf der Fahrt zum Hotel ging es dann aber noch an einem LKW vorbei, dem ersten, der den Weg nach Khorog erfolgreich absolviert hatte und nun stolz auf einem Podest präsentiert wurde. (Die genauen Details zur Geschichte der Fahrt reiche ich nach.)
Im Hotel angekommen waren wir so erschöpft, dass wir die meiste Zeit bis zum Abendbrot schliefen. Amirbek fuhr noch zu einer Werkstadt, um die Klimaanlage reparieren zu lassen. Doch die Reparatur hätte 2 volle Tage in Anspruch genommen, da der Motorblock ausgebaut werden müsste.

Abendbrot zusammen mit Natalja und David, die beiden Polen, die wir schon vergangene Nacht getroffen hatten.

8. Mai 2025 – Donnerstag – Vom Khorog nach Jamg

Wer Jamg auf der Karte sucht, wird es wohl kaum finden. Ein kleiner Kischlak, ein Dorf im Pamir, im Tal des Pandsch gelegen, mit Homestay war heute unser Ziel.
Der Pamir ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das zum innerkontinentalen Gebirgssystem Hochasien gehört und zum Teil als Dach der Welt bezeichnet wird. Es hat eine Fläche von etwa 120.000 km², wovon ca. 12.500 km² vergletschert sind.
Unsere Route entlang der afghanischen Grenze. Khorogh ist ziemlich in der Mitte der Karte und nennt sich dort Chorugh.
Bevor wir Khorog verließen, schauten wir noch einmal von oben zurück auf die Stadt.
Und machten ganz kurz Halt vor einem Lenindenkmal.
Dann ging es wie gewohnt auf staubigen Straßen entlang des Pandsch.
Langsam begann sich das Tal zu weiten, doch davor schauten wir immer wieder hinüber zum anderen Ufer nach Afghanistan.
Besonders aber, wenn wir Menschen entdeckten. So sahen wir zum Beispiel ein Ehepaar bei der gemeinsamen Feldarbeit. Er schaufelte und sie zog an dem Seil, dass an der Schaufel befestigt war. So ging für beide die Arbeit leichter von der Hand.

(Erst beim Entwickeln der Aufnahmen sah ich, dass es zwei Männer waren.)
Menschen in Afghanistan angeln im Pandsch bewacht von den Taliban.
Strraßenbauarbeiten auf der afghanischen Seite
Als wir an einer afghanischen Schule vorbeikamen (auf der anderen Uferseite), hielten wir kurz an, um zu klären, ob auch Mädchen unter der Taliban-Herrschaft die Schule besuchten. Wir sahen sogar Mädchen, die ihr Gesicht nicht verschleiert hatten, mehrere. Sie gingen mit den Jungen gemeinsam nach der Schule nach Hause.
Auf dem Heimweg
Auch die Schulen auf der tadschikischen Seite waren immer top in Ordnung.
Wir beobachteten auch, wie die afghanischen Bauern mit einem Holzpflug ihre Felder bestellten,
wie voll bepackte Pferde von einem jungen Mann auf der gegenüberliegenden Piste in das nächste Dorf transportiert wurden, wie die Hirten und Schäfern mit den Taliban am Ufer des Pandsch zusammensaßen und Tee tranken.
Unterwegs kamen uns immer wieder tadschikische Grenzsoldaten entgegen, die zu Dritt Parole liefen, immer weit auseinandergezogen. Sie winkten uns freundlich zu. Heute hatte die Go-Pro ihren großen Tag. Sie war ständig im Einsatz und ich schaltete sie auch nicht aus, wenn wir an den vielen Stützpunkten vorbeifuhren.
Als erste Attraktion wurden uns heute die heißen Quellen von Garm Chasham gezeigt. Auf dem Weg dorthin nahmen wir zwei Frauen per Anhalter mit, die dort an den Quellen arbeiteten. Es war die Attraktion des Tales. Das Wasser aus den Quellen hatte mit der Zeit Salz abgelagert und Stalaktiten gebildet, die aber schon teilweise zerstört waren. Rings um die Quellen, also die Anlage, sah es einfach nur schlimm aus und lud kein bisschen zum Baden ein (also zumindest mich nicht). Ich durfte aber, ohne mich Umzuziehen, die Herren-Badebucht fotografieren. Blaues dampfendes Wasser, weißer Hintergrund – die Salzablagerungen.
Drei nackte Tadschiken genossen das heiße Bad. Ein Bademeister / Barbier rasierte einem der Tadschiken den Kopf. Auch Toma verzichtete nach reiflicher Überlegung (sie fühlte sich noch erkältet) auf den Badespaß. Wir schauten uns dann noch gemeinsam die Quellen an, aus dem das Wasser aus der Erde sprudelte.
Auf dem Rückweg zum Pandsch kamen wir an einer Schule vorbei, wo die Schüler und Lehrer gerade Volleyball spielten. Nicht schlecht, besser als unsere Rentnertruppe.
Weiter bergauf, flussaufwärts im Pandscha Tal. Die Menschen leben hier extrem einfach. Viehwirtschaft und auf den wenigen bestellbaren Flächen wird fast alles für den Eigenverbrauch angebaut.
Das erfolgt zum großen Teil in Handarbeit. Selten, ganz selten sahen wir einen Traktor und wenn, waren es Exemplare aus der Sowjetzeit.
Auf den Feldern arbeiteten Menschen meist mit Hacke oder Schaufel, Ochsen zogen noch den Holzpflug und am Feldrand steht dann der moderne Jeep. Noch deutlicher fand ich die Widersprüche der heutigen Zeit ausgedrückt in einem Tadschiken, der mit der Schaufel in der rechten Hand und mit dem Handy in der linken Hand im Schatten unter einem Baum am Straßenhand stand.
Als wir uns Ishkashim näherten, weideten eine größere Herde Schafe und Ziegen rechts am Weg. Ein Ziegenbock stand majestätisch auf einem großen Stein, als würde er seine Herde überwachen.
Ich stieg aus und schlich mich heran. Das Foto machte ich dann in 3 Meter Entfernung.
Wenn man nach Ishkashim herunterfährt, sieht man vor sich auf der afghanischen Seite den Hindukusch, gewaltige Schneeberge, bestimmt alle über 4000, eher aber über 5000 Meter hoch.
Der Pandsch macht einen Knick und über eine Brücke geht es zu einer neutralen Zone (vielleicht Niemandsland), wo jede Woche Samstag ein tadschikisch – afghanischer Markt abgehalten wird. Leider war unser Reiseplan nicht auf dieses Ereignis abgestimmt. Wir waren zwei Tage zu früh hier.
In Ishkashim aßen wir zu Mittag (Teigtaschen – Mantas – sehr lecker). Kurz hinter Ishkashim, der Wakhan –Korridor begann, bestiegen wir die Festung Kachkascha.
Wir genossen es, uns die Beine zu vertreten, hinauf auf den Hügel zu klettern,
wo wir von den Gemäuern aus dem 3. Jahrhundert hinab in das Pandschatal blickten, aber auch auf die Berge jenseits, den Hindukusch und wenn wir uns umdrehten die nicht wenig höheren Berge des Pamir bestaunen konnten.
Weitere Bilder von der Festung Qah qaha

Festung Kach-Kara

08.05.25

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Laut Reiseinformation von Diamir ist der Wakhan-Korridor eine der schönsten und interessantesten Regionen des Pamirs. Ich kann dem insofern zustimmen, dass ich immer wieder den Fotoapparat zückte und die Go-Pro solange lief, bis entweder die Batterie oder die Mini-SD alle waren.
Weitere Bilder von der afghanischen Seite
Am Ende des Tales, das viel breiter war als bisher, sah man eine weiße Bergkette. Der äußerst linke Peak, der gerade noch zu sehen war, war der Pik Engels, der rechts daneben der Pik Karl Marx. Da treffen wir hier auf unsere berühmten Landsleute aus Wuppertal und Trier!

Der Wachankorridor

(auch Wakhan-Korridor oder einfach nur Wakhan) ist ein schmaler Landstrich im Nordosten Afghanistans. Er erstreckt sich zwischen der Grenze zu Tadschikistan im Norden und derjenigen zu Pakistan im Süden bis zu einer kurzen Grenze zwischen Afghanistan und China im Osten. Seine Länge beträgt ungefähr 300 km, seine Breite variiert zwischen 17 und über 60 km. Bewohnbar ist das Gebiet praktisch nur im Tal des Wachandarja, denn schon dieser Hauptfluss des Gebiets verläuft in Höhen zwischen etwa 2700 und 4000 Meter. Die Bevölkerung besteht aus etwa 10.000 Wakhi und einigen tausend nomadischen Kirgisen.
Der Wachankorridor ist eines der entlegensten Gebiete Afghanistans. Er liegt zwischen den Bergen des Pamir und den Gebirgszügen des Hindukusch und des Karakorum. Sein westlicher Eingang liegt bei dem 2660 m hoch gelegenen Ischkaschim. Im Osten endet er in den Tälern der beiden Quellflüsse des Wachandarja, dem 4030 m hohen Hochtal am Shaqmaqtin-See bzw. am 4923 m hohen Wakhjir-Pass. Seine nördliche Grenze zu Tadschikistan wird ab dem Zorkulsee vom Lauf des Pamir und anschließend des Pandsch gebildet, während die südliche Grenze zu Pakistan über die Bergkämme südlich des Wachandarja verläuft. Deshalb gehört die nördliche Talseite zu Tadschikistan, während der Wachankorridor aus der südlichen Talseite und dem Tal des Wachandarja samt dem Gebirge zwischen den beiden Flüssen besteht. Es ist eine der am wenigsten erschlossenen Regionen der Welt in unmittelbarer Nähe des vergleichsweise fortschrittlichen tadschikischen Gebiets mit gut ausgebauten Straßen und modernen Siedlungen. Auf einer Schotterpiste lässt sich der Korridor von Ischkashim bis etwa zu zwei Dritteln nach Osten zum Ort Sarhad-e Broghil durchqueren. Danach ist ein Fortkommen nur noch mit Maultierkarawanen o. ä. möglich. Einige Kilometer unterhalb von Sarhad-e Broghil beginnt der Weg zum Broghil-Pass und zum 6 km weiter östlich gelegenen Darwasa-Pass nach Pakistan.
Der Wachankorridor ist ein Relikt des Great Game zwischen Großbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien Ende des 19. Jahrhunderts. Er sollte eine neutrale Zone zwischen dem bis zur Durand-Linie reichenden Britisch-Indien einerseits und Russisch-Zentralasien andererseits bilden. Die nördlichen Gebiete des Wakhan kamen 1873 durch einen Vertrag zwischen Russland und Britisch-Indien zu Tadschikistan (heute Autonomiegebiet Berg-Badachschan), die südlichen zum Pufferstaat Afghanistan. Nur dieser Teil wird heute als (eigentlicher) Wachan bezeichnet.
Der Korridor ist nach dem ihn im Ostteil durchfließenden Fluss Wachandarja benannt, der sich im Mittelteil des Korridors mit dem Pamir zum Pandsch vereinigt (der wiederum einer der Quellflüsse des Amudarja ist).
Die Täler des Pamir und des Wachandarja sind zwar alte Karawanenwege, über die es im Westen aber so gut wie keine zuverlässigen geographischen Erkenntnisse gab, seit Marco Polo 1274 die Gegend auf seiner Reise zum Hofe des Kublai Khan durchquerte und Benedict Goës zwischen 1602 und 1607 von Kabul durch den Pamir über Kaschgar und Yarkant nach Karaschahr gelangte. Im 19. Jahrhundert gelangten zwar einige Europäer und Inder in die Gegend, aber eher als Abenteurer oder Diplomaten, nicht als Geographen. Erst die von den Briten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsandten, als Pundits bezeichneten einheimischen Vermesser lieferten erstmals verwertbare geographische Angaben über diese Täler.
Die schwer zugänglichen Bergketten waren bis 1960 geografisch fast unerforscht. Es gab zunächst nur einige Skizzen zum Verlauf der Bergkämme und später eine sowjetische Militärkarte sehr kleinen Maßstabs (1:200.000), die aus einem vermutlich grenznahen Bildflug erstellt wurde.
Als in den 1960er Jahren einige polnische Bergsteiger und Wissenschaftler in die Region kamen, entstand eine noch ungenaue Übersichtskarte. Eine längere Kooperation mit Österreich begann 1970, als eine Forschungs-Expedition (Afghanistan EXPLORATION ’70) der TU Graz die Genehmigung erhielt, einige Hochtäler des Wakhan kartografisch und botanisch aufzunehmen.
Im Jahr 1975 folgte eine zweite, größere Expedition. Sie sollte die geowissenschaftliche Erkundung erweitern, vervollständigen und mit Karten des Hindukusch verbinden. Aufgrund dieser Feldarbeiten konnte der Österreichische Alpenverein einige Jahre später sogar eine geologische Karte 1:250.000 herausgeben. In den Folgejahren wurde die Erforschung durch Satelliten-Fernerkundung ergänzt, kam aber dann durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zum Erliegen.
Die meisten der kirgisischen nomadisierenden Viehhirten, die, als die zaristisch-russische Regierung den Arbeitsdienst im Jahr 1916 auch für muslimische Untertanen einführte, am Basmatschi-Aufstand teilgenommen hatten, blieben unter ihrem Khan Ming Bashi Haji und seinem Sohn Rahmanqul Khan im Wachankorridor. Durch gute Verbindungen zum Kriegsminister Nader Khan, der dann 1929 per Putsch zum König wurde, gelang es den Zugewanderten weitgehend autonom von den afghanischen Provinzverwaltungen die nächsten Jahrzehnte im Pamir teil-nomadisch zu siedeln. Angesichts des Systemwechsels 1978 und der folgenden Intervention in Afghanistan führte der feudale Herrscher seine etwa eintausend Untertanen ins Exil nahe Gilgit in den pakistanisch verwalteten Teil Kaschmirs, nur zehn Familien blieben zurück. In Pakistan verbrachten die Umsiedler vier Jahre unter dem Schutz des UNHCR, bis der türkische Präsident Kenan Evren ihre Aufnahme in die Türkei veranlasste. Für sie wurde das komplett neue Dorf Ulupamir nahe der Stadt Erciş, Provinz Van, gebaut.
Die noch verbliebenen Bilder von der afghanischen Seite an diesem Tag

Afghanistan-Grenzregion

08.05.25

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Wir hatten auch nicht nur eine Begegnung mit Schaf/Ziegenherden, die ich entweder auf die Go-Pro bannte oder mit dem Fotoapparat aus dem Auto sprang und dort ablichtete. Gegen Abend wurden die Tiere von der Weide heimgetrieben und die Dorfbewohner fanden sich alle ein, um ihre Tiere entgegen zu nehmen. Die Aufgabe des Schäfers, so Amirbek, wechselt täglich unter den Einwohnern im Dorf, solange die Tiere noch nicht auf die Hochweiden getrieben wurden, wo dann ein oder mehrere Schäfer ständig mit ihnen unterwegs sind und sie erst Ende des Sommers wieder zum Dorf zurückkehren.
Jamg, ein Pamirdorf am Pandsch wie jedes andere, erreichten wir gegen 18 Uhr. Unser Gastgeber, Aidar, war der ehemalige Russischlehrer im Dorf, dann Direktor des Museums.
Ein sehr angesehener Mann, der mit einem Teil seiner Familie in dem großen Haus mit vielen Anbauten wohnte. Das Zimmer konnten wir uns aussuchen und wählten wegen des Platzes ein Dreibettzimmer. WC außer Haus, aber warme Dusche verfügbar.
Die Schwiegertochter schmiss den Haushalt. Das ist eine Arbeit von früh um 5 bis abends wenn es dunkel ist. Doch die Kinder, Aidars Enkel, halfen fleißig mit, ohne zu murren, hörten auf das Wort, stritten sich nicht, passten auf die 1,5-jährige Schwester auf. Für die Schwiegertochter war es kein Zuckerlecken, denn trotz einer gebildeten, progressiven Familie und Familienoberhaupt, merkte man doch die Rangunterschiede zwischen ihr und Aidar sehr deutlich. Er saß am Tisch und sie bediente uns, und dachte im Leben nicht daran, sich dazuzusetzen.
Aidar, 72 Jahre alt, war ein großer Erzähler. Zuerst lernten wir seine große Familie mit 6 Kindern und 14 Enkeln kennen, danach seinen Werdegang und diesen eingeordnet in die Geschichte der Sowjetunion und Tadschikistans.
Als Lehrer ließ er sich auch über das Bildungssystem Tadschikistan aus. Bildung ist nicht völlig kostenlos. Wer es sich erlauben kann, schickt seine Kinder auf eine Privatschule. Seiner Meinung nach werden zu viele nutzlose Fächer unterrichtet, nur um die Dozenten an den Unis zu halten.
Bildung kann nicht schaden. Wenn man bedenkt, dass in Tadschikistan vor einem Jahrhundert noch 85 % oder mehr der Bevölkerung Analphabeten waren und durch eine Bildungsinitiative Stalins allen Menschen, ob jung oder alt, das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht wurde, so ist das heute selbstverständlich und auch das größte Kapital für das Land.
Aidar erzählte auch über den Bürgerkrieg in Tadschikistan, als bestimmte Bevölkerungsgruppen einen Gottesstaat errichten wollten und das mit Gewalt. Sicherlich war der Umbruch von der Sowjetunion, wo Tadschikistan mit vielen Millionen aus dem Staatshaushalt unterstützt wurde, zur Selbständigkeit nicht leicht. Und Tadschikistan hatte keine Geldgeber zur Seite, die das Schlimmste abfederten. Arbeitslosigkeit, Armut waren an der Tagesordnung und damit auch der Nährboden für Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung. Das Unterfangen gelang nicht und viele, die auf der Seite der „Umstürzler“ gekämpft haben, suchten ihr Glück in ähnlichen Unterfangen in der arabischen Welt, wie zum Beispiel beim ISS. Im Pamir soll es aber keine Kämpfe gegeben haben, meinte Amirbek
Wir lernten natürlich auch eine ganze Menge vom alltäglichen Leben hier im Pamir.
Früher waren die Straßen im Winter etwa vier Monate nicht passierbar und die Winterversorgung musste gut geplant werden. Die Frauen gebaren und gebären noch zuhause. Im Winter schlafen alle Familienmitglieder (auch wenn mehrere Familien in dem Haus wohnen) in einem Raum der mit einem Kanonenofen beheizt wird. Holz musste auf Vorrat im Sommer gesammelt werden. Selbst heute noch wird der Kanonenofen im Winter ins Wohnzimmer gestellt, das Ofenrohr oben aus der Decke herausgeführt. Das ist auch notwendig, weil die Stromversorgung im Winter nur eingeschränkt erfolgt, also nur einige Stunden in der Nacht. Photovoltaik spielt noch keine größere Rolle. Aber es gibt hier Internet, das wir aber so gut wie nicht genutzt haben, da das Signal ganz schwach war.
Auf uns strömten so viele Informationen ein, dass ich nur einen Bruchteil widergebe, und mir auch nur einen Teil mir gemerkt habe.
Irgendwann mussten wir uns dann doch Schlafen legen, Aidar hatte bestimmt Geschichten für einen ganzen tadschikischen Winter auf Vorrat.

9. Mai 2025 – Freitag – Tag des Sieges – In und um Jamg

Der Himmel war trüb als wir erwachten. Obwohl ich laut Wetterbericht mit Wolken gerechnet hatte, war noch ein Sandsturm aus Afghanistan hinzugekommen, der den Himmel eintrübte mit feinen Sandteilchen. Die Behörden warnten und empfahlen allen Menschen mit Luftproblemen heute das Haus nicht zu verlassen. Wir zählten uns nicht dazu. Beim Frühstück glänzte Aidar wieder mit Geschichten aus aller Welt. So saßen wir noch lange am Tisch, als die Teller durch die Schwiegertochter weggeräumt waren. Thema am Morgen – der Islamismus.
Da in der Sowjetunion in Atheismus darüber zwar etwas gelehrt wurde, aber sein Großvater wohl eine Art Philosoph gewesen war, beschäftigte sich Aidar intensiver mit dem Islamismus mit Beginn der 90zger Jahre. Es war erstaunlich, wie er Jahreszahlen, die verschiedenen Verzweigungen des Islamismus und die jeweiligen Imame in den unterschiedlichsten Richtungen hervorsprudelte, die Zusammenhänge erklärte, die Brücke zu aktuellen Ereignissen schlug. Spannend zuzuhören, aber da wir / ich im Islam nicht wirklich bewandert bin, war das Zuhören auch anstrengend.
Obwohl wir Ruhetag hatten, gab es einige Programmpunkte abzuarbeiten. Erster die Stupa im Nebendorf. Wir hielten an der Straße, direkt am braunen Schild mit weißer Schrift, wie bei uns auf der Autobahn, die die Sehenswürdigkeiten ankündigen. Vom Feld kamen uns auf der Straße zwei Jungen vielleicht 6 und 11 Jahre entgegen, jeder eine Schubkarre vor sich herschiebend, um Waser zu holen.
Amirbek sprach sie an, ob sie uns den Weg zeigen könnten. Konnten sie und rannten voraus. Wir ließen es langsamer angehen, da wir uns ja immerhin schon auf etwa 2800 Meter über NN befanden. Wir folgten den Bewässerungskanälen bis es berghoch ging. Nach 200 Meter Aufstieg und ein wenig Travers standen wir vor den Überresten der Stupa.
Nur die Form erinnerte mich entfernt an die Stupas in Tibet oder Bhutan. Aber die Aussicht auf das Dorf war nicht schlecht, das uns jetzt zu Füßen lag.
Das Tal insgesamt war eingehüllt in Wolken, ob nun aus Nebel oder Staub, war nicht auseinanderzudividieren. Rückmarsch. Am Auto angekommen gab es Bonbons zur Belohnung von Amirbek und von uns den verdienten Lohn als Fremdenführer. Die Kinderaugen strahlten.
Die JamChun Festung zwei Dörfer flussabwärts war unser nächstes Ziel.
Wir schraubten uns fast 400 Meter nach oben, auf den üblichen schmalen Straßen. Die Festung wurde restauriert.
Sie hatte beträchtliche Ausmaße, doch wir mussten erst einen schmalen, steilen Weg bergab gehen und dann wieder hinauf. Die Festung lag auf einer Bergkuppe, strategisch gut und schwer einnehmbar.
Wenn Gefahr drohte, haben die Bewacher der Festung mit dem Schwenken von Silberstreifen die das Sonnenlicht reflektierten die Bevölkerung in den Bergen und auf den Feldern gewarnt. Diese brachten sich dann in der Festung in Sicherheit. Von der Festung hatte man einen atemberaubenden Blick auf das ganze Tal als auch hinüber auf den Hindukusch.
Alle restlichen Bilder von der Festung

Yamchung-Festung

09.05.25

4 Bilder

Nicht weit entfernt von der Festung entsprangen aus dem Fels die heißen Quellen – Bibi Fatima. Das Baden darin war gut für alle mögliche Krankheiten. Besser man hat erst gar keine Krankheiten. Toma nahm aber ein heißes Bad. Ich nicht.
Rückfahrt zum Home – Stay. Mittagessen. Im Nachgang dazu wieder eine Vorlesung von Aidar über die verschiedenen Sprachen im Pamir. Dann Schreiben des Berichtes vom Vortag und ein wenig Erholung.
Letzter Programmpunkt – ein Dorfspaziergang. Den unternahmen wir alleine.
.Im Dorf gab es ein Museum, dessen Direktor Aidar war und einen berühmten Stein, eines berühmten Astronomen, der einen Kalender erfunden hatte.
Da nichts weiter dazu geschrieben stand, blieb einiges im Dunkeln.
Wir schauten durch die Fenster in das Museum und sahen ein typisches Wohnzimmer eines Pamirhauses, also so eins, in dem wir wohnen.
Der Aufbau bestand aus 5 vertikalen Balken, die über horizontale Balken oben verbunden waren. Jeder vertikale Balken hatte seinen Namen. Sie bildeten ein Quadrat auf dem die Dachkonstruktion halt fand. Ganz oben in der Mitte des Quadrates ist ein Fenster und ein Auslass für das Ofenrohr des Kanonenofens. In der Mitte des Quadrates befindet sich ein Tisch, wo wir alle aßen.
Bis auf die Kinder und die Schwiegertochter, sie aßen in einem Nebenraum. Von dem Quadrat zu den Hauswänden war etwa 1-1,5 Meter Platz und das ringsum das Quadrat. Jeder dieser Seitenflächen wurde früher anders genutzt. Eine Seite beherbergte die Kühe, eine andere die Schafe und Ziegen eine diente zum Schlafen.
Die vierte Seite wurde zur Zubereitung der Speisen genutzt. Dazu war hier ein Ofen mit einem Herd und einen Kessel installiert, die alle unterhalb einer Bodenplatte sich befanden. Der Rauch vom Ofen wurde unter der Bodenplatte mit einem Rohr abgeführt und heizte so zusätzlich den Raum.
Das Dorf war durchzogen von vielen Bächen, die meisten wahrscheinlich als Bewässerung / Wasserversorgung angelegt. Im Dorf wurde auch ein Projekt zur Versorgung mit sauberen Trinkwasser realisiert, finanziert von Deutschland.
Wir wollten zwar noch auf die Schafweiden gehen, aber beim Blick nach obenauf die Regenwolken und dem stark aufgekommenen Wind kehrten wir doch zum Home Stay zurück.
Bericht schreiben ist anstrengend. Naja, auch früher war der Weg auf der Seidenstraße kein Zuckerschlecken.

10. Mai 2025 – Samstag – Von Jamg über Bulunkul nach Alichur

Heute muss ich mich mit dem Bericht sehr beeilen. Wenn die Sonne untergegangen ist, gibt es keinen Strom mehr. Jetzt aber erst mal den Sonnenuntergang fotografieren. Da habe ich einen Zielkonflikt. Der PC ist zu 100 % aufgeladen und das müsste für zwei Tagesberichte reichen.

Wir hatten heute einen wirklich abenteuerlichen Tag. Die Erlebnisdichte war enorm, die Fotoausbeute ebenso und das geistert mir jetzt alles im Kopf rum. Das gilt es jetzt, in Worte zu gießen.
Wir standen zeitig auf, da die zu bewältigende Strecke ziemlich lang war. Letztes Frühstück mit Aidar und er hatte noch einige Anekdoten auf Lager. (Ob diese wahr sind oder nicht, wenn nicht, dann sind es zumindest amüsante Fakenews.) Ich kann die Annektode leider nicht veröffentlichen, wegen Komlianceaspekten.
Zum Abschluss machten wir noch ein Bild gemeinsam mit Aidar und bedankten uns für die Gastfreundschaft. Die Go-Pro war einsatzbereit, 3 Akkus aufgeladen. Der erste Teil der Fahrt verlief weniger aufregend. Wir hielten ab und zu an, um die gewaltigen Berge auf der afghanischen Seite zu fotografieren.
Das Wetter war heute besser, nur der Sand aus Afghanistan schwebte noch im Tal herum und ließ alles etwas diesig erschienen. Wir erreichten das Ende des Wakhan (Wachan) Korridors und bogen nach links ab.
Hier in Langar mündete der Pamir (Fluss) in den Pandsch. Hier gibt es auch eine fast fertige Brücke, die schon bezahlt ist, aber die die Taliban nicht erlaubt haben, fertig zu bauen.
Der Weg führte von hier hinauf auf den Pass, auf einer schmalen abenteuerlichen Straße. An einer Biegung hielten wir an, nachdem wir ordentlich Höhe gemacht hatten und einen guten Blick auf die Stadt, die Brücke und die Unterkünfte der Grenzsoldaten hatten. Ich machte etliche Fotos aus dieser Vogelperspektive.
Über uns befand sich ein Beobachtungsposten. Als wir unsere Fahrt schon fortgesetzt hatten, wurden wir nach 50 Metern von zwei Grenzsoldaten angehalten. (Es entbrannte ein Streit zwischen den Soldaten und Amirbek wegen der Fotos, die ich gemacht hatte. Es war nicht erlaubt, die militärischen Einrichtungen zu fotografieren. Nun hatte ich ja keine Fotos nur und speziell von den Baracken gemacht, also den Top-Sekreten-Militärischen Anlagen, die aus dem Weltall millimetergenau fotografiert werden könnten. (und bestimmt schon fotografiert wurden)
Egal, da sie sich nicht einigen konnten, wurde das Problem auf die nächste Ebene delegiert. Die nächste Ebene lag etwa einen Kilometer vor uns und war eine weitere Kaserne. Zur Kaserne führte eine Straße aus dem Tal, wahrscheinlich von den Unterkünften, die ich fotografiert hatte. In rasendem Tempo näherte sich ein weißes Auto in der Größe eines Trabantes. (Es war ein Niwa, so ein sowjetischer Allrad 4*4 Wagen.) Ich scherzte, dass dort der Chef drinsitzt und wir die Sache mit ihm klären. Als wir an der Kaserne, besser dem Checkpoint ankamen, wurden wir angehalten, Amirbek stieg aus und in diesem Moment erschien auch schon der Oberst aus dem weißen Wägelchen. Erneute Diskussion. Ich wurde dazu gerufen, begrüßte den Oberst mit Handschlag und zeigte ihm die Bilder, die ich gemacht hatte. Er beanstandete nur eins und bat es mich zu löschen. Das war schnell erledigt, die Kontrolle ergab keine Beanstandungen. Nach einigen bösen Blicken, mahnenden Worten, die ich in-mich-gehend aufnahm, war die Sache gegessen. Dachten wir.
Wir fuhren also weiter, aber hinter uns fuhr der weiße Niwa. Da die Landschaft bezaubernd war, wollten wir natürlich weiter Foto machen, mit den Militärs im Schlepptau war das nicht so einfach. Ich fotografierte schon aus dem Auto, ohne dass ich den Fotoapparat aus dem Fenster hielt. Das war nervig. Wir entschlossen, den Niwa vorbeizulassen. Ein Toilettenstopp musste dafür herhalten. Der Niwa passierte uns.
Endlich. Fotografieren war wieder möglich. Und dann geschah es, auf der afghanischen Seite eine Karawane.
Wir waren wirklich auf der Seidenstraße. Ein Reiter vorweg und vier schwer beladene Kamele hinter ihm bewegten sich auf dem Gebirgsweg weit unter uns im Tal in dieselbe Richtung wie wir.
Selbst mit dem 600mm Objektiv war es recht schwer auf die große Entfernung ein ordentliches Bild zu bekommen. Aber da Karawanen laut Amirbek hier eine recht seltene Erscheinung sind, machte ich viele Fotos mit mäßigem Erfolg.
Da unsere Wege parallel zueinander liefen, nicht mathematisch, sich aber immer wieder annäherten, fuhren wir ein Stück voraus, zu einem besseren Platz und warteten. Bessere Fotos gelangen von dieser Position. Als wir weiterfuhren, war doch plötzlich vor uns wieder der weiße Niwa und die Grenzer simulierten einen Reparaturstopp. Ha, ha, ha!!!
Wir waren also wieder vorn. Links neben uns floss der Pamir, der wesentlich schmaler war und weniger Wasser führte als der Pandsch. 10 Meter und wir wären in Afghanistan gewesen und hätten gerade einmal nasse Füße gehabt. Aber den Triumph wollten wir den Grenzer nicht geben, uns auf der Flucht zu erschießen.
Obwohl Amirbek kräftig Gas gab, der Niwa blieb in Sichtweite (den Reparaturstopp hatten sie ganz schnell wieder abgebrochen).
Also hieß es noch einmal anhalten und die Grenzer wieder vorbeilassen, was wir auch taten an einem wunderschönen Platz. Wir stiegen aus und vertraten uns die Beine. Ich ging hinab zum Grenzfluss und schmiss einen Stein auf das afghanische Ufer.
Wir scherzten, ob wir einen Schuh rüber werfen sollten und ihn dann zurückholen.
Im Übrigen befanden wir schon auf einer Höhe von 3500 / 3600 Meter ü. NN. Als wir weiterfuhren, tauchten vor uns weitere Karawanen auf. Damit wir von den Afghanen nicht gesehen wurden, machte ich zwar das Fenster auf, aber den Fotoapparat hielt ich immer im Inneren des Wagens, die Grenzer hätten ja auch hinter der nächsten Kurve stehen können und uns beobachten.
Seitenfluss, der in den Pamirfluss mündet.
Wir passierten einen Platz, wo schon einige Karawanen Halt gemacht hatten, eine weitere gerade ankam.
Es war wie im Film. Wir wähnten uns in der Vergangenheit.
Amirbek hatte bei all seinen Fahrten kaum oder gar keine Karawanen gesehen.
Ein Video mit dem schweren 600mm-Objektiv war so gut wie nicht möglich zu drehen. Es wackelte alles.
Als ob es eine Kompensation für die Spielchen der Grenzer war, die nämlich wirklich hinter der dritten Biegung im Tal hielten und der Oberst mit dem Fernglas in der Hand, die Hände aufgestützt auf die Fahrzeugtür die afghanische Seite beobachtete, uns aber den Rücken zukehrte. Also übernahmen wir wieder die Führung. Amirbek gab Gas.
Die Straße, die keine war, sondern eine Buckelpiste, war schon für den Landcruiser eine Herausforderung. Wir passierten eine Stelle voller großer Steine und dachten, dass der Niwa hier niemals drüber kommt. Aber nach einer Weile hatten wir ihn wieder im Rückspiegel.
Bei dieser Verfolgungsjagd geht so manches unter. Aber als wir einen großen Vogel vor uns sahen, bat ich Amirbek trotzdem anzuhalten, schnappte mir das Tele und endlich konnte die neue Sony zeigen, was sie draufhatte.
Es war ein Geier. Wenn ich mich nicht irre, ein Bartgeier mit einer gewaltigen Flügelspannweite. Die Sony enttäuschte nicht.
Es war einsam hier im Hochgebirge. Autos kamen uns nicht entgegen und das die gesamte Strecke, seit wir den Checkpoint verlassen hatten. (Es überholte uns auch niemand außer der Niwa, mit bewaffneten Leuten) Grenzsoldaten gab es äußerst wenig,
Hirten gab es auch keine, bis auf einen. Wir hielten vor seiner Herde an und hatten somit einen märchenhaften Vordergrund (Hütehund, Schafe…) für die schneebedeckten Berge in Afghanistan.
Ein Yak stand auch am Wegesrand, zwei Hühner flogen davon (doch davon hatte ich ja schon ein Foto) und die Go-Pro hatte Großkampftag. Irgendwie hatte es Amirbek dann doch geschafft, den weißen Niwa abzuhängen.
Weit unten im Tal auf der afghanischen Seite Karawanen
Eine alte Karawanserei oder wie Amirbek vermutete eine Zufllucht für Kamele, wenn sie Junge haben?
Hirten
Das war kurz vor dem zweiten Checkpoint, wo sich der Weg verzweigte, hoch zum Pass und rechts zur Kaserne. Am Checkpoint standen 5 Kleinbusse und warten, doch der Checkpoint war nicht besetzt. So öffneten sie den Schlagbaum und wir fuhren gemeinsam ohne Kontrolle weiter, hinauf zum Pass.
Das ist die Strecke, die wir gemeinsam mit dem weißen Niwa gefahren sind. Die Kilometerangaben sind wohl korrekt, nur die Zeit stimmt bei weitem nicht. Wir waren fast 3 Stunden unterwegs.
Achtung, das nächste Video wird mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Amirbek war ein ganz gemütlicher Fahrer, aber ein exzellenter.
Amirbek überholte die 5 Busse souverän, obwohl auf dem Weg kaum ein Auto Platz hatte.
Wir kamen also als Sieger obenauf 4200 Meter Höhe an und genossen die Aussicht zu allen Seiten.
Und dann stiegen 25 Italiener aus. Die Männer gingen 10 Meter weg und öffneten die Hosen, ich dachte, ich sehe nicht richtig.
Einfach traumhaft. Ein noch zugefrorener See unter uns, 5000-der rings um uns, ein Himmel wie von der KI gezaubert, surreal.
Wir fuhren dann schon mal los und keine 200 Meter weiter am linken Straßenrand da tummelten sie sich, die Murmeltiere. Alle prächtig ernährt, doch als wir ausstiegen, waren sie alle weg. Ein paar Aufnahmen gelangen immerhin.
Die Strecke, die nun begann, war landschaftlich ein Traum. Die Go-Pro lief mit dem zweiten Akku.
Wir verloren an Höhe, aber der Weg nicht an Schönheit. Die schneebedeckten Berge wechselten mit einer wüstenartigen Landschaft und plötzlich tauchte wieder ein See auf.
Auch er war noch zum Teil gefroren, passend zu den Schneebergen im Hintergrund. Von hier waren es nur noch ein paar Kilometer bis zur M41, doch auf dieser Strecke begegneten wir einer Gruppe chinesischer SUVs, die über die Sandpiste rasten und eine Staubwolke hinter sich herzogen. Die Ritter der Neuen Seidenstraße.
Im Übrigen sind alle schon im Bett. Unser Begleiter, Kubanytsch, für die morgige Fahrt, die so schwer ist, dass wir einen Ortskundigen benötigen, ist auch eingetroffen. Wir haben uns schon bekannt gemacht. Aber er und Amirbek sind auch schlafen gegangen.
Die M41 verbindet Duschanbe mit China. Sie ist asphaltiert, aber hat hinterhältige Schlaglöscher, die mehr Schaden anrichten können als die Steine auf den Gebirgswegen.
Wenn man auf die M41 zusteuert, sieht man als erstes den Tulkul, einen Gebirgssee, der ebenfalls zugefroren war.
Bevor wir nach Alichur fuhren, machten wir noch einen Abstecher zum Bulkunkul.
Kurz bevor wir den See erreichten, machten wir im Dorf Bulunkul Mittagspause.
Amirbek hatte angerufen und das Essen bestellt. Wir verspeisten hockend eine leckere Suppe in einem urgemütlichen traditionellen Haus.
An der Wand, gleich neben der Tür, hing ein wuchtiger Kopf eines Marco Polo Schafes, das uns auf unserer Liste noch fehlt.
Toma und Amirbek fielen nach dem Essen um und machten ein Nickerchen. Ich streifte mit der Kamera durch das Dorf.
Trocknung des Dungs als Brennstoffvorrat für den Winter
Viele Erinnerungen aus Tibet kamen hoch.
Solarstrom hat auch hier Einzug gehalten.
Auch Satellitenschüsseln auf jedem Dach
Ob das alte Auto als Brücke genutzt wird?
Ein Mann in Uniform kletterte auf das Dach eines Hauses und hielt mit dem Fernstecher Ausschau. Ich machte sicherheitshalber ein Foto. Wie sich später herausstellte, war heute der KGB hier und wollte die Dorfbewohner alle zusammentrommeln, um ihnen etwas zu verkünden.
Da wir darin nicht teilnehmen wollten, sagten wir tschüss und fuhren zum Bulunkul.

Bulunkul

Auch ein Gebirgssee erste Sahne. Fotos wie immer später, wenn ich Zuhause bin.
Wir kamen auf dem Weg nach Alichiur noch am Sasykkul und Tudkul vorbei.

Tudkul

Sasykkul

Von dort zur M41 und gemütlich zu unserem Zielort Alichur.
Alichur
Oben unsere Unterkunft. Unten Dusche WC mit Warmwasser erreichbar über den Hof. Elekrizität wird erst in 14 Tagen angeschlosen. Aber die Sonnenbatterien reichten aus für die Ladung der Akkus.
Ankommen, sortieren, Duschen, Dorfspaziergang.
Die Schafe und Ziegen kommen mit den Schäfern von der Weide zurück und werden von den Dorfbewohnern in Empfang genommen.
Hierzu hätte ich noch eine Seite schreiben können, aber dafür ist es jetzt zu spät.
Abendbrot um 18 Uhr. Bis dahin auch so viel wie möglich Akkus aufladen, was nur bei Sonnenschein ging.
Viele weitere schöne Bilder vom Dorf Alichur

Alichur

10-11.05.25

21 Bilder

Nach dem Abendbrot ging die Sonne unter, und ich konnte mir ja den ersten Sonnenuntergang im Urlaub nicht entgehen lassen.
Farbenfrohe Bilder in einer einzigartigen Landschaft.

Und hier noch die ebenso schönen Bilder, die es nicht auf die erste Seite geschafft haben.

Sonnenuntergang

11.05.25

8 Bilder

Jetzt bin ich platt und gehe schlafen.

11. Mai 2025 – Sonntag –Von Alichur nach Jarty Gumbes

Was sollte jetzt noch kommen? Das Programm von Diamir versprach heute Einsamkeit und Marco Polo Schafe und nur 70 km Fahrt. Es könnte noch einmal spannend werden, da wir ja für den heutigen Tag einen erfahrenen lokalen Führer und Fahrer zur Seite bestellt bekommen hatten, da der Weg wohl ungewöhnlich schwierig sei.
Die Fahrt auf einer anderen Straße nach China (als die M41) führte uns durch eine wunderbare Hochebene, links und rechts beeindruckende Berge, fast alle noch mit Schnee bedeckt. In den weiten Ebenen grasten Yak-, Kuh- und Schafherden.
Wir fuhren auf einer Asphaltstraße und wie gestern schon erwähnt, musste man schon sehr aufpassen, nicht in ein zu tiefes Schlagloch zu geraten. Auch kamen uns regelmäßig LKW aus China entgegen und PKWs, die überführt wurden.
>>Heute Abend fällt es mir sehr schwer, mich zu konzentrieren und den Bericht zu schreiben. Wir sitzen hier alle, also die Familie, die beiden Fahrer und wir, im großem Wohnzimmer, Gästestube, und reden über Gott und die Welt. Natürlich wollen unsere Gastgeber viel wissen, wie es in Europa so ist, mit der Rente, mit den alten Leuten (der Gastgeber ist selbst 62 Jahre alt), mit dem Studium und wir hören aufmerksam zu, wie hier alle geregelt ist. Der Krieg ist auch ein großes Thema. Der Krieg Tadschikistan mit Kirgisien (die Gastgeber sind Kirgisien) ist immer in den Köpfen (vor 4 Jahren gab es fast einen Konflikt – muss ich noch einmal nachlesen). <<
Die Strecke zog sich. Aber sie war wirklich wunderschön. Ein wenig so wie Tibet, und doch anders. Die tibetische Hochebene ist noch weiträumiger.
Bilder - oben und unten - aus dem fahrenden Wagen.
Ein Fotostopp unterwegs. Eigentlich hätte man den alle hundert Meter machen können. Deswegen machte ich auch viele Aufnahmen aus dem fahrenden Auto.
Nach etwa zwei Stunden, gefühlt waren wir bestimmt schon 70 Kilometer gefahren und somit laut Programm schon am Ziel, bogen wir nach rechts hinein in ein Seitental.
Was sich änderte, war der Weg. Der Asphalt war verschwunden, aber die Berge rings um uns herum rückten ein wenig näher, erschienen noch größer, und mächtiger.
Wir waren weit und breit ganz alleine in der hochalpinen Welt.
Mit Ausnahme der putzigen Murmeltiere, die uns immer vor das Auto rannten, wenn ihr Bau auf der anderen Straßenseite lag.
Ab und zu stiegen wir aus, schauten uns um, atmeten dünne Luft, mit weniger Sauerstoff, ein (wir fuhren etwa auf einer Höhe von 4000 Meter Höhe) und freuten uns, dass wir keine Anzeichen von Höhenkrankheit hatten. Die Sauerstoffsättigung im Blut lag zwischen 87 und 89%.
Die erste Sehenswürdigkeit des Tales, Felsmalereien, ließen wir aus.
Die zweite, das Observatorium aus Sowjetzeiten, das erst morgen auf dem Plan stand, wollten wir aber unbedingt schon heute anschauen, denn das Wetter war gut, die Sicht auch, wer weiß, was morgen wäre.
Der Weg zweigte nach links ab und schraubte sich allmählich in die Höhe. Als wir das Observatorium schon sehen konnten, passierten wir vor dem letzten Aufstieg ein verlassenes Lager.
Dann ging es im 4*4 Regime ganz steil nach oben, bis wir direkt neben dem Kuppelbau hielten und eine unglaubliche Rundumsicht auf die Bergketten des Pamir hatten.
? Das Observatorium war eine Ruine. Sollte hier wirklich einmal mit einem Teleskop auf die Sterne geschaut worden sein, so wäre das eine unwahrscheinliche Leistung. Das kann nur mit unvorstellbaren Entbehrungen der Menschen möglich gewesen sein, die hier für die Wissenschaft gearbeitet haben.
100 km vor uns lag der Muzthag Ata (7546m). Der Gipfel war ein wenig in den Wolken, doch 100 km Sicht auf diesen ständig weißen Eisriesen war unglaublich. Wo kann man in Deutschland 100 km weit schauen?
Ein wenig WErbung für Diamir darf sein. (Great Job!)
Zur Veranschaulichung diese beiden Karten. Das Observatorium lag in der Nähe des auf der ersten Karte eingezeichneten Guesthouses (rot). Auf der zweiten Karte sieht man den Berg in China (rot)
Da wir schon lange unterwegs waren, schätzte ich, dass wir vielleicht noch 10 Minuten bis zum Ziel hatten. Auf Nachfrage bei unserem kirgisischen Begleiter erfuhren wir, dass es noch mehr als 2 Stunden Fahrzeit waren bis dorthin. Schock. Wie einsam sollte es denn noch werden.
Ja, man kann hier nicht allzu schnell fahren.
Auf dem Weg vom Observatorium zurück hinunter ins Tal, kamen wir wieder an dem Lager vorbei. Ein Fundus für den Fotografen. Ein Lost Place wie aus dem Bilderbuch. Die verfallenen Gebäude und alten Maschinen in der Alpinen Umgebung ergaben unglaubliche Motive.
Die Schönheit hörte nicht auf, die zwei Stunden waren wirklich sehr kurzweilig.
Die verbliebenen fantastischen Bilder von der Hochebene

Hochebene

11-12.05.25

49 Bilder

Spannend wurde es noch einmal kurz vor dem Ziel. An einem Berg schaffte unser Jeep den Aufstieg nicht. Die Räder drehten durch. Zurückrollen und einen Ausweg suchen. Auch die schnell gefundene Umfahrung gelang nicht. Es war zu matschig und wir wären fast steckengeblieben. Also mussten wir eine etwas weitere Ausweichstrecke nehmen.
Keine 5 Minuten später erreichten wir den Fluss. Das letzte Hindernis am heutigen Tag. Der Gebirgsfluss war schon ordentlich breit und tief. Ich stieg um, in das Auto Kubans, da ich die Flussdurchquerung von vorne filmen wollte und auf dem Landcruiser war die Go-Pro installiert. Es ging alles glatt. Der Landcruiser schob zwar eine ordentliche Bugwelle vor sich her, erreichte aber das andere Ufer ohne Probleme. Die Aufnahmen sind auch gelungen.
Jarty Gumbes, wo wir übernachteten, war ein Ort mit heißen Quellen, zu dem besonders im Sommer Touristen fuhren (in diesem Jahr waren 4 Irländer vor uns hier) und eine Basis für Jäger.
Für die Touristen waren zwei Jurten aufgebaut (die wohl nur in der Hochsaison genutzt wurden) und es gab ein Haupthaus mit 5 Schlafräumen a la Jugendherberge und einem Speisezimmer.
Das Haupthaus war aus Spanplatten und einer Metallkonstruktion zusammengezimmert, das warme Wasser aus den heißen Quellen floss durch die Heizkörper und erzeugte eine bullige Wärme in den Zimmern (Im gestrigen Homestay war es ein mit Dung und Kohle geheizter Ofen und davor war es ziemlich kalt ohne Ofen).
Für Licht und Strom sorgten Sonnenbatterien auf dem Dach inklusive eines Speichers für die Nacht. Meine Batterien konnte ich fast alle aufladen. Internet gab es hier in dieser Einöde nicht. Aber wir unterhielten uns über Elon Musk und das Satteliten-Internet. Das Geschirr und die Wäsche wurden ebenfalls mit dem heißen Quellwasser gewaschen. Das Highlight verbarg sich hinter einer angelehnten Tür, ein 4 mal 4 Meter blauer dampfender Pool aus Beton, in den aus einer Ringleitung an der Wand sehr heißes Wasser rieselte.
Darüber eine Metallkonstruktion als Dach und die Wände aus Sichtmauerwerk, also große Steine aus dem Fluss fachmännisch zusammengefügt.
Eine weitere Tür führte in einen verglasten Raum, wobei die Hälfte der Fensterscheiben gesprungen waren aber dicht, den Blick auf den Gebirgsfluss freigaben, angenehm kühl zum Entspannen nach dem heißen Bad. Drei Holzliegen standen bereit zum Ausspannen. Das alles war schon surreal, da Funktion und Qualität der Ausführung sogar nicht zueinander passten (für die Vorstellungen eines Europäers). Aber hier oben auf 4200 Meter überhaupt so etwas zu haben, war schon gigantisch.
Die Gastgeber luden uns zu einem Spaziergang ein. Es ging vorbei an den heißen Quellen, über eine etwas stabilere schmale Holzbrücke, bei der es in den Latten ab und zu mal Löcher gab.
Unten heiße Quellen mit den davon abgehenden Rohleitungen zu den Badehäusern und unserer Unterkunft.
Die öffentlichen Badehäuser
Der Weg auf der anderen Uferseite führte uns zu einer alten Karawanserei. Das Areal war eingezäunt, was unser lokaler Guide aus eigener Tasche bezahlt hatte. Auf der Fläche befanden sich auch Gräber seiner Vorfahren.
Laut archäologischen Studien sollen hier die Volksgruppe der Fan (oder so ähnlich – die Aussprache war schwer zu verstehen) gelebt haben.
Wir schauten uns auch die Schafsställe an. Das bemerkenswerte daran waren die Kot-Ziegel, die fein aufgeschichtet auf den Mauern lagen und wir dachten, dass sie von den Yaks wären. Waren sie aber nicht. Es war Schafsmist, den die Tiere auf den Boden in der Stallung hinterlassen, der dann auch von ihnen festgetreten wird und wenn die Schicht dick genug wird mit dem Spaten abgestochen wird. Dabei gewinnt der Schäfer die Scheiben, die dann noch einmal zum Trocknen auf die Mauer kommen und im Winter in den Ofen.
In den Zimmern war es warm, da die Heizkörper nicht abstellbar waren und das heiße Wasser ständig durchfloss. Wir riskierten ein Heilbad. Der Pool war so heiß, wie ich mir es maximal heiß mache, wenn ich bei Krankheit ein Fußbad nehme. Zum Glück ging der erste Absatz nur bis an die Knie, doch das war schon eine Herausforderung. Langsam daran gewöhnen, Zähne zusammenbeißen, Oberkörper mit heißem Wasser vorbereiten, dass auch er jetzt das Wasser zu spüren bekommt. Das ist schon bei 4200 Meter Höhe eine ganz schöne Herausforderung für den Kreislauf. In die Hocke gehen und Millimeter für Millimeter tiefer gleiten, bis es geschafft war. Alle Krebszellen wurden von der Hitze abgetötet. (Therapie nach Manfred von Ardenne) Lange hielt ich es nicht aus, Toma schon, obwohl sie in der Saune kein Sitzvermögen hat. Die Blutpumpe hatte schon ganz schön zu tun. Hinlegen, Beine hoch, entspannen, aber im Zimmer nicht im Ruheraum.
Während und nach dem Abendbrot gab es angeregte Diskussionen über Gott und die Welt. Ich konnte mich nicht losreißen (schon wegen der Höflichkeit) und Bericht schreiben und als ich mich entschlossen hatte, es trotzdem zu tun, wurde ich ständig abgelenkt.)
Es gab ja auch einiges Interessantes zu hören. Neben der Unterkunft für Touristen gab es ja auch die Basis für die Jagd. Jäger aus der ganzen Welt kamen, besonders im Winter, aber auch im Sommer hier her, um ein Marco Polo Schaf zu schießen. Der Preis für einen Abschuss liegt bei 35.000 Euro oder Dollar. Besonders betuchte Jäger wurden dazu noch mit dem Hubschrauber eingeflogen. Marco Polo Schafe scheint es, obwohl wir noch keins gesehen hatten, genug zu geben. Die Jäger nahmen nur den Kopf und das Fell als Trophäe mit, das Fleisch verblieb an Ort und Stelle.
Solange es in den Gesprächen zum Beispiel um die Verpflegung der alten Leute oder sonstige alltägliche weltliche Dinge ging (wir erfuhren zum Beispiel, dass der Sohn die Eltern im Alter versorgen muss, die Tochter kann, aber muss nicht) fand ich dies interessant und manchmal sogar inspirierend. Als es dann doch mehr um Gott ging, seilte ich mich endgültig ab.

12. Mai 2025 – Montag –Von Jarty Gumbes nach Murghab

Die Nacht war die wärmste, die wir bisher hatten. Die Höhe war zu ertragen. Wir weckten recht zeitig auf. Toma kratzte sich, sie hatte etliche Stiche und tippte auf Wanzen. Bei mir juckte es nicht, aber auch mein Rücken wies 5 rote Stiche auf. Ich tippte nicht, es half ja eh nichts. Als ich im Speisezimmer auf Kuban traf, sagte er, dass er heute Morgen Marco Polo Schafe (Archare ist die örtliche Bezeichnung) am Fluss (und der ist ja keine 10 Meter entfernt) gesehen hat.
Er hatte uns nicht wecken wollen, bot aber an, gleich loszugehen und zu schauen, ob sie noch da sind. Amirbek meinte, wir sollten es Frühstücken. So taten wir. Dann stiegen wir alle vier, einschließlich Amirbek in das Auto von Kuban und fuhren los.
Nach 20 Meter waren wir im Fluss und der führte heute früh etwas mehr Wasser. Aber Kuban meisterte die Durchfahrt problemlos. Wir fuhren bergauf, also nicht die Strecke, die wir gestern gekommen waren. Die Blicke auf die afghanischen Berge waren großartig, dazu noch der Fluss im Vordergrund, der noch zur Hälfte mit einer dicken Schnee- und Eisschicht bedeckt war.
Doch Schafe sahen wir noch keine. Als wir dann auf dem ersten Hügel oben angekommen waren, meldeten sich Kuban und Amirbek gleichzeitig mit einer Sichtung. Ich sah überhaupt nichts und glaubte auch noch nicht an mein Glück. Erst als Toma durch das Fernglas auch Schafe sah – und ich immer noch nicht- stieg meine Zuversicht, gleich ein Foto von den scheuen Tieren zu machen.
Tja und dann entdeckte ich sie auch im Teleobjektiv, aber sehr weit weg. Ich stieg jedoch aus und machte ein Beweisfoto.
Kuban gab Gas, und wir rasten auf dem Bergpfad bergauf. Die Tiere hatten uns aber schon erspäht und entfernten sich ebenfalls in Richtung Kamm. Die Entfernung hatte sich verkürzt, also nächstes Beweisfoto.
Und dann sahen fast alle gleichzeitig auf der anderen (linken) Seite eine hundert oder mehr Tiere starke Herde Archare, die uns ebenfalls bemerkt hatten und ergriffen die Flucht in die entgegengesetzte Richtung.
Als sie uns nicht mehr sahen, da eine Bodenwelle unser Auto verdeckte, blieben sie stehen, spurteten aber sofort wieder los, als sie das Auto erneut wahrnahmen. Wir versuchten uns hinter der Bodenwelle etwas weiter anzunähern und bevor das Auto gesehen werden konnte, sprang ich raus und rannte auf den Hügel mit der Hoffnung die Schafe unter mir zu haben. Doch diese waren schon weiter galoppiert und erst jetzt sahen wir das ganze Ausmaß der Herde.
Ihre Zahl war so groß, dass an zählen nicht zu denken war. Dauerfeuer mit dem Teleobjektiv. Erst in sicherer Entfernung verlangsamten sie ihre Flucht-Bewegung. Besser aber konnten die Aufnahmen nicht, sodass wir weitere Tiere suchten. Und fanden auf dem Hang, auf dem wir schon vereinzelte Tiere gleich zu Beginn gesehen hatten. Auch hier erst einmal ein Foto schießen und dann näher heranfahren.
Das gelang ganz gut. Bei dem Heranfahren ergab sich dann eine Perspektive, dass die Marco Polo Schafe auf dem Kamm hinaufgingen und sie gegen den Himmel und die Wolken, deutlich und fotogen zu sehen waren. Was wir eigentlich schon nicht mehr geglaubt hatte, wurde Wirklichkeit, die Begegnung mit diesen seltenen Tieren.
Bei der Durchsicht der Bilder war mindestens auch ein Bock, also ein männliches Tier mit den runden Hörnern dabei. Morgenstunde hat Gold im Munde.
Rückfahrt zum Guesthouse
Abschiedsfoto und denselben Weg zurück. Den Berg schafften wir diesmal ohne Probleme. An dem Fluss machte ich noch einmal Video- und Fotoaufnahmen der Überquerung.
Viele Murmeltiere waren unterwegs. Wenn sie uns sahen, rannten sie los. War ihr Loch / ihr Bau auf der anderen des Weges nahmen sie lieber den Tod durch Überfahren in Kauf, als einfach zu warten, bis wir vorbei waren. Es sah sehr putzig aus, wie sie über die Ebene hoppelten.
Die Fahrt war wieder traumhaft und wir machten auch noch einmal mehrere Fotostopps.
Weitere Bilder von der hochalpinen Landschaft

Hochebene-Jarty-Gumbes

12.05.25

25 Bilder

Die Hauptstraße erreichten wir ohne Probleme und die letzten Kilometer bis nach Murghab auf Asphalt legten wir zügig zurück. Kuban begleitete uns bis zum Hotel, wo wir uns bedankten, ihn belohnten und uns herzlich verabschiedeten.
Das Hotel, das einzige in der Stadt, der Hauptstadt des Distriktes mit 16.000 Einwohnern war kalt. Eisig kalt. Im Zimmer war es deutlich kälter als auf der Straße. Wir baten um eine zweite Decke und ein Heizgerät. Beide Wünsche wurden uns erfüllt. (Nach einigen Anlaufschwierigkeiten – von 5 Steckdosen im Zimmer funktionierte nur eine. Das erste Heizgerät war defekt und ein Verlängerungskabel für den Radiator musste auch erst einmal gefunden werden.) Wir aßen gleich im Hotel zu Mittag.
Es gab endlich wieder Internet, also eine Verbindung mit der Welt, Familie und Freunden. Wir haben einen neuen Papst, Leo den 4. (Mach die Kirche great again?)
Auf dem Programm standen noch Besuch einer Moschee (die hatte geschlossen),
Besuch des Basars, das war in wenigen Minuten erledigt
Murghab ist berühmt für sein Eis. (Wir haben es nicht probiert.)
Die Waren auf dem Basr waren fast alle aus China.
erledigt und dann hatten wir das Programm von uns aus erweitert. Ich wollte zum Frisör. Dieser Programmpunkt bereitete Amirbek einige Schwierigkeiten. Wenn immer wir Menschen sahen, sprachen wir sie an, wo denn hier ein Frisör in Murghab wäre. Einige kannten überhaupt keinen, die anderen zeigten in völlig verschiedene Richtungen. Amirbek war hartnäckig und durch ständiges Fragen näherten wir uns dem Ziel in immer enger werdenden Kreisen an. Als wir dann vor der Tür standen war diese geschlossen. Anrufe hatten auch nichts gebracht. Das Haus, war abbruchsreif. Ich weiß nicht, ob ich doch ganz froh sein sollte, dass keiner Zuhause war. Eine Stadt mit 16.000 Einwohnern hatte keinen einzigen Frisör. Das konnte nur bedeuten, alle wurden zu Hause geschnitten, denn keiner lief mit langen Haaren rum.
Hinter der Tür oben im Bild sollte sich der Frisör verborgen haben.
Amirbek hatte aber für heute Abend noch einen Spezialpunkt, der Besuch bei einer Schneeleoparden-Auffangstation.
Sie lag ein wenig außerhalb der Stadt, das hieß den Kontrollposten noch zweimal zu passieren. Die Schneeleoparden wurden in die Station gebracht, da sie in der freien Wildbahn sich kein Futter mehr suchen konnten. Hier wird das mit Ihnen wieder trainiert, wonach sie wieder in die freie Natur entlassen werden.
Wir sahen drei Exemplare, ein Weibchen davon schwanger. Die Käfig erschienen mir extrem gesichert und durch die dreifachen Gitter war es schwer, ein vernünftiges Foto zu machen. Doch zwei, drei werden schon geworden sein.
Abendessen wie Mittagessen. Internetverbindung genießen. Bericht schreiben. Schlafen.
Man hätte noch etwas über die Stadt schreiben können, die schon sehr spezifisch war, eher aussah wie ein armes Dorf mit einigen wenigen modernen Gebäuden.

13. Mai 2025 – Dienstag – Von Murghab zum Karakul

Bevor wir uns auf den Weg machten, fuhren wir noch einmal kreuz und quer durch die Stadt Murghab, vorbei an dem Eiscafé, am Basar, am Frisör, den wir leider nicht kennengelernt haben.
Kurz nach dem Stadtausgang trennten sich die Straßen nach China und Kirgisien. Wir fuhren in Richtung Kirgisien und hatten eine bessere Straße als gestern, da sie nicht von den Lastern aus China zerfahren war.
>> Wir sitzen im Speisesaal des Homestays und der Herbergsvater erzählt aus seinem Leben. Was wir von allen Home-Stay-Familien hören, die Zeit nach der Auflösung der Sowjetunion war für die meisten eine äußerst schwere Zeit, es ging für viele um das nackte Überleben. Die Familien, in denen wir übernachten haben, haben sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen. Das muss man hoch anerkennen. Die Lebensgeschichten sind faszinierend anzuhören. <<
Ein Friedhof war die nächste Sehenswürdigkeit, die Landschaft mal nicht mitgezählt, denn die war immer top. Es ging noch eine Weile in dem weiten Tal in Richtung Ak-Baital Pass.
Das Wetter war heute wechselhaft. Wenn man in die Seitentäler blickte, da hingen die Wolken ganz weit unten und regneten sich ab. Wobei es wohl mehr Schnee als Regen war, wir waren ja schon sehr hoch und der Schnee lag bis tief in die Täler hinein.
Schon vor dem Pass wurden die Täler enger, die Berge noch höher und wilder. Wir hielten des öfters an, denn die einmalig schöne Landschaft musste festgehalten werden.
Die Go-Pro lief mit wenigen Unterbrechungen.
Die restlichen Bilder von der Fahrt über die Hochebene

Hochebene-vor-dem-Pass

13.05.25

18 Bilder

Kurz vor dem Pass noch ein Gebirgssee (ohne Name, wer weiß, ob es ihn im Sommer noch geben wird).
Das letzte Stück hinauf zum Pass war sehr steil. Die Aussichten fotogen.
Oben auf dem Pass hielten wir an. Nach ein paar Minuten kamen der Spanier und der Deutsche, die mit uns im selben Hotel übernachtet hatten. Wir machten mit ihrer Hilfe ein Foto von uns Dreien.
Die Beiden sattelten den Rucksack und brachen zu einer Bergtour auf. Es bestand hier die Möglichkeit, ziemlich einfach über die Marke von 5000 Meter zu gelangen. Der Pass war ja schon 4650 Meter hoch. Da wir in unserem Leben so hoch schon waren, war das für uns keine verführerische Option. Also setzten wir die Reise nach der Fotosession bergab fort. Wir hatten den höchsten Punkt unserer Reise verlassen.
Die Sichten waren hier nicht schlechter als vor dem Pass. Im Übrigen fuhren wir lange Zeit an der chinesischen Grenze entlang. Zuerst trennte ein Fluss die beiden Länder, Tadschikistan und China, danach war es eine reine Landgrenze. Den Grenzzaun hatten die Chinesen gebaut.
Im Gegensatz zur afghanischen Grenze gab es hier so gut wie keine Kasernen. Wir sahen kein Militär, das die Grenze bewachte, auf keiner der Seiten. Später, in der Nähe unseres Ziels, Karakuls, war der Grenzzaum, der aus Holzpfählen und dazwischen Stacheldrahtzaun bestand, häufig unterbrochen.
Mit uns fuhren über eine lange Strecke ein Motorrad und ein SUV. Es waren Inder auf dem Rückweg aus Dubai. Sie hatten dort mehrere Monate gearbeitet und fuhren auf dem Landweg zurück nach Hause. Ihre Route: Vereinigte Arabische Emirate, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, China, Nepal, Bhutan, Indien.
Wunderschön war der Halt an einer alten Karawanserei. Sie war zwar eingefallen, aber insoweit erhalten geblieben, dass man sie als Karawanserei erkennen konnte. Wir fühlten uns wieder auf der Seidenstraße, versetzt in vergangene Zeiten.
Die restlichen Bilder der Karawanserei

Karawanserei

13.05.25

5 Bilder

Als wir nahe genug am Karakul waren, hielten wir an und machten Fotos. Beim zweiten Halt wollte ich zum Ufer gehen. Das gelang leider nicht, da ein breiter Streifen Sumpf zu überwinden war, den ich trockenen Fußes nicht überwunden hätte.
. Doch einige Kilometer weiter fuhr dann Amirbek zum Ufer und ich konnte mich fototechnisch austoben.
Die Begegnung mit diesem Grenzsoldaten verlief ganz entspannt. Ich durfte sogar ein Foto machen.

Karakul-See-und-Eis

13.05.25

48 Bilder

Der See war noch fast vollständig mit Eis bedeckt. Das Eis hatte eine völlig andere Konsistenz als das Eis unserer Seen. 10-20 Zentimeter gewachsenen Eiskristalle standen eng beieinander und man konnte darauf gehen.
Durch die Strahlen der Sonne vielen am Rand immer einige Eiskristalle, also Stäbe (Stäbchen) ab. Das Eis eignete sich natürlich hervorragend als Vordergrund.
Der See war ringsum mit mehr oder weniger hohen Bergen eingerahmt. Das Wasser war salzig, es gab keine Fische darin und zum Baden war er das ganze Jahr auch zu kalt. Also ein ziemlich nutzloser See, nur das Fotografenherz konnte er erwärmen.
Da ich bei meiner zweiten Foto-Tour am See auch Vögel sah und fotografierte, unter anderem Nachtreiher, kann ich das mit den Fischen, also den fehlenden Fischen im See nicht ganz glauben. Was essen die Reiher und Möwen… denn als Alternative. Frösche gab es auch keine.
Im Homestay, direkt am See, bzw. im Ort Karakul, der direkt am gleichnamigen See lag, gab es gleich Mittag (wir kamen 13.30 Uhr an).
Danach machten wir einen kurzen Dorfspaziergang, schauten den Leuten beim Basketballspielen zu, den Mädchen aus der Schule beim Volleyballspielen.
Die Kinder tobten und trieben auf dieser Höhe (3955 Meter ü. NN) Sport.
Die Häuser sahen von außen ziemlich heruntergekommen aus. Im Inneren war es ganz gemütlich. Strom gab es nicht, Leitungswasser auch nicht und das Klo über den Hof.
Die Sonnenbatterien reichten für die Versorgung weniger Dinge. Am Abend schaltete der Hausherr den Dieselgenerator ein und ich konnte endlich den PC anschließen, denn der Akku war leer, als ich am Nachmittag alle Bilder und Videos auf Platte gesichert hatte.
Noch einige Bilder mehr vom Dorfleben

Karakul-Dorf

13.05.25

14 Bilder

Eine Heizung im Zimmer war nicht vorgesehen und so baten wir um eine zweite Decke.
Als ich nach meinem ersten Seespaziergang, der noch einmal tolle Motive bot, zurückkam, begann unsere Gastgeberin gerade das Abendbrot vorzubereiten. Es sollte Teigtaschen geben.
Toma bat sie, ob wir das fotografieren konnten und schlug vor mitzuhelfen.
Beides wurde genehmigt und so habe ich jetzt viel Videomaterial von der Zubereitung mittelasiatischer Teigtaschen.
Bevor die Sonne unterging gab es noch einige schöne Motive imm Dorf, als die Herden eintrafen.
Zum Sonnenuntergang zog es mich jedoch wieder zum See. Es war kalt und schneite ein wenig, aber die Lichtstimmung war besser als am Nachmittag. Die Sonne verschwand schon eine Dreiviertelstunde eher hinter einer dicken dunklen Wolke. Der absolute Hit wurde der Sonnenuntergang somit nicht.
Noch ein paar wunderschöne Bilder vom Sonnenuntergang. Was man doch nicht alles in der Nachbereitung herausholen kann.

Sonnenuntergang-Karakul

13-14.05.25

10 Bilder

Die fertigen Teigtaschen gab es zum Abendbrot. Sie waren mit Gemüse gefüllt. Der Hausherr ging morgen auf Jagd, um Fleisch zu besorgen (in den Bergen auf der Jagd, höchstwahrscheinlich auf Marco Polo Schafe). Durch diese Information wurden Toma und kombinierte haarscharf, dass wir oben in den Bergen, bei den heißen Quellen wohl auch Marco Polo Schaf-Fleisch gegessen haben. Denn das Fleisch wurde ja von den Jägern dagelassen und wegschmeißen wäre zu Schade. Mir war auch in Erinnerung geblieben, dass das Fleisch sehr zäh war und man nicht alles essen konnte.

14. Mai 2025 – Mittwoch – Von Karakul nach Sary Tasch

Die Nacht war kalt und zweimal über den Hof zum Plumpsklo kein Vergnügen.
In der Nacht hatte es geschneit, die Frontscheibe des Jeeps war weiß und am frühen Morgen hingen die Wolken ganz tief über dem Dorf. Hoffentlich ist der Pass nach Kirgistan nicht zugeschneit. Vor der Zeit verließen wir Karakul, um zur verabredeten Zeit an der Grenze zu sein und doch noch Zeit für den einen oder anderen Fotohalt zu haben.
Friedhof von Karakul
Vor der Kurve, die uns weg vom Karakul (dem See) führte, hielten wir noch einmal an für ein Foto.
Von hier sah man auch die Insel im See.
Nach einer gewissen Zeit näherten wir uns wieder der chinesischen Grenze und erfreuten uns an den Stacheldrahtzaun, der immer mal wieder Löscher aufwies.
Einmal war sogar ein großes Tor geöffnet, wo ein LKW bequem durchfahren konnte. Die Chinesen holen sich wohl Sand aus Tadschikistan, meinte unser Fahrer.
Wir waren allein auf der Strecke, 65 Kilometer kein entgegenkommendes Auto, keins das uns überholte, nicht einmal ein deutscher Fahrradfahrer. Selbst die tadschikischen Grenzer zeigten sich nicht.
Wir konnten also ganz in Ruhe die wild-romantische, ja majestätische Landschaft genießen. Als ich wieder einmal „Stopp“ rief und einfach ein cooles Tal fotografieren wollte, sah ich einen größeren Vogel. Schnell das Tele drauf, den Vogel im Sucher finden, abdrücken.
Er war schon ziemlich weit weg, aber auch ziemlich groß. Einen kapitalen Steinadler hatte ich da vor der Linse. Es sah so aus, also ob er Flugprobleme hatte, aber wahrscheinlich hatte er in seinen Greifen eine Beute zu transportieren. Aus den Fotos ging dies nicht eindeutig hervor. Und wieder welch ein Zufall, dass wir gerade zur richtigen Zeit angehalten hatten.
Wir fuhren auf eine ganz besonders beeindruckende Bergkette zu und als wir sie erreicht hatten und in das Tal einbogen, standen wir auch schon vor dem tadschikischen Grenzposten.
Man wollte uns gar nicht sehen. Amirbek verschwand mit unseren Pässen und kam nach einer Weile mit den gestempelten wieder zurück. Ein wenig aufgeregt, da der Preis für die Ausreise (also das Trinkgeld für die Grenzer verdoppelt wurde, seit seinem letzten Besuch). Sie wollen 200 Somon haben.
Das war genau die Summe, die wir noch an tadschikischen Geld übrig hatten. Toma sagte, hier sind sie und er schaute Toma ungläubig an. Nach dem Grenzposten begann die neutrale Zone und der lehmige Weg voller Spurinnen führte hinauf zum Kysil Art Pass (4336 ü. NN).
Oben angekommen hielten wir an. Amirbek drehte das Auto um. Vor uns ein riesiger Steinbock und eine Stehle mit dem Wappen von Tadschikistan.
Es war 9.35 Uhr. Um 10 Uhr sollten wir von Iliyas, unserem kirgisischen Fahrer abgeholt werden. Bis um Zehn vertrieben wir uns die Zeit mit der Beobachtung der Murmeltiere. Punkt 10 Uhr trafen zwei Jeeps auf dem Pass ein. Und jetzt begann das etwas Surreale. Wie in Zeiten des Kalten Krieges auf der Glienicker Brücke in Berlin Agenten ausgetauscht wurden, wurden unter Aufsicht der Grenzer, die in dem zweiten Jeep saßen, die Passagiere aus dem kirgisischen in das tadschikische Auto umgeladen und wir in das kirgisische, nachdem man schnell mal in unsere Pässe geschaut hatte. Wir wurden gegen eine Frau mit zwei kleinen Kindern getauscht. Herzliche Verabschiedung mit Amirbek und los ging es den Pass bergab.

Auf Wiedersehen Tadschikistan - Tadschikistan Bapesch